Ab Neujahr drei Meiler weniger AKW Brokdorf stellt Stromproduktion ein
31.12.2021, 16:10 Uhr
Das AKW Brokdorf ist direkt an der Elbe gelegen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Schleswig-Holsteins letztes Atomkraftwerk geht endgültig vom Netz. Am Silvestertag speist die Anlage in Brokdorf letztmals Strom in das Netz ein. Zwei weitere Meiler ziehen nach. Der deutsche Atomausstieg geht damit in die finale Phase.
Das Atomkraftwerk Brokdorf hat am letzten Tag des Jahres letztmals Strom ins Netz eingespeist. Gemäß Atomausstieg muss der Reaktor zum Jahresende vom Netz. Damit geht die Zeit der Atomkraft in Schleswig-Holstein zu Ende. Die Reaktoren Krümmel und Brunsbüttel wurden nach schweren Pannen bereits vor Jahren abgeschaltet.
Früheren Angaben von Kraftwerksleiter Uwe Jorden zufolge hat die Anlage in ihrem letzten Betriebsjahr mit 11,5 Milliarden Kilowattstunden (kWh) voraussichtlich einen neuen Rekord bei der Jahresstrommenge erreichen. Der Druckwasserreaktor mit einer Netto-Leistung von 1410 Megawatt ist seit 1986 in Betrieb. Er hat gut 360 Milliarden kWh produziert.
Das Kernkraftwerk Brokdorf war eines der am wenigsten störanfälligen in Deutschland. Ende 2017 beantragte Betreiber PreussenElektra als Konsequenz aus dem Atomausstiegsbeschluss die Stilllegung. Alle 193 Brennelemente aus dem Reaktorkern kommen im Januar in ein Lagerbecken und nach vier Wochen in das Standortzwischenlager. Der Abbau könnte bis 2040 dauern.
Deutschland vollzieht Atomausstieg - oder?
Bis Mitternacht gehen noch zwei weitere Meiler vom Netz. Neben Brokdorf werden am Silvestertag auch die AKW im niedersächsischen Grohnde und Block C im bayerischen Gundremmingen abgeschaltet und stillgelegt. Der gesetzlich vorgeschriebene Rückbau wird allerdings noch viele Jahre in Anspruch nehmen.
Damit liefern 2022 nur noch drei Atomkraftwerke in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen Strom, bis in genau einem Jahr auch dort die Produktion eingestellt werden muss und der deutsche Atomausstieg offiziell vollzogen ist. Allerdings dürfen zwei Anlagen weiter betrieben werden, die Brennstoff und Brennelemente für den Export herstellen.
Die damalige Bundesregierung hatte den Ausstieg aus der Kernenergie 2011 nach dem Atomunglück im japanischen Fukushima besiegelt. Neuerdings äußern sich allerdings wieder mehr Befürworter der Kernenergie, weil dadurch anders als bei der Stromproduktion etwa aus Kohle deutlich weniger klimaschädliches Kohlendioxid entstehe. Experten sehen einen Weiterbetrieb oder neue Technologien wie kleine SMR-Reaktoren aufgrund fehlender Konzepte und hoher Baukosten allerdings kritisch.
Quelle: ntv.de, chr/dpa