Ermittlungspannen

Anfang 2024 hindern mehrere Hundert Landwirte eine Fähre mit Wirtschaftsminister Habeck daran, in Schleswig-Holstein anzulegen. Die Polizei nimmt die Personalien der Teilnehmer jedoch nicht auf. Ein Jahr später ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen lediglich eine Person.

Die Ermittlungspannen rund um den Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri häufen sich. Als das Berliner LKA den Marrokaner vor dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz noch für einen Drogendealer hielt, wusste das BKA längst mehr, sagte aber nichts.

Was geschah in der Justizvollzugsanstalt Kleve? Der Brand in einer Zelle, in dessen Folge ein syrischer Insasse starb, wird von den Behörden in Nordrhein-Westfalen als Suizid eingeschätzt. Doch ein Medienbericht zieht diese Annahme nun in Zweifel.

Um die Ermittlungspannen gegen den Breitscheidplatz-Attentäter Anis Amri aufzuarbeiten, hat die Berliner Polizei eine Taskforce eingesetzt. Ihr Bericht zählt zahlreiche Fehler der Beamten auf. Die Wirkungen waren verheerend.

Mehr als ein Jahr nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz muss erstmals ein hoher Verantwortungsträger persönliche Konsequenzen tragen. Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt muss gehen. Das ist richtig, unvermeidbar und dennoch unfair. Ein Kommentar von Sebastian Huld

• Konsequenz aus Pannenjahr Berlins Polizeichef Kandt muss gehen

Seit langem ist Klaus Kandt umstritten: Unter seiner Führung leistet sich die Berliner Polizei gravierende Ermittlungspannen im Fall Amri. Auch die Polizeiakademie sorgt regelmäßig für Negativschlagzeilen. Nun muss der Polizeipräsident seinen Hut nehmen.

Eigentlich wollen Union und SPD nach dem Weihnachtsmarkt-Attentat auf einen Untersuchungsausschuss im Bundestag verzichten. Doch nach dem Bekanntwerden erneuter Ermittlungspannen ändert Unionsfraktionschef Kauder seine Meinung.

Bei der Auswertung von Anis Amris Mobiltelefon sind Fotos durch das Raster gefallen, die den späteren Attentäter mit Waffen zeigen. NRW-Innenminister Reul spricht von einem Fehler, "der nicht hätte passieren dürfen".

• Video Polizei übersah Waffenfotos auf Amris Handy

Der Fall Anis Amri wirft immer neue Fragen auf. Mehr als ein Jahr vor dem Anschlag erkennt laut einem Bericht sein Mitbewohner die Gefahr, wendet sich an die Behörden und schlägt Alarm. Doch seine Warnungen laufen ins Leere.

Ein Stoffstück am Fundort der Leiche der neunjährigen Peggy bringt Ermittler auf eine ungewöhnliche Spur. Sie vermuten einen Zusammenhang zum NSU-Terroristen Uwe Bönhardt. Nun bestätigt die Polizei, dass diese Fährte falsch sein könnte.

• Video Böhnhardt Spur im Mordfall Peggy ist mögliche Ermittlungspanne
• Keine seelische Störung Gerichts-Psychiater: Zschäpe ist schuldfähig

Vor eineinhalb Jahren fliegt die rechtsextreme Terrorzelle NSU auf - erst jetzt kommt heraus: Womöglich geht auch ein Sprengstoffattentat in einer türkischen Kneipe auf das Konto der NSU-Terroristen.

Zehn Morde, Anschläge, Raubüberfälle und jede Menge Ermittlungspannen: in München startet der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer des rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrunds. So groß oder weniger groß die Erwartungen der deutschen Journalisten sind, so unterschiedlich sind sie auch.

Eine wichtige Waffenspur bei den Neonazi-Morden ging unter. Der NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags macht den Ermittlern nun schwere Vorhaltungen. Die geben sich selbstkritisch. Hier kommt der Autor hin

Aus Konsequenz aus der NSU-Affäre werden ab sofort die Daten von auffällig gewordenen Rechtsextremen über eine zentrale Datei ausgetauscht. Von Polizisten kommt allerdings Kritik: Die Datenbank gehe nicht weit genug und der Datenschutz stehe bei Ermittlungen im Weg.

Ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl stellt sich Angela Merkel bei der traditionellen Sommer-Pressekonferenz den Fragen der Hauptstadtjournalisten. Ihre Ziele bei der Wahl, der Hassprediger Terry Jones, NSU-Ermittlungspannen, das Steuerabkommen mit der Schweiz: Themen, zu denen sich Merkel positioniert. Die Presse kommentiert.

Nach dem Bekanntwerden der zahlreichen Ermittlungspannen im Zusammenhang mit den rechtsterroristischen Morden der NSU wurde schnell der Ruf nach der Abschaffung der Geheimdienste laut. Doch nun mehren sich die Stimmen, die davor warnen, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Doch es steht nicht weniger als die Neuerfindung der Sicherheitsdienste an. Hier kommt der Autor hin