iPhone wird zum "one last thing" Apple hat ein großes Problem
01.02.2017, 13:51 Uhr
Apples erstes iPhone: gefährliche Abhängigkeit.
(Foto: REUTERS)
Apple verkauft so viele iPhones wie nie – und das ist ein Problem: Denn der Erfolg des Flaggschiffs treibt den Giganten in eine gefährliche Abhängigkeit.
Wir schreiben Jahr zehn nach Steve Jobs' legendärer Kundgabe des ersten iPhones – im kommenden Herbst überspült Apple den scheinbar immer noch potenten Markt mit der Jubiläumsgeneration des Flaggschiffs, dem iPhone X. Heute präsentierte der Konzern aus dem kalifornischen Siliziumtal die Verkaufszahlen des wichtigen Weihnachtsgeschäfts.
Auf den ersten Blick wirkt es phänomenal: Apple verkauft im letzten Quartal des Jahres noch einmal deutlich mehr iPhones als in den drei Monaten davor, nämlich 78,3 Millionen. Das lässt in Cupertino natürlich die Kasse klingeln: Der Gewinn verfehlte mit 17,9 Milliarden Dollar nur knapp das Rekordergebnis von 18,4 Milliarden Dollar des Vorjahres. Insgesamt zeigen sich die Experten zufrieden: "Apple hat in den vergangenen Quartalen beim Wachstum immer wieder enttäuscht, sodass die Zahlen jetzt die Erwartungen übertreffen konnten", sagt Markus Golinski, Fondsmanager von Union Investment, n-tv.de.
Schattenseiten des iPhone-Erfolges
Doch Apple-Firmenchef Tim Cook sieht nur Positives in der Dominanz des iPhones, schließlich habe man beim neuen Modell sogar bis in den Januar hinein Lieferengpässe gehabt. Und auch Golinski lobt: "Den durchschnittlichen Preis für ein Gerät gibt Apple nun mit 695 Dollar an. Das zeigt mir, dass sich gerade die teureren Geräte wie das iPhone 7 Plus mit einer hohen Marge gut verkaufen." Denn: In diesem Bereich macht Apple eben auch das meiste Geld.
Doch der Erfolg hat auch Schattenseiten für Apple: Nicht nur bricht China als wichtiger Markt weiter weg – die Umsätze gehen hier um zwölf Prozent zurück. Auch zeigt sich: Die Abhängigkeit vom Erfolg des iPhones ist stark wie nie, sie wächst. War das Smartphone vor einigen Jahren noch für magere drei Prozent des Umsatzes verantwortlich, sind es nun knapp 70. Apple ohne das iPhone wäre so erfolgreich wie ein iPod ohne Kopfhörer.
Nahezu alle anderen Bereiche legen den Rückwärtsgang ein. Mehr denn je muss man sich heute in Cupertino die Frage stellen, wie es ohne das iPhone wäre. Denn die hart umkämpfte Sparte der Tablets enttäuscht (minus 20 Prozent jeweils in Umsatz und Stückzahl) und auch die Verkaufszahlen von Tim Cooks erstem eigenen Projekt, der Apple Watch, ziehen offenbar nicht an. Den Zahlen nach zu urteilen werden ihre Ergebnisse in der Sparte "Sonstiges" verscharrt – hier geht das Ergebnis um acht Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurück.
Der einzige Lichtblick scheint die "Service"-Sparte zu sein. Hier bündelt Apple die Plattformen App-Store und Apple Music und wächst um 18 Prozent nah an den zweistelligen Milliardenbereich. Doch das iPhone bleibt mit einem Umsatz von gut 50 Milliarden Dollar weiter das Maß aller Dinge. Denn ein Produkt, das dem iPhone als Umsatzbringer nachfolgen könnte, sehen Experten nicht. So wird aus dem von Jobs einst als "One more thing" vorgestellten iPhone immer mehr ein "One last thing" – der letzte große Coup Apples.
Quelle: ntv.de