Pro-Controller von Sony im Test Der DualSense Edge kann viel - für eine kleine Zielgruppe
26.01.2023, 09:33 Uhr
Im Look etwas finsterer: der DualSense Edge von Sony.
(Foto: mba)
So richtig eintauchen in die Welt von Ego-Shootern und Actionspielen - dabei kann ein Pro-Controller durchaus helfen. Für die Playstation 5 bringt nun auch Sony ein modifizierbares Gamepad auf den Markt. ntv.de hat es getestet.
Es darf auch ein bisschen mehr sein: Zumindest was Tasten, Funktionen und digitale Modifikationen angeht. Mit dem DualSense Edge bringt Sony den ersten eigenen Pro-Gaming-Controller für die Playstation 5 auf den Markt. ntv.de konnte das Gamepad vor dem Release bereits testen. Was kann der DualSense Edge und für wen lohnt er sich?
Beim Design hat Sony keine Veränderungen vorgenommen, nur beim Anstrich setzt der Hersteller auf mehr Kontrast. Das Touchpad, die Aktionstasten, das Richtungskreuz und ein Teil der Verkleidung sind jetzt schwarz. Insgesamt kommt das Gerät auf 325 Gramm, rund 45 Gramm schwerer als der handelsübliche PS5-Controller. Der Edge liegt sogar etwas besser in der Hand, da er mehr Grip durch eine rauere Oberfläche des Chassis bietet.
Die beim Verkaufsstart der PS5 hochgelobten Features des Controllers wie das haptische Feedback und die adaptiven Trigger-Tasten hat der Edge natürlich auch. Neu dagegen - und auch direkt erkennbar - sind die Fn-Tasten. Die beiden Plastikfortsätze ragen leicht unterhalb der beiden Sticks hervor. Deren Funktion liegt darin, zügig ein kleines Optionsmenü aufploppen zu lassen, mit dem sich die Lautstärke regeln und zwischen zuvor erstellten Nutzerprofilen wechseln lässt.
Das klingt erst einmal etwas enttäuschend, leitet aber zu den Stärken des Edge über. Der Controller lässt sich vor allem für Ego-Shooter mechanisch, als auch digital anpassen. Dafür gibt es zum einen jeweils zwei Regler auf der Rückseite, seitlich der L2/R2-Tasten. Standard, mittel und stark lassen sich die Regler einstellen und verkürzen so die Trigger-Deadzone, also die Zeit vom Fingerkontakt bis zur tatsächlichen Tasteneingabe. Das ist schonmal eine spürbare und sinnvolle Verbesserung, schließlich dienen die beiden Tasten zum Anvisieren und Schießen.
Digital lässt sich der Eingabeweg noch verfeinern. Ein Bereich von 0 bis 100 regelt, ab wann die Eingabe erfolgt. Je niedriger, desto schneller wird der Abzug gedrückt oder eben anvisiert. Digital einstellen lässt sich auch die Stickempfindlichkeit. Im Test wurde vorwiegend der Shooter "Call of Duty" gespielt. Die digitalen Standardeinstellungen der beiden Sticks wirkten in der Bewegung und im Zielverhalten deutlich behäbiger als beim normalen PS5-Controller. Erst nachdem man eines der Profile für die Stickempfindlichkeit ausgewählt hatte, spielte sich der Shooter wieder flüssiger, alles wirkte agiler.
"Schnell", "Präzise", "Stetig", "Digital" und "Dynamisch"- so die Namen der Profilvorgaben - besitzen alle unterschiedliche Reaktionskurven, die sich nochmal individuell anpassen lassen. Die Erklärungen zu den einzelnen Profilen zeigen schon, welche Kunden Sony ansprechen will: Vorteile sollen vor allem Fans von Action-Games und Shootern haben. Im Test hat die Kombination aus "Dynamisch" (linker Stick) und "Schnell" (rechter Stick) den größten Eindruck hinterlassen. Hier fühlte sich sowohl die Bewegung mit dem linken Stick als auch das Zielen mit dem rechten Stick am besten an.
"Jump Shot" wird gefährlicher
Wirklich große Vorteile hat man aber eher durch die individuelle Tastenbelegung. Dazu hat Sony die Möglichkeit eingebaut, auf der Rückseite des Controllers zwei Paddel-Tasten anzubringen, die sich dank Magneten einfach in die Fassung fügen. Die Rücktasten gibt es in zwei Formen, als Flügel und als Halbmond, je nachdem welche ergonomisch besser zur Hand des Spielers passen. Man kann keine einzelnen Gameplaybefehle auf diese Tasten legen, aber deren Funktionen.
Belegt man beispielsweise die X- und O-Taste auf das Paddel, lassen sich die elementaren Befehle "Springen" und "Rutschen" so von zwei Fingern steuern, die sonst gar nicht zum Einsatz kommen - sofern man den Controller handelsüblich hält. So bleibt der Daumen stetig auf dem rechten Aim-Stick. In einem Spiel wie "Call of Duty" wird das, sind die Koordination der Finger erst einmal in Fleisch und Blut übergegangen, zu einem echten Vorteil. Die Paddel ermöglichen so, bereits schneller nach dem Rutschen-Befehl ins Anvisieren und Feuern zu gehen. Auch der beliebte "Jump Shot" (um die Ecke hüpfen, zielen, schießen und den Gegner so überraschen) geht besser von der Hand.
Das klingt natürlich alles sehr speziell und so richtet sich der Edge auch eher an Heavy User, was Shooter angeht. Der stolze Preis von 240 Euro ist für Gelegenheitszocker auch gar nicht zu rechtfertigen. Das ist dreimal so viel wie ein herkömmlicher PS5-Controller und mehr als die Hälfte des Konsolenpreises.
Lieber Kabel statt Akku
Der Lieferumfang ist für den Preis ordentlich. Eine schicke Schutztasche aus Hartplastik, sechs verschiedene Rundkappen für die Sticks, die sich somit schnell austauschen lassen, die genannten Paddels und ein rund zwei Meter langes Ladekabel inklusive Steckergehäuse. Das soll verhindern, dass im Eifer des Gefechts das Kabel abrutscht - dafür hat der Aufsatz sogar eine Lock-Funktion, mit zwei Haken, die das Kabel am Controller fixieren. Blöd daran ist, dass die Passform nur auf das mitgelieferte Kabel ausgelegt ist und andere USB-C-Anschlüsse im Gehäuse nicht ordentlich fixiert werden können.
Und eigentlich kann man den Edge-Controller auch gleich angeschlossen lassen, denn die Akkuleistung entspricht der des normalen DualSense, die Anforderungen an den Edge sind aber höher. Das geht auf die Batterie. Nach rund 7,5 Stunden war der Edge im Test leer gesaugt, der normale DualSense schafft da bis zu zehn Stunden.
Ein echtes Top-Feature ist dafür das austauschbare Stickmodul. Durch einen Release-Schieber auf der Rückseite lässt sich ein Teil des vorderen Chassis öffnen. Ein kleiner Bügel hebelt das Modul heraus. So lässt sich das größte Controller-Problem beheben: Stick-Drift, also das Verziehen der Controller ohne spürbare Einwirkung. Es ist eine normale, dafür aber lästige Verschleißerscheinung bei Gamepads. Sony bietet ein Tauschmodul für 25 Euro an, was ein fairer Preis ist, um den Controller so selbst wieder auf Vordermann zu bringen. Aber auch hier rentiert sich das eher für Heavy User, deren Controller-Verbrauch im Jahr deutlich über 1 liegt - und auch hier rentiert sich die Anschaffung erst nach drei bis vier Jahren.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Sony mit DualSense Edge ein sehr guter Pro-Controller gelungen ist, die Zielgruppe aber eher klein ist. Ja, der Edge kann in Shootern zum Vorteil werden, das eigene Gameplay an sich, macht er natürlich nicht automatisch besser. Gelegenheitszocker dürfte der hohe Preis ohnehin abschrecken. Wer ausschließlich Shooter zu seiner Zocker-Leidenschaft zählt, kann mit dem Edge aber wunderbar an seinen Skills schrauben.
Quelle: ntv.de