Offener Brief Angehörige von inhaftierten IS-Kämpfern wenden sich an Bundesregierung
15.06.2025, 17:55 Uhr
IS-Kämpfer mit einer Flagge der Terrormiliz.
(Foto: Amaq News Agency/AP/dpa)
Angehörige von ehemaligen Kämpfern der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) aus Deutschland, die in Syrien inhaftiert sind, haben sich an die Bundesregierung gewandt. In einem Offenen Brief, der der dpa vorliegt, fordern sie, dass die seit Jahren gefangen gehaltenen Männer eine Chance zur Rückkehr nach Deutschland erhalten. Der Südwestrundfunk (SWR) hatte zuerst darüber berichtet.
"Unsere Söhne, Brüder oder Enkel haben sich in unserer deutschen Gesellschaft radikalisiert. Wir alle tragen hierfür die Verantwortung, nicht Syrien. Es ist höchste Zeit, dass wir dieser Verantwortung gerecht werden", heißt es in dem Brief. Die Bedingungen in den Gefängnissen unter kurdischer Verwaltung im Nordosten Syriens, wo nach Schätzungen noch Tausende inhaftiert sind, seien katastrophal. Es gebe Berichte über Folter, Erpressung und völlig unzureichende medizinische Versorgung.
Nach dem Fall von Machthaber Baschar al-Assad bestünde zwar die Aussicht, dass die neue syrische Regierung die Gefangenen vor Gericht stellt. Die Angehörigen bitten die Bundesregierung jedoch darum, bereits jetzt Informationen über den Zustand der Inhaftierten zu erhalten. Außerdem sollten das Internationale Komitee vom Roten Kreuz sowie Rechtsanwälte Zugang zu den Haftanstalten bekommen. Darüber hinaus fordern die Angehörigen, dass die Rückführung der ehemaligen IS-Kämpfer nach Deutschland vorbereitet wird. Bei ihnen handele es sich sämtlich um Männer, nach Informationen des SWR sind es insgesamt 30. Dutzende Frauen und Kinder aus Deutschland, die zum IS nach Syrien gekommen waren, seien zwischen 2019 und 2022 bereits von der Bundesregierung wieder zurückgeführt worden.
Der dreiseitige Offene Brief wurde von der Beratungsstelle Leben des Vereins "Grüner Vogel", die die Angehörigen nach deren Aussagen begleitet, an das Bundeskanzleramt, das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium weitergeleitet.
Quelle: ntv.de, dpa