Bilanzen und Konjunktur "Anleger im Kaufrausch" - DAX hat weiter Luft nach oben
25.02.2024, 10:45 Uhr Artikel anhören
Die 18.000 Punkte beim DAX sind keine bloße Fantasie mehr.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Rekordjagd an den Börsen dürfte anhalten. Die Unternehmensbilanzen fallen bislang äußerst solide aus. Viele Konzerne verwöhnen Anleger zudem mit Rückkäufen. Daneben sorgt das Thema KI weiter für Schnappatmung bei Investoren. Und in Sachen Inflation könnte die neue Woche einmal mehr das Thema Zinssenkungen in den Fokus rücken.
Auf der Jagd nach weiteren Rekorden nehmen die DAX-Anleger die magische Marke von 18.000 Punkten ins Visier. Analysten sehen für den deutschen Leitindex nach dem jüngsten Sprung auf die Bestmarke von 17.429 Zählern durchaus noch Luft nach oben. Die Stimmung trüben könnten in der kommenden Woche konjunkturelle Schwächesignale, während die Flut von Firmenbilanzen für Schwung sorgen dürfte.
Mit der anstehenden Dividendensaison, den umfangreichen Aktienrückkäufen und der überwiegend guten technischen Verfassung der Einzeltitel sollten stärkere Rückschläge nur bei schwachen Vorlagen auftreten. Auch auf dem erhöhten Niveau ist der deutsche Aktienmarkt keinesfalls teuer, im historischen Vergleich bleibt er sogar immer noch günstig bewertet.
Momentan haben die Bullen das Ruder an den Finanzmärkten fest in der Hand. Der Börsenhype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) nach den spektakulären Wachstumszahlen des US-Chip-Konzerns Nvidia hatte die Anleger weltweit mitgerissen. "Die Anleger sind in einen wahren Kaufrausch verfallen", sagt Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Auf Wochensicht legte das deutsche Börsenbarometer 1,5 Prozent zu.
"Inwieweit dieser von Technologiewerten geführte Höhenrausch die globalen Aktien weiterträgt, wird von der Geldpolitik ebenso mitbeeinflusst werden, wie vom fundamentalen Umfeld", fassen die Strategen der Helaba zusammen. Diese beiden Faktoren können immer wieder für Unsicherheit bei den Investoren sorgen und damit auch für den ein oder anderen Rücksetzer. Gerade in Deutschland sei "die Diskrepanz zwischen Börsenboom und Realwirtschaft am größten", heißt es bei der Helaba mit Verweis auf die auf 0,2 Prozent eingedampfte Wachstumsprognose der Bundesregierung.
Immer wieder die Zinsen
Um die Wirtschaft in der Eurozone zu beleben, hoffen viele Anleger auf baldige Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Notenbank-Vertreter haben mehrfach darauf verwiesen, dass der Zeitpunkt der Zinswende vor allem von den kommenden Inflations- und Konjunkturdaten abhängt. Deswegen dürften die geldpolitischen Erwartungen in der neuen Woche mit frischen Daten erneut auf dem Prüfstand stehen. Analysten gehen davon aus, dass die Teuerung im Euroraum, die im Januar bei 2,8 Prozent lag, weiter leicht gesunken ist. Die Daten werden am Freitag veröffentlicht.
"Die Inflation muss nicht bei zwei Prozent liegen, damit die Zinssenkungen durchkommen, daher erwarten wir Zinssenkungen in diesem Sommer, die die Unternehmensgewinne steigern werden", sagt Investmentexperte Nathan Sweeney vom Vermögensverwalter Marlborough.
Wie es um die US-Wirtschaft bestellt ist, dürften in der neuen Woche unter anderem die Auftragseingänge langlebiger Güter (Dienstag), die zweite Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt (Mittwoch) und die Ausgaben privater Haushalte (Donnerstag) zeigen. "In den USA ist selbst eine milde Rezession unwahrscheinlich geworden", heißt es in einem Kommentar der Commerzbank. Aus ihrer Sicht sollte die Lockerung der Geldpolitik daher deutlich geringer ausfallen als bislang erwartet. So werde nun nicht mehr mit acht Zinssenkungen, sondern mit fünf Schritten gerechnet, drei davon in diesem Jahr und zwei 2025.
Am Freitag steht in den USA der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe im Mittelpunkt. "Dieser tendiert noch unter der Expansionsschwelle von 50. Jedes Kratzen an dieser Schwelle könnte die derzeitigen Zinserwartungen wieder zu Ausschlägen verleiten", sagt Helaba-Strategin Claudia Windt.
Unternehmen stecken Krise bislang gut weg
Auf Unternehmensseite läuft die Bilanzsaison weiter - und die läuft bisher besser als erwartet: Die Unternehmen zeigen sich krisenresistent und kommen vergleichsweise gut durch die Wirtschaftsflaute. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt auf Basis der Gewinnschätzungen für dieses Jahr bei etwa 12. Gemessen am durchschnittlichen historischen KGV von etwa 15 hat der DAX damit ein Aufwärtspotenzial von etwa 25 Prozent. Dem steht allerdings die hohe Bewertung des US-Markts gegenüber. Im S&P-500 liegt das KGV bei etwa 21, im Nasdaq-100 ist es mittlerweile auf stolze 33 gestiegen. Damit wird die Luft an der Wall Street zweifellos dünner.
Bei den deutschen Firmen legen unter anderem Münchner Rück, Covestro, MTU Aero, Puma, Beiersdorf und Daimler Truck Holding Zahlen vor.
Bei den europäischen Firmen werden ebenfalls etliche Geschäftszahlen erwartet, darunter von Veolia, Bouygues, ASM International, London Stock Exchange und Erste Group. Am Montag öffnen sich zudem die Türen des Genfer Autosalons.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ