Wirtschaft

Neue Rezession? Athen tilgt IWF-Rate pünktlich

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(Foto: REUTERS)

Mit einer gewissen Anspannung erwarten Griechenlands Gläubiger die Begleichung einer fälligen Rate beim Internationalen Währungsfonds. Nun verlautet aus Athen, dass diese beglichen sei. Doch es gibt neue schlechte Nachrichten.

Griechenland hat am heutigen Donnerstag fristgemäß einen Kredit von rund 460 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgezahlt. Das meldete die griechische halbamtliche Nachrichtenagentur ANA-MPA unter Berufung auf Kreise des Finanzministeriums. Zuvor hatten Ministeriumskreise in Athen bestätigt, dass die Rückzahlung pünktlich erfolgt. "Keine Sorge. Das Geld ist da. Wir werden es heute überweisen", hieß es. Derweil lähmt die Hängepartie um den Zeitpunkt der neuen Hilfstranche offenbar die Wirtschaft.

Griechenland befindet sich in akuten Finanznöten. In den Gesprächen über ein Reformpaket, das den Weg ebnen soll für Hilfszahlungen der europäischen Partner, hat das Land bislang keinen Einigung erzielt.

Laut einem Bericht der griechischen Zeitung "Kathimerini" haben die Vertreter der Euro-Finanzminister dem Land eine Frist von sechs Tagen gegeben, um überarbeitete Reformvorschläge zu präsentieren. Mit dem Zeitplan soll eine Einigung mit den Euro-Finanzministern am 24. April in Riga sichergestellt werden, hieß es.

Die Finanzminister müssen die Reformpläne der Athener Regierung abnicken, bevor Geld aus dem laufenden Hilfsprogramm in das von der Staatspleite bedrohte Land fließen kann. Die Euro-Arbeitsgruppe hatte am Mittwoch in Brüssel über das Thema beraten.

Politische Unsicherheit lähmt Wirtschaft

Und die Zeit drängt: Nach einem Wachstum im vergangenen Jahr, könnte das Land jetzt wieder in einer Rezession stecken. In einem Bericht schreiben Ökonomen von JP Morgan, dass die Zuversicht im verarbeitenden Gewerbe sowie im Dienstleistungs- und Bausektor im März auf ein Niveau gefallen sei, das einer Schrumpfung der Wirtschaft gleichkommt. "Die Makroumgebung dürfte sich weiter verschlechtern, bis die politische Unsicherheit und die Liquiditätssituation hinter uns liegen", schreiben sie.

Eine neue Rezession würde die Stimmung in Griechenland stark belasten. Das Land hat bereits einen Kollaps der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts durchlebt. Eine erneute Rezession könnte die Regierung zu weiteren Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen zwingen, um ein Haushaltsdefizit zu vermeiden. Tsipras und seine Syriza-Partei hatten jedoch versprochen, genau das zu vermeiden.

Die Regierung prognostiziert ein Wachstum von 1,4 Prozent in diesem Jahr. Doch viele Ökonomen halten dies für zu optimistisch. Das Schicksal des Landes hängt stark davon ab, wie schnell Griechenland sich mit der Eurozone und dem IWF auf eine Wirtschaftspolitik einigen kann, die eine Freigabe weiterer Rettungsgelder rechtfertigt.

Öffentliche Reserven auf ein Drittel gesunken

Um weiterhin fällige Kredite zurückzahlen zu können, hat die Regierung alle Reserven im öffentlichen Sektor angezapft: Seit Februar hat sie mindestens 1,2 Milliarden Euro von Einrichtungen wie der Zentralbank und den Jobcentern des Landes geliehen oder übernommen. Jetzt seien noch Reserven in Höhe von etwa 650 Millionen Euro übrig, sagen Regierungsvertreter. Zudem kann sich das Land immerhin noch kurzfristig Geld leihen - wenn auch zu vergleichsweise hohen Zinsen.

Viel hängt davon ab, wie hoch die Steuereinkünfte sein werden. Bisher konnte die Regierung ihre Ausgaben unter den Einnahmen halten - wenn man den Schuldendienst herausrechnet. Ein Defizit von 900 Millionen Euro im Januar und Februar sei durch höhere Steuereinnahmen im März weitgehend ausgeglichen worden, sagt ein Vertreter des griechischen Finanzministeriums.

Die Bundesregierung glaubt, dass Griechenland noch bis Juli finanziell überlebensfähig ist. Dann wird eine 3,5 Milliarden Euro schwere Anleihe bei der Europäischen Zentralbank fällig. Um diese stemmen zu können, braucht Griechenland Hilfe, sonst folgt der Zahlungsausfall.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/DJ

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