Der große Mobilfunktest 2013 Hier funkt's am besten
05.12.2013, 10:45 UhrZum 16. Mal in Folge hat die Zeitschrift "connect" die Qualität der Mobilfunknetze getestet. Geprüft wurde, wer in Zeiten rasanten LTE-Ausbaus seine Kunden am besten mit Sprach- und Datendiensten versorgt.
LTE ist auf dem Vormarsch: Alle Netzbetreiber bis auf E-Plus statten ihre Netze großflächig mit der neu e Mobilfunk-Generation aus. Smartphones mit dem neuen Funkstandard gibt es mittlerweile reichlich zu kaufen, bis zu 70 Prozent soll der Marktanteil der Neuverkäufe bei manchem Netzbetreiber nach Insider-Informationen ausmachen. Grund für das Telekommunikationsmagazin "connect", den diesjährigen Netztest komplett mit modernen LTE-Smartphones und -Tablets durchzuführen.
LTE macht Sprachetelefonie zur Hürde
LTE (4G) bringt zwar hohe Maximalgeschwindigkeit beim Datentransfer, stellt bei der Sprachtelefonie aber eine Herausforderung dar. Weil weder Netze noch Endgeräte zur Zeit die Telefonie über LTE erlauben, muss das Telefon vor Gesprächsbeginn auf einen älteren Funkstandard heruntergeschaltet werden, Mobilfunktechniker nennen das Circuit Switched Fallback (CSFB). Dazu muss natürlich erst ein 2G- oder 3G-Netz gefunden werden. Dadurch dauert es naturgemäß länger, bis ein Ruf aufgebaut ist, auch die Fehleranfälligkeit steigt.
Deutsche Telekom: Platz 1 im Netztest
Ohne Abstriche setzt sich die Deutsche Telekom an die Spitze des Testfeldes. Damit ist der Deutschen Telekom der Titel-Hattrick gelungen, der dritte Netztestsi eg in Folge. Das ist umso erstaunlicher, da in einem guten LTE-Netz zwar die Daten flutschen, die Telefonie aber in Sachen Stabilität und Rufaufbauzeit kritisch ist, weil vor dem Gespräch das Netz gewechselt werden muss.
Bei der Telekom mit über 80 Prozent LTE-Anteil ist davon fast nichts zu merken. Sie kommt innerstädtisch auf ein Zehntel an das LTE-freie Vorjahr heran. Und auch auf den Transferstrecken steigt die Rufaufbauzeit nur minimal. Bei den Daten beschleunigt LTE die Geschwindigkeit um das Drei- bis Vierfache, beim Datei-Download erreicht die Telekom sogar einen mittleren Durchsatz von 36 Mbit/s, und selbst bei Youtube-HD-Videos liegt die Erfolgsrate jenseits der 99 Prozent. Die Telekom baut dabei den Abstand zu den Mitbewerbern noch aus.
Vodafone: Platz 2 im Netztest
Bei Daten zeigt das Vodafone-Netz Potenz, bei der Telefonie aber noch Optimierungsbedarf. Dass der LTE-Ausbau den schnellen und zuverlässigen Verbindungsaufbau beim Telefonieren nicht leichter macht, zeigt Vodafone. Eine Leitung zu schalten dauert im Schnitt zwei bis drei Sekunden länger als bei der Telekom, und auch Fehler treten häufiger als beim Testsieger auf.
Wenn die Verbindung steht, liegen Telefonate klanglich und von der Stabilität auf dem hohen Niveau der Telekom, das spricht für die Qualität der 2G- und 3G-Sprachdienste. Bei Datendiensten ist Vodafone wohl auch dank eines 75-prozentigen LTE-Anteils die k lare Nummer zwei. Dabei liegt die Telekom zwar teilweise deutlich vorn, doch auch mit einer Vodafone- SIM-Karte sind passionierte Mobilsurfer bestens bedient. Über den mittleren Durchsatz von knapp 20 Mbit/s wäre auch heute noch mancher DSL-Nutzer glücklich.
Wenn Vodafone sein Netz weiter optimiert, wie zuletzt beobachtet, werden im nächsten Jahr die Karten womöglich völlig neu gemischt.
O2 im Netztest
Beim LTE-Ausbau muss O2 noch aufholen, das spiegeln die Ergebnisse klar wider. Mit 65 Prozent LTE-Ausbau entlang der Routen lag O2 spürbar hinter den beiden großen Netzbetreibern - das ist dem späteren Start des LTE-Rollouts geschuldet. Die längeren Rufaufba uzeiten und die nicht ganz so hohe Klangqualität lassen sich dadurch erklären, dass O2 für die Telefonie von LTE häufiger nach GSM wechselt als nach UMTS.
Auch bei den Erfolgsraten war O2 anno 2012 um einen halben bis einen Prozentpunkt besser als dieses Jahr, unterm Strich kommt O2 beim Telefonieren hinter der Telekom und E-Plus als Dritter ins Ziel.
Das gilt auch für die Datendienste, bei denen O2 in den Städten hinter der Telekom und Vodafone landet und gegenüber dem Vorjahr deutlich zugelegt hat - teilweise haben sich die Geschwindigkeiten verdoppelt. Ein mittlerer Durchsatz von 15,5 Mbit/s beim Downlad großer Dateien ist für die meisten Anwendungen mehr als genug. Außerhalb der Städte fällt O2 in der Zuverlässigkeit der Datendienste ab.
E-Plus im Netztest
Ohne LTE zeigt E-Plus ein starkes Ergebnis in der Telefonie, bei den Daten gibt es noch Luft nach oben. Noch ist der angekündigte LTE-Ausbau bei E-Plus für das Jahr 2014 Zukunftsmusik. Stattdessen wu rde das Netz auf den letzten Stand der UMTS-Technik gebracht. Der Fortschritt ist ganz deutlich bei Telefonie-Messungen zu merken, wo sich E-Plus auch dank einer Verbesserung gegenüber dem Vorjahr knapp hinter der Telekom auf dem zweiten Platz einreiht.
Wer schnell, zuverlässig und preiswert telefonieren möchte, sollte E-Plus bei der Netzbetreiberwahl berücksichtigen. Auch bei den Datendiensten hat E-Plus durch konsequenten 3G-Netzausbau spürbar zugelegt. So dauert der Upload einer 3-MB-Datei statt im Mittel 22 nur noch 6 Sekunden. Auch die anderen Kenndaten sind bei E-Plus in diesem Jahr auf einem für die normale Nutzung des mobilen Internets akzeptablen Niveau.
Doch die anderen Netzbetreiber sind besser - Telekom und Vodafone bieten zudem auf den Transferrouten höhere Zuverlässigkeit.
Blick ins Ausland: Österreich und Schweiz
Auch in Österreich und der Schweiz waren die Tester von "connect" unterwegs und gerade Österreich zeigt einmal mehr, wie gut Mobilfunkversorgung sein kann. Mit 472 von möglichen 500 Punkten spielt A1 Telekom Austria das mit Abstand beste Ergebnis in diesem D-A-CH-Netztest ein. Auch T-Mobile erreicht mit sehr guter Sprachqualität und besonders in den Städten überzeugenden Datendiensten ein sehr gutes Netztest-Ergebnis. Und selbst der durch die Übernahme von Orange vermutlich nur vorübergehend geschwächte Netzbetreiber Drei ist insgesamt gut und bei der Sprache sogar knapp der beste Netzbetreiber im Test.
In der Schweiz ist die Swisscom bei Sprache und Daten sehr gut und gewinnt drei von vier Teildisziplinen sehr überlegen. Doch auch wenn der Sieg eindeutig ist, spielen Sunrise und Orange gute Ergebnisse ein.
So wurde getestet
Die Datenmessungen erfolgten mit acht in zwei getrennten Fahrzeugen montierten, leistungsfähigen Smartphones. Zusätzlich erfassten beide Wagen in regelmäßigen Abständen die Versorgungslage an stark frequentierten Plätzen in den Städten. In den belebten Zentren war zusätzlich ein Team zu Fuß unterwegs. Mit vier automatisiert messenden Tablets prüften die Netztester auf diese Weise unter anderem auch die Indoor-Versorgung.
Quelle: ntv.de