Technik

Bis zum Strafraum ist alles gut Fifa 15 hat ein Torwart-Problem

Manche Paraden sehen spektakulär aus, wie diese von Tim Howard.

Manche Paraden sehen spektakulär aus, wie diese von Tim Howard.

(Foto: Electronic Arts)

Nach dem Alleingang im Jahr 2014 bekommt Fifa im Herbst wieder einen Gegner: PES 2015. Umso wichtiger für die Fußballsimulation, dass die Qualität stimmt. Tatsächlich spielt Fifa 15 sich durchweg hervorragend - bis die Torhüter eingreifen.

Electronic Arts ist Vorreiter und Marktführer in Sachen virtueller Fußball. Von Fifa gibt es jedes Jahr eine neue Version - und jedes Spiel löst eine hitzige Diskussion aus. Ist Fifa 15 nun wirklich besser als Fifa 14? Und war nicht eigentlich Fifa 99 das Beste, was es je gab? Und sollte man nicht doch mal einen Blick auf den Konkurrenten Pro Evolution Soccer 2015 werfen? Tatsächlich wird PES-Entwickler Konami nach seiner Kunstpause im vergangenen Jahr im November erstmals eine eigene NextGen-Version seiner Simulation für Xbox One und Playstation 4 vorlegen.

Bei Fifa 15 wird eines relativ schnell deutlich, wenn die Controller in der Hand liegen und die ersten Partien gespielt sind: Fifa bietet mehr Freiheiten als die Vorjahresversion. Fifa 14 war arg taktisch geraten. Es ging es vor allem um Auge und den richtigen Moment des Abspiels. Torraumszenen waren nicht so häufig, weil der Ballführende die Kugel schnell wieder verlor. Das ist zwar realistisch, konnte aber auch frustrieren. Fifa 15 fühlt sich hingegen fluffig an, die Bewegungen, das Drumherum, die Steuerung ist überaus intuitiv. Der Ball bleibt länger am Fuß, es gibt mehr Raum auf dem Platz.

Kullerbälle ins Tor

Manchmal sieht es aber auch so aus: Der Torwart sitzt auf dem Hosenboden und weiß nicht so recht, wie ihm geschehen ist.

Manchmal sieht es aber auch so aus: Der Torwart sitzt auf dem Hosenboden und weiß nicht so recht, wie ihm geschehen ist.

Doch die neue Version hat auch Probleme. So ist etwa die neue Torwart-KI gelegentlich nicht besonders intelligent. Das hatte sich schon auf der Gamescom angedeutet. Schlussmänner laufen zu früh heraus und dann überflüssigerweise wieder zurück, lassen haltbare Schüsse einfach passieren und machen dabei nicht den Eindruck, dass sie überhaupt bemerken, was geschieht. Andere Bälle kullern einfach an ihrem Fuß vorbei und ins Tor.

"Wenn der Ball reingeht, ist es ein Torwartfehler", hat der deutsche Nationaltorwart Manuel Neuer nach dem WM-Viertelfinale der DFB-Elf gegen Frankreich gesagt, als er in der Nachspielzeit einen harten Schuss von Karim Benzema in die kurze Ecke mit einer Hand abgewehrt hatte. Wenn das stimmt, machen die Torhüter in Fifa 15 viele Fehler. Denn nicht wenige Bälle schlagen in jener Torwartecke ein. In Fifa 13 oder 14 war es wesentlich schwieriger, den letzten Mann so zu überwinden.

Ein bisschen Kritik muss sich Electronic Arts wohl auch wegen der Kommentatoren anhören. Jeder, der die Vorgängerversionen kennt, wird nicht viele Unterschiede bemerken. Manchmal parlieren Frank "Buschi" Buschmann und Manni Breuckmann gar über die Bundesligasaison 2012/13 statt die darauf folgende oder gar die aktuelle. In der englischen Version sieht das anders aus. Da strotzen die beiden Stimmen der Premier League nur so vor Referenzen auf die Geschehnisse bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. Manches ist allerdings auch dabei Ansichtssache. Dass Sergio Agüero von Manchester City etwa einen wichtigen Beitrag zum Finaleinzug der Argentinier gehabt haben soll, ist wohl unter Verklärung einzuordnen.

Realistische Bewegungen, intensive Zweikämpfe

Die Zweikämpfe in Fifa 15 sind vielseitiger und intensiver als beim Vorgänger. So zupft beim Drücken der Tackle-Taste der eigene Akteur am Trikot des Gegenspielers, und mit dem richtigen Timing wird bei Zweikämpfen auch der Oberkörper eingesetzt. Pfeift der Schiedsrichter dann ab, liefern sich die beiden Kontrahenten nicht selten verbale Scharmützel. Wenn viel gegrätscht wird, macht sich das auf dem Rasen bemerkbar: Der Platz wird im Laufe einer Partie schlechter.

Die Schnelleinstellungen für Angriff und Verteidigung sind differenzierter und haben nun sieben Abstufungen, vom Abwehrriegel bis zur bedingungslosen Offensive. Im Spielfluss ebenfalls angenehmer ist die geringere Verzögerung bei Einwürfen. Die Warterei bei Fifa 14 konnte schon Nerven kosten, besonders wenn es um einen schnellen Gegenstoß ging.

Insgesamt macht Fifa 15 einen etwas natürlicheren Eindruck. Das gilt vor allem dann, wenn der eigene Spieler am Ball ist, da die Bewegungen realistischer aussehen. Motivierend ist zudem, das auch dreiste Dribblings bisweilen erfolgreich sind. Das neue Fifa ist ein exzellentes Sportspiel, trotz teils ausgelutschter Kommentare und schwächelnder Torhüter. Spätestens wenn Konami im November mit seiner ersten NextGen-Version von Pro Evolution Soccer auf den Markt kommt, wird sich zeigen, ob es auch das Beste ist.

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Quelle: ntv.de

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