Person der Woche

Person der Woche: Franziskus Das Christentum wächst global überraschend stark

IMG_ALT
00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos

In Deutschland befindet sich das Christentum in der Krise. Doch weltweit vollzieht sich ein verblüffendes Wachstum der Gläubigen. Erstmals gibt es mehr als 2,6 Milliarden Christen auf der Welt. Die katholische Kirche ruft für Weihnachten zum Gebet für verfolgte Christen auf und der Papst wagt eine lang erwartete Liberalisierung.

Während in Deutschland die Kirchenaustritte zahlreich bleiben, vollzieht sich in globalem Maßstab eine überraschende Hinwendung zum Christentum. Im Jahr 2023 hat die Zahl der Christen weltweit erstmals die Marke von 2,6 Milliarden Menschen überschritten. Zurzeit wächst das Christentum mit einer Jahresrate von 1,18 Prozent im Jahr, also gut 30 Millionen Gläubigen. Jeden einzelnen Tag wird die Christengemeinschaft damit um rechnerisch 82.000 Menschen größer. Noch schneller wachsen momentan allerdings die Glaubensgruppen des Islam (1,87 Prozent). Die Zahl der Muslime hat in diesem Jahr erstmals die Marke von 2 Milliarden überschritten. Die drittgrößte Glaubensgruppe der Hindus (Wachstumsrate plus 1,2 Prozent) misst inzwischen 1,09 Milliarden Menschen.

Am Montag ließ der Papst eine Erklärung veröffentlichen, mit der er den Weg für die Segnung gleichgeschlechtlicher und wiederverheirateter Paare ebnet.

Am Montag ließ der Papst eine Erklärung veröffentlichen, mit der er den Weg für die Segnung gleichgeschlechtlicher und wiederverheirateter Paare ebnet.

(Foto: IMAGO/Independent Photo Agency Int.)

Die Zahlen entstammen der "Study of Global Christianity" von Religionsforschern aus Boston. Sie decken sich mit anderen Studien, so vom PEW Research Center in Washington und den Einzeldaten der christlichen Kirchen. So meldet die katholische Kirche rund 1,38 Milliarden Katholikinnen und Katholiken, insbesondere in Afrika und Amerika würden die Zahlen deutlich steigen. Überraschend ist freilich, dass auch in Ländern wie Japan und China die Zahl der Christen steigt, in Südkorea ist das Christentum mittlerweile sogar die größte organisierte Religion.

Die meisten Christen leben in Afrika

Den Daten zufolge wächst allerdings die katholische Kirche deutlich langsamer (0,93 Prozent) als die Freikirchen. Insbesondere die Evangelikalen verzeichnen großen Zustrom, mit einem jährlichen Plus von 1,79 Prozent. Deutlich schwächer als die christlichen Gemeinschaften wächst die Zahl der Buddhisten (plus 0,77 Prozent) auf nunmehr 535 Millionen. Auch die jüdische Gemeinde wächst nur um 0,7 Prozent (auf 15 Millionen Menschen) und damit wesentlich langsamer als die Weltbevölkerung (Wachstum 1,18 Prozent). Während die Christen derzeit ein Drittel der Weltbevölkerung stellen, liegt der Anteil der Juden bei nur 0,2 Prozent.

Das Wachstum des Christentums vollzieht sich am stärksten auf der Südhalbkugel. Vor hundert Jahren lebten in Europa doppelt so viele Christen wie im Rest der Welt zusammengezählt. Inzwischen leben sowohl in Lateinamerika (611 Millionen) wie auch in Afrika (718 Millionen) mehr Christen als in Europa (566 Millionen), in Asien leben erstmals mehr als 400 Millionen Christen.

"Die Märtyrer leben jetzt, in zahlreichen Ländern"

Zugleich wächst aber auch die Christenverfolgung weltweit. Insbesondere im arabischen Raum, aber auch in Indien und Nordkorea werden Christen wegen ihres Glaubens massiv bedroht, zum Teil brutal verfolgt und mit dem Tod bedroht. Die deutschen Bischöfe rufen daher für den zweiten Weihnachtstag am 26. Dezember zum Gebet für verfolgte und bedrängte Christen auf. Mit dem Gebetstag - symbolisch auf den Gedenktag des heiligen Stephanus gelegt, der als erster Märtyrer der Christenheit gilt - bekenne sich die Kirche auch zur Religionsfreiheit aller Menschen, teilte die Bischofskonferenz (DBK) am Montag in Bonn mit. Der Tag mache deutlich: "Krippe und Kreuz sind aus demselben Holz geschnitzt", sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche, Bischof Bertram Meier. Papst Franziskus lässt sich mit den Worten zitieren: "Es ist nicht erforderlich, in die Katakomben oder ins Kolosseum zu gehen, um die Märtyrer zu finden: Die Märtyrer leben jetzt, in zahlreichen Ländern."

Papst Franziskus hat seinen 87. Geburtstag am Sonntag auch dazu genutzt, in der Ukraine und im Gazastreifen Frieden anzumahnen. Beim Angelus-Gebet verurteilte Franziskus die Erschießung von zwei Frauen in der katholischen Pfarrei von Gaza durch israelische Soldaten. Beim Mittagsgebet nannte er die beiden von Scharfschützen erschossenen palästinensischen Frauen mit Namen und sprach angesichts der Beschießung der Pfarrgebäude in Gaza-Stadt und der Beschädigung der dortigen Niederlassung von Mutter-Teresa-Schwestern von "sehr schwerwiegenden und schmerzhaften Nachrichten". Der Papst betonte, auf dem Gelände der Pfarrei befänden sich "keine Terroristen, sondern Familien, Kinder, Kranke, Behinderte und Ordensfrauen". An die kleine christliche Gemeinde im Gazastreifen richtet der Papst die Bitte, "die Kinder zu schützen, die die eigentliche Rechnung für den Krieg zahlen". Die Pfarrei beherbergt schwerbehinderte Kinder, die von den Mutter-Teresa-Schwestern betreut werden.

Am Montag ließ der Papst dann eine Erklärung veröffentlichen, mit der er den Weg für die Segnung gleichgeschlechtlicher und wiederverheirateter Paare ebnet. Die Zulassung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare war eine Hauptforderung für den deutschen Kirchenreformprozess "Synodaler Weg" und im März von der Synodalversammlung beschlossen worden. Unter deutschen Katholiken wird die Entscheidung des Vatikans weithin als eine überfällige Liberalisierung, zuweilen gar als "Weihnachtswunder" begrüßt.

Zugleich erklärte Papst Franziskus, dass er nach seinem Tod nicht - wie eigentlich üblich - im Vatikan bestattet werden will. Er wolle seine letzte Ruhe vielmehr in der Marien-Basilika Santa Maria Maggiore in Rom finden. "Wie ich es der Jungfrau immer versprochen habe", sagte er. "Früher ging ich, wenn ich in Rom war, immer am Sonntagmorgen dorthin ... Es gibt eine sehr starke Verbindung." Der Platz für seine Grablege sei bereits vorbereitet.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen