Radsport

Paris (dpa) - Mit einem flammenden Anti-Doping-Appell hat Tour-Direktor Christian Prudhomme die Präsentation der spektakulären 100. Frankreich-Rundfahrt begonnen. Hier kommt der Autor hin

Paris (dpa) - Mit einem flammenden Anti-Doping-Appell hat Tour-Direktor Christian Prudhomme die Präsentation der spektakulären 100. Frankreich-Rundfahrt begonnen.

Seine Titel sind weg, Lance Armstrong, die einstige Ikone, ist nur noch ein Betrüger. Der Radsport-Weltverband lässt sich dafür feiern, sein Präsident Pat McQuaid sieht sich als Aufklärer. Doch wer nun daran glaubt, dass alles besser wird, darf auch getrost davon ausgehen, dass die Erde eine Scheibe ist. Ein Kommentar von Stefan Giannakoulis

In der größten Dopingaffäre der Sportgeschichte verliert Lance Armstrong seine sieben Tour-de-France-Titel. Der Radsport-Weltverband streicht den US-Amerikaner aus allen Siegerlisten seit 1998. "So etwas darf nie wieder passieren", sagt Präsident Pat McQuaid. Und will selbst nicht zurücktreten.

Mit dem Absturz Lance Armstrongs gerät der gesamte Radsport ins Trudeln. Die Spitze des Weltverbandes UCI muss sich wegen angeblicher Beteiligung am Betrugssystem rechtfertigen, ein Großsponsor steigt aus. In Australien treten Funktionäre zurück.

Immer mehr Geldgeber wenden sich von Lance Armstrong ab. Der frühere Chef des Radsport-Weltverbands dagegen betont weiter, dass es gegen den Ex-Star keine "Beweise" gebe. Verbruggen bezieht sich auf Gerüchte, wonach die UCI-Spitze 1999 einen Dopingtest verschleiert habe.

Es gibt wohl bald einen neuen Rekordsieger der Tour de France - zu erdrückend ist die mehr als 1000 Seiten starke Beweissammlung gegen Lance Armstrong. Der Weltverband des Radsports soll über Schmiergelder beteiligt gewesen sein. Und damit am "hochentwickeltsten Dopingprogramm, das die Sportwelt jemals gesehen hat".

Der als größter Betrüger der Radsport-Geschichte enttarnte Lance Armstrong kann mit dem Verlust seiner Tour-de-France-Siege rechnen. Der Weltverband UCI will gegen die Aberkennung aller Triumphe des Texaners seit 1998 nur dann Einspruch einlegen, wenn es gravierenden Anlass im Bericht der Dopingfahnder gebe. Der ist nicht zu erwarten.

Er hat die ominöse Omerta im Radsport, die Schweigemauer, durchbrochen. Jetzt sollen andere seinem Beispiel folgen, fordert der frühere belgische Profi Johan Museeuw. "Nahezu jeder" habe Mitte der 1990er Jahre gedopt, sagt der Ex-Weltmeister, "jeder muss seine Schuld bekennen" - damit der Radsport neu anfangen kann.

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Doping-Kapitulation spricht der tief gefallene Radsport-Held Lance Armstrong seinen Fans Trost zu. Die sollen sich bloß nicht um ihn sorgen. Wada-Boss John Fahey trauert derweil dem Dopingprozess nach, dem sich der Tour-Rekordsieger entzogen hat. Ruhe wird Armstrong trotzdem nicht haben. Hier kommt der Autor hin