Technik

Datenklau bei Sony Banken beruhigen Playstation-Spieler

(Foto: REUTERS)

Es könnte einer der größten Datendiebstähle der Geschichte werden: Hacker dringen in Sonys Playstation Network ein und verschaffen sich Zugriff auf 77 Millionen Nutzerkonten. Darunter sind aller Wahrscheinlichkeit nach auch Kreditkarteninformationen. Banken beruhigen jetzt die Playstation-Spieler.

Kreditkarten-Inhaber müssen sich nach Einschätzung von Banken nach dem massiven Datenklau beim japanischen Elektronik-Konzern Sony keine Sorgen machen. "Für etwaige Schäden aus einer möglichen Manipulation im Zusammenhang mit dem Datendiebstahl müssen die Karten-Inhaber nicht haften", teilte der Zentrale Kreditausschuss, ein Zusammenschluss der Verbände von Privatbanken, Sparkassen, Landesbanken sowie Volks- und Raiffeisenbanken, mit. Noch stehe aber nicht fest, ob im Fall Sony Kreditkartendaten tatsächlich abhanden gekommen seien, sagte ein Sprecher. Potenziell betroffene Kunden sollten ihre Abrechnungen sorgfältig prüfen und bei Unstimmigkeiten unmittelbar das Institut informieren, das die entsprechende Karte ausgegeben hat.

Ähnlich äußerten sich auch die Kreditkarten-Anbieter: Die Bank werde, sobald sie informiert sei, entscheiden, ob die Karte gesperrt und ausgetauscht werden müsse, sagte der Sprecher von MasterCard Deutschland, Thorsten Klein. "Kunden müssen sich keine übergroßen Sorgen machen." Sie sollten aber Unregelmäßigkeiten so schnell wie möglich reklamieren.

Diebe könnten heutzutage Kreditkarten-Daten nicht mehr für jede Transaktion nutzen, hieß es weiter. So benutzt MasterCard beispielsweise zusätzlich zum Sicherheitscode auf der Karte einen sogenannten SecureCode, der nicht bei Händlern, sondern nur der Bank hinterlegt ist. Dadurch werden Missbräuche erschwert und sind in den vergangenen Monaten auch deutlich rückläufig gewesen. Das Problem ist allerdings, dass in Deutschland noch nicht einmal die Hälfte der Händler hier mitspielen. In manchen europäischen Ländern sind die Quoten schon deutlich höher.

Zur Einzelspieler-Konsole degradiert: Sonys Playstation 3.

Zur Einzelspieler-Konsole degradiert: Sonys Playstation 3.

(Foto: REUTERS)

Sony muss unterdessen einen großen Datenskandal managen. Persönliche Daten von etwa 77 Millionen Nutzern der Sony-Spielekonsole PlayStation könnten nach Angaben des japanischen Konzerns gestohlen worden sein. Betroffen seien Kunden der beliebten Plattform Playstation Network, mit der man Spiele im Internet kaufen und dort auch gegeneinander antreten kann. Eine "illegale und nicht autorisierte Person" habe sich Zugriff zu Namen, Anschriften, Email-Adressen, Geburtsdaten, User-Namen, Passwörtern, Login-Details und weiteren sensiblen Daten verschafft, teilte Sony in seinem amerikanischen Playstation-Blog mit.

Die genauen Umstände sind noch unklar. Zwar gebe es keine Hinweise, dass auch Kreditkartendaten gestohlen worden seien, so der Elektronikriese. Dies sei aber nicht auszuschließen. Viele Kunden äußerten ihre Wut im Internet. Kritisiert wurde unter anderem, dass die Aktion nicht sofort publik gemacht wurde.

Laut Sony fand der Angriff auf die Systeme zwischen dem 17. und 19. April statt. Am 19. April sei es bemerkt und das System sofort heruntergefahren worden. Bis zum 26. April blieb der Vorfall allerdings intern. Pikant dabei: Wenige Stunden vorher hatte Sony - immer noch eine der Branchengrößen, aber gegenüber Apple, Samsung und Google tendenziell
auf dem absteigenden Ast - noch den neuen Tablet-Computer in Japan vorgestellt. Ein Firmensprecher sagte, es habe "einige Tage forensischer Untersuchungen" gebraucht, um Klarheit zu haben. Mittlerweile sei auch eine externe Sicherheitsfirma angeheuert worden.

Offline seit Tagen

Der Online-Service für Playstation-Nutzer ist seit einer Woche nicht mehr verfügbar. Damit können Kunden keine Spiele mehr kaufen oder herunterladen und auch nicht gegen Mitstreiter im Internet antreten. Sony teilte mit, der Dienst könne innerhalb einer Woche wieder hergestellt werden. Das Online-Netzwerk wurde im Herbst 2006 eingeführt und bietet Konsolen-Besitzern neben Spielen auch Musik oder Filme. Mitte März wurden 77 Millionen registrierte Kunden gezählt, 90 Prozent davon in den USA und Europa.

Für Sony ist der Hacker-Angriff eine Schmach. Obwohl der Hardware- und Software-Umsatz mit Video-Spielen zuletzt weltweit zurückgegangen ist, bleibt die PlayStation ein wichtiger Gewinnbringer und eines der prestigeträchtigsten Produkte von Sony. Die Video-Spiele sollen auch genutzt werden, um Kunden für den ersten Tablet-Computer des Konzerns zu begeistern. Mit dem Verkauf des neuen Produkts soll noch im Jahresverlauf begonnen werden.

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Details zum Angriff selbst sind noch unklar. Experten vermuten, dass die Hacker in das Netzwerk gelangen konnten, in dem sie den PC des Administrators übernahmen, der wiederum Zugang zu den Kunden-Daten hatte. Dies dürfte, so die Mutmaßungen, über eine E-Mail an den Administrator geschehen sein, die eine tückische Software enthielt und auf den PC des Empfängers geladen wurde.

Versicherer warnen seit geraumer Zeit davor, dass solche Hacker-Angriffe zu einer zunehmenden Bedrohung für Firmen werden. Besonders hohe Schäden sind bei IT-Ausfällen an der Börse, bei Telekom- und Mobilfunkunternehmen, im Flug- und Bahnverkehr, bei Banken und auch bei Auto-Herstellern denkbar. Der Versicherungsmarkt ist aber noch klein, vor allem in den USA werden Policen nachgefragt. Das liegt an den dort hohen Schadensersatzklagen. Pro gestohlenem Datensatz werden oft 200 Dollar angesetzt. So gehen die Summen schnell in die Millionen.

Quelle: ntv.de, rts

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