Technik

Software überlistet Emulatoren simulieren Betriebssysteme

Um mit dem Computer ein Netzwerk zu simulieren, braucht es exakt ein Stück Hardware. Denn die Zeiten, in denen pro Betriebssystem ein Rechner gebraucht wurde, sind vorbei. An die Stelle der Hardware sind so genannte Emulatoren getreten.

Die Software tut so, als wären die entsprechenden Geräte da, sagt Dirk Rathje, Computerexperte aus Hamburg. Damit ist es kein Problem mehr, unter Windows auch Linux oder andere Betriebssysteme zu starten. Man bringt mit Emulatoren Programme aus anderen Rechnerwelten zum Laufen, sagt Frank Limbacher von Apple in München.

Einer der Anbieter ist die amerikanische Firma Connectix. Deren so genannte virtuelle Rechner haben den Mac-Nutzern früher ermöglicht, Windows- und Linux-Software auf ihren Computern auszuführen. Inzwischen werden die verschiedensten Betriebssysteme als Wirtsrechner unterstützt: So läuft die Software auf MS-DOS, den Windows-Versionen ab 3.1, OS/2, NetWare und verschiedene Varianten von Linux und BSD-Maschinen. Die Software erstellt einen virtuellen Computer pro Betriebssystem, erklärt Tina Billo, die Connectix im deutschsprachigen Raum vertritt.

Jeder der so geschaffenen Computer hat einen eigenen Platz auf dem Desktop - inklusive Audio- und Videokarte, Netzwerkadapter und Prozessor. Angeschlossene Geräte wie Drucker, Modem oder Laufwerke funktionieren unter jedem neu installierten Betriebssystem. Der Benutzer wechselt mit einem Mausklick zwischen Betriebssystemen und Anwendungen, ohne das System wiederholt starten zu müssen. Texte und Grafiken können zwischen den virtuellen PCs verschoben werden.

Die Maschinen laufen nicht nur einzeln, sondern können zu einem virtuellen Netzwerk zusammengeschlossen werden, das auch auf externe Server und Netzwerke ausgedehnt werden kann, sagt Billo. Somit seien die Tage der Rechnerfarmen mit unterschiedlichen Betriebssystemen auf den Schreibtischen gezählt, sagt Computerexperte Rathje. Ein leistungsstarker Rechner mit Emulatoren reicht für verschiedene Systeme aus, und man muss nur noch ein Stück Hardware warten.

Emulator-Software wie Virtual PC oder VMWare finden zwei Hauptabnehmer: Das ist was für Hardcore-Programmierer, die der Menschheit alte Spielhallen- oder Konsolenspiele erhalten wollen, sagt Apple-Sprecher Limbacher. Sogar alte Cartridges, die Datenträger der Frühzeit, könnten gelesen werden. Der Emulator tut so, als wäre er ein Programm. Die Software gaukelt vor, sie sei die Hardware und liest die Cartridges aus, die dann als Software vorliegen.

Das hat Kultstatus, sagt auch Computerexperte Rathje. Da werden die alten Atari und C64 wiederbelebt. Die Spiele sind kultig, waren aber für eingeschränkte Rechnerkapazitäten gemacht. Das ist auch jetzt nur eine eingeschränkte Nutzergruppe, sagt Limbacher. Denn für neue, leistungshungrige 3D-Spiele seien die Emulatoren nicht geeignet - dazu liefen die simulierten Betriebssysteme zu langsam. Die Grenzen für die Anzahl der Betriebssysteme setzen die Systemressourcen: Je mehr RAM beispielsweise verfügbar ist, desto mehr Betriebssysteme kann der Benutzer ausführen, erklärt Billo. Speicher kann die Software nicht emulieren - der muss real da sein.

Nicht nur Spielsüchtige und Anhänger der Retro-Welle können von der Software profitieren. Was bei den Spielen geht, funktioniert auch bei älterer Software, die mitunter auf neuen Betriebssystemen nicht mehr läuft, sagt Rathje. Anders herum funktionieren auf Heimcomputern mit einem etwas betagteren Betriebssystem neue Anwendungen nicht - auch da kann Abhilfe geschaffen werden.

Während sich der Softwareriese Microsoft trotz des kürzlichen Kaufs des Anbieters Connectix zum Thema Emulatoren bedeckt hält, spielen sowohl bei Apple als auch bei SuSe Linux die Emulatoren eine Rolle, um etwa Windows-Programme ausführen zu können. Die Entwickler finden es zwar wenig sexy, dass sie Windows auf Linux zum Laufen bringen sollen, aber natürlich gibt es Emulatoren für die wichtigsten Anwendungen, sagt Christian Egle, Sprecher der SuSe Linux AG. Der Anbieter mit dem Pinguin, dessen Betriebssystem laut Egles inzwischen zwei bis drei Millionen Nutzer in Deutschland hat, baue eben breite Brücken in Richtung Linux. Letztlich muss der Kunde entscheiden, welches System er will und braucht.

Apple musste zwangsläufig bei seinem neuen Betriebssystem eine Möglichkeit zur Emulation einbauen. Mac OS X basiert auf UNIX, das hat mit dem alten System nicht mehr viel zu tun, sagt Computerexperte Rathje. Dennoch sollen die alten Programme auch auf neuen Rechnern noch laufen. Geschwindigkeitswunder darf man allerdings mit den Emulatoren nicht erwarten.

Quelle: ntv.de

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