Verdi sieht Teilerfolg Amazon hebt Löhne in Deutschland an
11.06.2021, 18:27 Uhr
Der Einstiegslohn bei Amazon soll künftig 12 Euro die Stunde betragen.
(Foto: REUTERS)
23.000 Menschen arbeiten beim Online-Händer Amazon in Deutschland - 5000 sollen demnächst hinzukommen. Ihnen will das Unternehmen künftig mindestens zwölf Euro die Stunde zahlen. Verdi fordert einen noch größeren Sprung.
Der Online-Händler Amazon erhöht den Einstiegslohn in Deutschland. Ab Juli sollen alle Beschäftigten an den Logistikstandorten vom ersten Tag an einen umgerechneten Einstiegslohn von mindestens 12 Euro brutto pro Stunde erhalten, wie der Konzern mitteilte. "Ab Juli verdient jede Kollegin und jeder Kollege in Deutschland gleichberechtigt umgerechnet 12 Euro oder mehr pro Stunde, egal wo sie arbeiten", sagte Amazon-Deutschlandchef Ralf Kleber. Bisher lagen die Einstiegslöhne je nach Region zwischen 11,30 Euro und 12,70 Euro für die deutschen Logistikzentren.
Nach Amazon-Angaben erhalten alle Versandmitarbeiter eine Lohnerhöhung. Der Einstiegslohn soll im Herbst 2022 auf mindestens 12,50 Euro steigen. Die Gewerkschaft Verdi erklärte, Aktionen und Streiks hätten beim Onlinehändler Wirkung gezeigt. "Die Ankündigung höherer Einkommen ist wohl das Mindeste, was man von einem Konzern verlangen kann, der sich in den vergangenen Monaten eine goldene Nase verdient hat", sagte Orhan Akman, bei Verdi verantwortlich für den Einzel- und Versandhandel.
Verdi fordert 12,50 Euro
Amazon bleibe aber noch immer hinter Verdis Tarifforderungen im Einzel- und Versandhandel zurück. "Wir fordern ein Mindesteinkommen von 12,50 Euro für alle Beschäftigten", sagte er weiter Nur so könne die Gefahr späterer Altersarmut durch zu geringe Renten eingeschränkt werden. "Außerdem verlangen wir eine tabellenwirksame Gehaltserhöhung von 4,5 Prozent plus 45 Euro", sagte Akman.
Amazon hat nach eigenen Angaben seit 2010 mehr als 28 Milliarden Euro in Deutschland investiert und mehr als 23.000 feste Arbeitsplätze geschaffen. Im laufenden Jahr sollen weitere 5000 Job hinzukommen. Weltweit beschäftigt Amazon mittlerweile weit über eine Million Menschen
Amazon liegt seit Jahren mit Verdi wegen Tarifstreitigkeiten im Clinch. Ende Mai hatte Verdi dem weltgrößten Onlinehändler zudem vorgeworfen, er überwache seine Mitarbeiter. Akman hatte sich anlässlich der Anhörung im Europäischen Parlament zu den Unternehmenspraktiken des US-Konzerns geäußert.
Kleber erklärte nun, Amazon sei ein fairer Arbeitgeber, behandele alle mit Respekt und biete seinen Beschäftigten vom ersten Tag an hervorragende Leistungen und Karrieremöglichkeiten. So erhalte die Belegschaft eine ganze Reihe von Zusatzleistungen. Dazu zählten unter anderem von der Arbeitsleistung abhängige Bonuszahlungen, Mitarbeiteraktien, Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung sowie ein Fortbildungszuschuss für Weiterbildung in vierstelliger Höhe. Amazon habe sich vorgenommen, der beste Arbeitgeber der Welt zu werden, sagte Deutschlandchef Kleber.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa