Lagerarbeiter organisieren sich Amazon soll erste Gewerkschaft bekommen
22.10.2021, 03:05 Uhr
Amazon gilt als sehr fordernder Arbeitgeber. Inzwischen bezahlt der Konzern seine Mitarbeiter besser als früher.
(Foto: AP)
Amazon ist der zweitgrößte Arbeitgeber der USA. Doch Gewerkschaften bleiben beim Online-Riesen bislang außen vor. Lagerarbeiter, die daran etwas ändern wollen, kritisieren, der Konzern bekämpfe ihr Vorhaben "mit allen Mitteln". Doch sie wollen weitermachen.
Amazon in den USA sieht sich einem erneuten Versuch der Bildung einer Gewerkschaft gegenüber. Eine Vereinigung von Lagerarbeitern des Versandhändlers in New York beklagte am Donnerstag, dass der Konzern "mit allen Mitteln" gegen ihr Vorhaben vorgehe. Eine Amazon-Sprecherin wies dies zurück, sprach sich aber grundsätzlich gegen die Bildung von Gewerkschaften aus.
Bislang hat keine Niederlassung von Amazon in den USA es geschafft, eine Gewerkschaft zu bilden. Anfang April war ein erster derartiger Versuch in einem Logistikzentrum in Bessemer im Bundesstaat Alabama gescheitert. Eine breite Mehrheit der Beschäftigten stimmte gegen die Arbeitnehmervertretung. Amazon war zuvor entschieden gegen die Gewerkschaftspläne vorgegangen.
"Wir sehen uns mit denselben Strategien konfrontiert, die in Bessemer, Alabama, angewandt wurden", erklärte die Vereinigung in New York, die selbsternannte Amazon Labour Union (ALU) nun. Es würden Plakate in den Toiletten aufgehängt oder "externe Berater, die sich auf die Bekämpfung von Gewerkschaften spezialisiert haben", kämen an den Arbeitsplatz "um die Beschäftigten spalten".
"Unsere Mitarbeiter haben die Wahl"
Die ALU plant, ihren Antrag zusammen mit 2000 gesammelten Unterstützungsunterschriften am 25. Oktober bei der US-Arbeitsrechtsbehörde (NLRB) einzureichen. Im Falle einer Genehmigung wird am Standort Staten Island, einem Stadtteil von New York, eine Abstimmung abgehalten. Die potenzielle künftige Gewerkschaft fordert unter anderem höhere Löhne, sicherere Arbeitsbedingungen und mehr Urlaub.
"Unsere Mitarbeiter haben die Wahl, einer Gewerkschaft beizutreten oder nicht", sagte die Amazon-Sprecherin Kelly Nantel. Aber "als Unternehmen sind wir nicht der Meinung, dass Gewerkschaften die beste Lösung für unsere Mitarbeiter sind". Sie verwies auf "große Fortschritte", die beim Thema Gehalt und Arbeitssicherheit in den vergangenen Jahren bereits erzielt worden seien.
Amazon steht in USA wegen der Arbeitsbedingungen seiner 950.000 Angestellten in der Kritik. Gewerkschaften und auch Politiker kritisieren, dass die Beschäftigten bei Amazon einem hohen Arbeitsdruck und einer permanenten Kontrolle ausgesetzt seien. Amazon hatte massiv von geschlossenen Läden im Zuge der Corona-Lockdowns profitiert. Der Konzern beschäftigt weltweit rund 1,3 Millionen Menschen; 2020 waren rund 500.000 Leute zusätzlich eingestellt worden.
Quelle: ntv.de, ino/AFP