Wirtschaft

VW-Skandal weitet sich aus Alles halb so wild

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(Foto: AP)

Bei Volkswagen jagt eine Hiobsbotschaft die nächste. So unangenehm das für den Autokonzern auch ist, vor langfristigen Folgen muss er sich nicht fürchten.

Für Volkswagen kommt es knüppeldick: Der Abgasskandal ist noch schlimmer als bisher bekannt, die Aktie wird regelrecht verprügelt. Analysten stimmen einen Abgesang auf das VW-Papier an. Gemach, möchte man ausrufen. Alles halb so wild.

VW Vorzüge
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Erinnern Sie sich noch an Toyota? Wegen defekter Gaspedale zahlten die Japaner im vergangenen Jahr in den USA 1,2 Milliarden Dollar, um ein Strafverfahren abzuwenden. Bei Unfällen sollen zahlreiche Menschen ums Leben gekommen sein. Und GM zahlte im September 900 Millionen Dollar wegen defekter Zündschlösser. Auch hier sind Menschen gestorben, 124 Todesfälle wurden damit in Verbindung gebracht. So groß die Aufregung auch war, kaum jemand erinnert sich heute noch daran.

Und bei VW wird es genauso sein. Wie viel Geld der Skandal den Auto-Hersteller kostet, lässt sich noch nicht absehen. Volkswagen selbst geht bisher von zwei Milliarden Euro aus – das ist für einen Konzern wie VW verkraftbar.

Zudem ging es bei Toyota und GM um tödliche Zwischenfälle, nicht um frisierte Abgaswerte. Den allermeisten Autokäufern dürften diese herzlich egal sein. Für sie zählen der Preis, die Qualität, die Sicherheit. Und da liegen VW-Modelle offensichtlich ganz weit vorn – schließlich liefern sich die Wolfsburger nicht ohne Grund mit Toyota ein Rennen um den Titel "größter Autohersteller der Welt".

Der Abgasskandal hat bisher nicht dazu geführt, dass Volkswagen in den USA nennenswert weniger Autos verkauft. Im Oktober – dem ersten vollen Monat nach Bekanntwerden der Manipulation - wurde VW dort rund 30.000 Autos los und damit nur 0,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Auf die Bestellungen neuer Fahrzeuge könne man bisher keinerlei Auswirkungen des Abgas-Skandals beobachten, sagt Axel Kalthoff, Vertriebschef bei Volkswagen. Mit anderen Worten: Die Amerikaner juckt der Skandal kaum.

Zweifellos, der Skandal muss als das bezeichnet werden, was er ist – als ein Skandal. Es darf nicht sein, dass ein deutscher Autohersteller manipuliert. Das ist nicht nur unsäglich für Volkswagen, es kratzt am Image der gesamten deutschen Automobilindustrie.

Doch während sich Volkswagen mit der Affäre herumschlägt, ruft GM 1,4 Millionen Autos wegen Brandgefahr zurück. Bei Fiat Chrysler sind es 141.000 Fahrzeuge, weil sich möglicherweise ein Rad lösen könnte. Im Mai riefen Toyota und Nissan 6,5 Millionen Autos wegen defekter Airbags zurück. Mit anderen Worten: So etwas ist in der Autobranche an der Tagesordnung. Sie sind schnell vergessen. Was für Sicherheitsmängel gilt, gilt für Abgaswerte erst recht.

Volkswagen wird der Skandal zwar viel Geld kosten. Dafür werden die US-Behörden schon sorgen. Doch er wird nicht dazu führen, dass VW künftig weniger Autos verkauft. Und das ist es, was zählt.

Quelle: ntv.de

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