So lassen sich Ausgaben senken "100 Euro sollten am Monatsende übrig sein"
20.06.2023, 15:55 Uhr Artikel anhören
Die Lebenshaltungskosten für einen Erwachsenen liegen hierzulande laut Verbraucherzentrale bei 600 bis 800 Euro pro Monat.
(Foto: picture alliance/dpa)
Angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten müssen selbst Menschen mit höheren Einkommen aufpassen, nicht mehr Geld auszugeben, als ihnen eigentlich zur Verfügung steht. Experten von der Verbraucherzentrale Hamburg erklären bei ntv.de, an welchen Stellen viele Menschen sparen könnten.
Experten empfehlen ein Haushaltsbuch. Was ist das, und warum sollte eigentlich jede(r) eines führen?
In einem Haushaltsbuch werden idealerweise alle fixen Kosten erfasst, sowohl die monatlichen als auch die viertel-, halb- und jährlichen Kosten. Daneben werden alle Ausgaben des täglichen Bedarfs erfasst, sodass man weiß, wo das eigene Geld hinfließt und ob am Ende des Monats etwas übrig ist. Wenn nicht, hat man zumindest die Kostenfaktoren schwarz auf weiß, sprich die Stellschrauben, an denen sich drehen ließe. Solche Haushaltsbücher gibt es in allen Formen, sei es in Papierform, zum Beispiel über die Verbraucherzentrale Hamburg, als einfache Excel-Tabelle oder auch als App. Wenn man wirklich alles aufschreibt, stellt man schnell fest, wie schnell sich vermeintlich kleine Ausgaben - hier mal ein Eis oder Schokoriegel, da mal ein Kaffee - zu beachtlichen Summen addieren.
Zu den aktuellen Preistreibern zählen Lebensmittel, im vergangenen Jahr wurden sie im Schnitt um mehr als 13 Prozent teurer. Die Deutschen geben ohnehin schon vergleichsweise wenig Geld für Nahrungsmittel aus - wie ließen sich diese Ausgaben noch stärker senken?
Wer immer mit einem Essensplan im Kopf und Einkaufszettel in den Supermarkt geht, tätigt am wenigsten Impulskäufe. Dort sollte man außerdem Grundpreise vergleichen: Der Grundpreis muss je Kilogramm oder 100 Gramm angegeben werden und hilft so ganz einfach, das günstigste Angebot zu finden; denn Füllmengen sind bei gleichen Packungsgrößen und Preisen oft unterschiedlich. In den Regalen stehen im direkten Blickfeld in der Regel teurere Markenprodukte. Verbraucher sollten zudem Sonderangebote und saisonale Waren bevorzugen, die sind meistens günstiger. Auch wer selbst kocht, kann im Vergleich zu Fertigprodukten richtig sparen. Kaffee für die Arbeit und ein Brötchen für die Mittagspause kosten selbstgemacht ebenfalls mehrere Euro pro Tag weniger. Ebenso lässt sich das Geld für Mineralwasser aus der Flasche sparen, zum Beispiel durch Leitungswasser und einen Sprudler.
Die Energiekosten sind inzwischen wieder gesunken, wer in der Krise einen neuen Vertrag abschließen musste, hat trotzdem weiterhin deutlich höhere Kosten. Und infolge des Klimaschutzes wird Energie künftig teurer bleiben als in der Vergangenheit. Wie lässt sich hier sparen?
Das Heizen schlägt beim häuslichen Energieverbrauch am stärksten zu Buche. Nicht selten treiben veraltete Heizkessel die Kosten zusätzlich in die Höhe. Ist eine Modernisierung nicht möglich, kann bewusstes Heizen zu merklichen Einsparungen führen. Bei der Beleuchtung lässt sich ebenfalls sparen: LED-Lampen sind zwar etwas teurer in der Anschaffung, verbrauchen aber bis zu 90 Prozent weniger Strom und haben eine rund 100 Mal längere Lebensdauer. Sparpotenzial haben auch Elektrogeräte, allein durch den Stand-by-Verbrauch. Beim Neukauf orientiert man sich am besten am Energieverbrauch, dabei helfen die sogenannten Energieeffizienzklassen. Bei Spül- und Waschmaschinen wie auch bei Trocknern gilt: Beladen Sie die Maschine möglichst voll.
Wie hoch sind heute die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten pro Monat?
Für einen Erwachsenen sind eigentlich 600 bis 800 Euro zu veranschlagen - da lässt sich erahnen, warum viele Menschen mit ihrem Einkommen nicht mehr auskommen. Es geht schließlich nicht nur um Essen und Trinken oder das Auto. Zu den Kosten gehören auch Telefon/Internet/Streamingdienste, der Rundfunkbeitrag, Drogerieartikel, Klamotten, notwendige Versicherungen, Zeitschriften-Abos, Mitgliederbeiträge für Sportverein oder Gewerkschaft, Rücklagen für Urlaub und Notfälle etc.
Wie viel Geld sollte ich für Ausgaben zur Seite legen, die nur einmal pro Jahr fällig werden, und welche sind das?
Sicher sein, dass alles berücksichtigt ist, kann man nur, wenn man sich anschaut, wofür man im letzten Jahr Geld ausgegeben hat. Klassiker für nicht regelmäßige Ausgaben sind Versicherungen und Urlaub. Wer weiß, was er oder sie letztes Jahr bezahlt hat, sollte - mindestens - diesen Betrag wieder beiseitelegen.
Wie viel von meinem Einkommen sollte - falls überhaupt möglich - am Monatsende übrig bleiben?
Für Eventualitäten sollte man zumindest 100 Euro am Ende eines Monats übrig haben.
Wie viel Geld sollte ich für Notfälle immer griffbereit auf dem Sparbuch haben, falls eine Reparatur, eine Neuanschaffung oder Ähnliches fällig wird?
Im Idealfall hat man irgendwann das dreifache Monatseinkommen auf dem Tagesgeldkonto als Notgroschen angespart.
Welchen Anteil meines Gehalts sollte ich als private Rentenvorsorge, also neben den Beiträgen für die gesetzliche Rentenkasse, beiseitelegen bzw. in ein entsprechendes Vorsorgeprodukt einzahlen?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Zum einen muss man sich die Sparbeiträge leisten können. Zum anderen ist es wichtig, das richtige Produkt zu finden. Ein schlechtes, kostenintensives Produkt kann viel Rendite fressen. Lieber kleinere Beträge in ein gutes Produkt stecken als hohe in ein schlechtes. Bei Unsicherheit sollte man am besten eine Beratung in Anspruch nehmen.
Wo kann ich Hilfe bekommen, wenn ich selbst nicht in der Lage bin, meine Ausgaben so weit wie nötig zu senken?
Ein erster Schritt zur Kostensenkung sollte ein ehrlicher Kassensturz sein. Wenn man sich nicht von eigentlich überflüssigen Ausgaben trennen mag - Stichwort Sportstudio, in dem man seit einem Jahr nicht war -, kann auch eine Budgetberatung in einer Schuldnerberatung helfen. Ohne Einschnitte geht es in manchen Fällen einfach nicht. Manchmal hilft es schon, wenn man die Raten an die Bank senken kann. Wir von der Verbraucherzentrale Hamburg können in unserer Schuldnerberatung auch weiterhelfen, wenn das bisherige Ausgabeverhalten zu einer Überschuldung geführt hat.
Protokoll: Christina Lohner
Quelle: ntv.de