Gefällt uns das? Facebook ergreift Webmacht
23.04.2010, 12:57 UhrGoogle muss um seinen schlechten Ruf als größte Internet-Krake fürchten: Facebook will durch so genannte Social Plugins im Netz bald allgegenwärtig sein. Wenn es nach Firmengründer Mark Zuckerberg geht, gibt es bald auf allen Webseiten den berühmten "Gefällt mir"-Knopf.
Auf der Facebook-Entwicklerkonferenz F8 hielt Firmengründer Mark Zuckerberg eine Rede, die in die Geschichte eingehen könnte. Vielleicht war es der Tag, an dem Facebook begann, Google die "Weltherrschaft" über das Internet abzuringen.
Dies mag übertrieben klingen, aber ganz so abwegig ist der Begriff der "Weltherrschaft" in diesem Zusammenhang nicht. Zuckerberg nennt seine Wunderwaffe "Open Graph". Damit ist nichts anderes gemeint, als das jeder, der möchte, auf seiner Webseite so genannte Social Plugins von Facebook zu platzieren kann - unter jedem Text, jedem Foto und jedem Video.
Ein Klick genügt
Das bekannteste Social Plugin ist der "Gefällt mir"-Knopf über den Facebook-Nutzer mit einem Mausklick oder Fingertip ihren Freunden zeigen können, dass sie etwas gut finden. Empfehlungen sind ebenfalls möglich, auch dafür bietet Open Graph eine Schaltfläche. Ein weiteres Social Plugin zeigt die Profilbilder von Freunden an, die ihre Spuren auf einer besuchten Seite hinterlassen haben. Und selbstverständlich können Webseiten-Betreiber auch Kommentare von Facebook-Nutzern zulassen. Eine Übersicht der Social Plugins ist auf "Facebookbiz" zu finden.
Zum Start der Facebook-Offensive findet sich der Facebook-Button nur auf wenigen Dutzend Webseiten. Unter ihnen sind aber Schwergewichte wie der Software-Gigant Microsoft oder die Online-Seite der großen US-Zeitung "New York Times". Vermutlich werden sich Facebooks Social Plugins in Windeseile im Internet verbreiten. Macht die "New York Times mit", kann die "Washington Post" schlecht tatenlos zusehen. So werden bald alle wichtigen Internetseiten "gefacebookt" sein - ob sie wollen oder nicht.
Infos im Sekundentakt
Eingeloggte Nutzer könnten dann das Gefühl haben, das World Wide Web sei eine große Facebook-Gemeinde. Wohin sie auch surfen, sehen sie Empfehlungen von Freunden. Sie sehen, was ihnen gefällt oder für welche Produkte sie sich interessieren. "Mit unseren Werkzeugen kann man aus jeder Webseite eine Facebook-Seite machen", sagt Zuckerberg. Wenn viele Freunde eines Nutzers mitmachen, wird deren Startseite einem Newsticker gleichen: Informationen im Minuten- oder Sekundentakt.
Facebook sammelt all diese Informationen, speichert und zeigt sie im Profil seiner Nutzer. Das Netzwerk kennt dann noch besser die Vorlieben seiner Mitglieder. Vielleicht sogar besser als "echte" Freunde und Angehörige. Facebook stellt die Informationen auch den beteiligten Webseiten-Betreibern zur Verfügung. So können beispielsweise Internet-Shops Surfer mit personalisierten Angeboten empfangen, obwohl sie die Seite vorher noch nie besucht haben.
Werbestrategen frohlocken, Datenschützer schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Das "Web 3.0", wie Zuckerberg es nennt, könnte kaum noch zu kontrollieren sein. Mehr denn je wird es auf die Eigenverantwortung und das Problembewusstsein der Nutzer ankommen.
Quelle: ntv.de