Lokführer streiken 80 Prozent aller Fernzüge fallen aus - Notfallplan läuft
16.11.2023, 06:53 Uhr Artikel anhören
Vier von fünf Fernverkehrsverbindungen kann die Bahn heute nicht bedienen.
(Foto: picture alliance / SvenSimon)
Die Bahn reagiert auf den Streik der Lokführergewerkschaft GDL mit einem Notfahrplan. Der ist seit dem Morgen in Kraft und sieht vor, dass wenigstens jede fünfte Fernverkehrsverbindung bedient werden kann.
Der Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat im Bahnverkehr bundesweit zu zahlreichen Zugausfällen geführt. "Der Notfahrplan der Deutschen Bahn ist wie geplant und stabil angelaufen", teilte die Deutsche Bahn am Morgen online mit. Dieser sieht unter anderem vor, dass nur rund 20 Prozent der eigentlich geplanten Fernverkehrsfahrten angeboten wird.
Die Auswirkungen des am Mittwochabend begonnenen 20-stündigen Warnstreiks im Regionalverkehr sind je nach Bundesland unterschiedlich. "In einzelnen Regionen fahren aufgrund der Streikbeteiligung teilweise gar keine Züge", teilte der bundeseigene Konzern weiter mit. In Nordrhein-Westfalen waren am Morgen einzelne Stellwerke nicht besetzt - damit hat dort der Warnstreik auch Auswirkungen auf andere Eisenbahnunternehmen, da ohne Fahrdienstleiter ganze Streckenabschnitte nicht befahren werden können.
Für Berlin und Brandenburg teilte ein Sprecher mit, dass auf einzelnen Strecken Ersatzbusse eingesetzt werden. "Viele Fahrgäste haben ihre geplante Reise vorgezogen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben können", hieß es von der Bahn.
Im Güterverkehr dürften die Folgen ebenfalls weitreichend sein. Der Warnstreik der GDL läuft seit Mittwochabend, 22 Uhr, und endet am Donnerstagabend um 18 Uhr. Es ist der erste Arbeitskampf der GDL im laufenden Tarifkonflikt. Sie fordert 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Als Kernforderung will sie zudem eine Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich durchsetzen. Die Bahn bezeichnet das als unerfüllbar.
"Nachhilfe" für Bahn
Die Gewerkschaft hatte den Warnstreik überraschend am Dienstag angekündigt, nur wenige Tage nach der ersten Verhandlungsrunde zwischen beiden Seiten in Berlin. Bei den Gesprächen vergangene Woche hatten sich die Tarifparteien zunächst auf einen Verhandlungsfahrplan mit wöchentlichen Treffen geeinigt. Die nächste Verhandlungsrunde war für diesen Donnerstag und Freitag angesetzt. Nach der Warnstreikankündigung hatte die Bahn das Gespräch aber abgesagt. "Entweder man streikt, oder man verhandelt. Beides gleichzeitig geht nicht", sagte Personalvorstand Martin Seiler. "Wer diese Verabredungen in dieser Gestalt bricht und kurzfristig zu Streiks aufruft und die Reisenden damit in Haftung nimmt, der kann nicht erwarten, dass wir weiter am Verhandlungstisch sitzen."
GDL-Chef Claus Weselsky betonte, dass Warnstreiks während laufender Verhandlungen nicht unüblich seien. "Das ist ein völlig normaler Vorgang im Tarifgeschäft, wenn die Arbeitnehmer feststellen müssen, dass die andere Seite Nachhilfe benötigt."
Quelle: ntv.de, ter/dpa