Was können wir uns noch leisten? Alleinerziehende (57) mit Kindern im Studium: Dieses Jahr bin ich im Minus
22.10.2023, 11:46 Uhr Artikel anhören
"Mit zwei studierenden Kindern habe ich hohe Extrakosten", erklärt die Controllerin.
(Foto: picture alliance / Schoening)
Vor allem Energie und Lebensmittel sind deutlich teurer geworden. Bei ntv.de verraten regelmäßig Menschen aus allen Einkommensgruppen, was das für ihren Alltag bedeutet - wie hoch ihr Einkommen ist, wofür sie wie viel Geld ausgeben und was am Monatsende übrig bleibt. Heute:
Name: Katharina
Alter: 57
Wohnort: Hamburg
Ausbildung: BWL-Studium
Aktuelle Tätigkeit: Controllerin
Arbeitszeit pro Woche: 39 Stunden
Monatliches Bruttogehalt: 4931 Euro
Weihnachtsgeld: 4931 Euro pro Jahr
Familienstand: geschieden, drei Kinder (17, 20 und 26 Jahre alt)
Haushalts-Nettoeinkommen pro Monat: rund 4.700 Euro aus
- knapp 3100 Euro Monatsgehalt
- 500 Euro Kindergeld für meine beiden jüngeren Kinder (da der Älteste schon über 25 Jahre ist, gibt es für ihn kein Kindergeld mehr)
- 50 Euro Mieteinnahmen nach Steuern (gem. Steuererklärung 2022)
- 310 Euro Dividenden nach Steuern (2023 war ein gutes Jahr)
- 760 Euro Unterhalt
- Darüber hinaus bekomme ich einmal pro Jahr rund 2200 Euro netto Weihnachtsgeld und oft eine Steuerrückzahlung, teils mehrere 100 Euro pro Jahr
Kosten für mein Reihenhaus mit 112 Quadratmetern: insgesamt 533 Euro aus 165 Euro Darlehen (Bank und privat), 325 Euro Betriebskosten ohne Heizen und Warmwasser sowie 43 Euro Grundsteuer
Monatliche Kosten für Heizen und Warmwasser mit Gas: Mein Abschlag beträgt unverändert 254 Euro, für das vergangene Jahr musste ich allerdings 2326 Euro nachzahlen, pro Monat kamen umgerechnet also 193 Euro dazu. Wir haben einen in diesem Fall ungünstigen Tarif, der sich immer an den aktuellen Preisen orientiert. Da die Preise inzwischen wieder gesunken sind, sollte meine Nachzahlung für dieses Jahr aber nicht mehr so hoch ausfallen.
Wie stark diese im Lauf der Energiekrise gestiegen sind: Heizen und Warmwasser sind im vergangenen Jahr um drei Viertel teurer gewesen.
Monatliche Stromkosten: 91 Euro
Wie stark diese im Lauf der Energiekrise gestiegen sind: 16 Prozent
Weitere Fixkosten pro Monat:
- Riester-Vertrag: 110 Euro
- Internet, Festnetz und Handyverträge für mich und mein jüngstes Kind: knapp 60 Euro
- Rundfunkgebühr: 18 Euro
- Versicherungen: 147 Euro für KFZ-, Haftpflicht-, Hausrat- und Zusatzkrankenversicherung
- Mobilität: 300 Euro für Tanken, Steuer und Rücklagen für ein neues Auto, das ich absehbar brauchen werde, sowie das Nahverkehrsticket für mein jüngstes Kind
- Gewerkschaft: 50 Euro
- Sport: 70 Euro für mein Fitnessstudio und die beiden Sportvereine meines jüngsten Kindes
- Zeitungsabonnement: 25 Euro
- Kontoführungsgebühr: 10 Euro
Zusätzliche Ausgaben für die zwei Kinder, die auswärts studieren (ich zahle mehr als ich müsste, weil ihr Vater nicht so viel bezahlt, wie er müsste):
- Kind 1: Wohnen 535 + 120 Euro zum Leben = 655 Euro pro Monat
- Kind 2: Wohnen 456 + 120 Euro zum Leben = 576 Euro pro Monat
(Kind 3 ist in den oben angeführten Fixkosten berücksichtigt)
Unterm Strich frei verfügbares Haushaltseinkommen für Lebensmittel, Hygiene, Freizeit, Kleidung, Urlaub etc.: rund 1800 Euro
Wie viel mehr ich heute für Lebensmittel ausgebe als vor eineinhalb Jahren: Etwa 30 Prozent mehr, insgesamt gebe ich im Supermarkt für mich und meinen jüngsten Sohn, der noch bei mir lebt, mindestens 500 Euro aus.
Wofür ich am meisten Geld ausgebe:
- Lebensmittel und Freizeit: Ich gehe ungefähr einmal im Monat ins Theater, Kino und zu Konzerten. Dafür gebe ich monatlich im Schnitt insgesamt 70 Euro aus. Mein Partner lädt mich oft ein.
- Reisen: Ich verreise nicht nur mit meinem Partner und meinem jüngsten Kind, sondern auch einmal pro Jahr mit einem meiner beiden älteren Kinder.
Besondere Ausgaben in diesem Jahr:
- 5000 Euro Sondertilgung bei meiner Hypothek fürs Haus
- 450 Euro Sonderzahlung an unsere Wohnungseigentümergemeinschaft
- 370 Euro für die Abschlussfahrt meines jüngsten Kindes plus Taschengeld
- 200 Euro wegen des Umzugs meines ältesten Kindes
Wie viel ich für Urlaub ausgebe: Früher habe ich gerne Kurzreisen gemacht, dieses Jahr weniger. Bereits im Vorjahr geplante Reisen fanden statt, ich habe alle Reisen aus Rücklagen bezahlt:
- Acht Tage Ägypten mit meinem Partner: 1200 Euro für mich
- Acht Tage in Deutschland mit meinem Partner: 1200 Euro für mich
- Vier Tage Kopenhagen mit meiner Tochter: 1200 Euro für uns beide
- Sieben Tage Ski-Reise meines jüngsten Sohnes mit Freunden: 1000 Euro für ihn
- Acht Tage Sommer-Trip meines jüngsten Sohnes mit Freunden von ihm: 300 Euro für ihn
- Zwei Wochenendtrips mit meinem Partner für jeweils 250 Euro für mich (alles inklusive)
- Sechs Tage Bildungsurlaub: 400 Euro für mich
An welchen Stellen ich aufgrund der hohen Inflation spare: Ich kaufe jetzt noch mehr Lebensmittel, wenn sie im Angebot sind, und koche günstiger, zum Beispiel weniger Fleisch. Ich habe den ganzen Winter wenig geheizt und dusche kürzer. Freizeitaktivitäten kürze ich auch. Nur bereits am Jahresanfang zugesagte Reisen finden statt. Ich gehe seltener zum Friseur, das Färben übernehme ich schon länger selbst. Das Kleidungsbudget für mich habe ich gekürzt. Den Kindern gegenüber bin ich immer großzügig, sie sollen nicht darunter leiden, dass alles so teuer geworden ist.
Bis Sommer 2022 habe ich nur 34 Stunden pro Woche gearbeitet, dann hat mein Arbeitgeber endlich auf 39 Stunden aufgestockt. Was ich nun mehr verdiene, wird allerdings durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten aufgefressen.
Die Angaben dieser wichtigsten Einnahmen und Ausgaben beruhen auf Selbstauskünften, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
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Wie viel am Monatsende übrigbleibt: Dieses Jahr bin ich im Minus, da ich viele Sonderausgaben hatte. Allein fürs Wohnen musste ich ja fast 2800 Euro nachzahlen.
Wie viel davon ich zurücklege: Ich lege jeden Monat 200 Euro auf einem Tagesgeldkonto zurück. Dieses Jahr habe ich allerdings 2000 Euro von diesem Rücklagenkonto auf mein Girokonto übertragen.
Wünsche an die Politik: Menschen mit mittleren Einkommen sollten nicht so hohe Steuern und Abgaben zahlen müssen. Und es sollte einfacher möglich sein, nicht zahlende Väter zu Unterhaltsleistungen zu zwingen.
Quelle: ntv.de, Christina Lohner