Diesel-Skandal nimmt kein Ende Audi mit illegaler Abgas-Software erwischt
01.06.2017, 18:37 Uhr
Beim Skandal um manipulierte Abgaswerte kommt der VW-Konzern nicht zur Ruhe: Auch die Tochter Audi hat laut Verkehrsminister Dobrindt unzulässige Abgas-Software verwendet. Es seien rund 24.000 Fahrzeuge betroffen.
Die VW-Tochter Audi gerät im Abgas-Skandal stark unter Druck. Der Autobauer habe eine "unzulässige Abschalteinrichtung eingebaut", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. Die Software habe bewirkt, dass erkannt wurde, wenn das Auto auf einem Prüfstand war - dann wurden die Abgas-Reinigungssysteme angeschaltet. Bisher war Audi in Deutschland keine illegale Abschalteinrichtung nachgewiesen worden.
"Gestern sind Auffälligkeiten bei Fahrzeugen der Modellreihe A8 und A7 mit V6- und V8-Dieselmotoren erkannt geworden", sagte Dobrindt. Die betroffenen Fahrzeuge mit Motoren nach Abgasnorm EU5 seien zwischen 2009 und 2013 gebaut worden.
Audi teilte mit: "Bei jüngsten Analysen (...) zeigten sich in bestimmten Situationen NOx-Überschreitungen zwischen 20 und 100 Prozent des Grenzwerts." NOx bezeichnet gesundheitsgefährdendes Stickoxid. "Grund ist, dass die Motordrehzahl in manchen Bereichen ungünstig von der Getriebesoftware beeinflusst wird", teilte Audi weiter mit. Das Unternehmen entschuldigte sich für die "Unannehmlichkeiten" und betonte, es arbeite eng mit den Behörden zusammen.
14.000 Autos in Deutschland betroffen

Die Diesel-Verfahren haben Audi im vergangenen Jahr 1,86 Milliarden Euro gekostet.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Rückruf der rund 24.000 betroffenen Fahrzeuge beginne voraussichtlich im Juli, so Audi. Davon seien 14.000 Autos in Deutschland zugelassen, der Rest in anderen europäischen Ländern. Dobrindt sagte, VW müsse bis zum 12. Juni Lösungsvorschläge zur Umrüstung übermitteln. Er habe bereits mit VW-Chef Matthias Müller gesprochen.
Dobrindt kündigte an, dass nun weitere Fahrzeuge des VW-Konzerns mit ähnlichen Motoren untersucht werden sollen. Welche Modelle, werde derzeit im Ministerium besprochen. Es sei vereinbart worden, dass für alles, was in den Konzernmarken auffällig wird, auch der Konzern die Verantwortung trägt.
Der Skandal um manipulierte Abgaswerte im VW-Konzern war im September 2015 ans Licht gekommen. In den USA hatte VW deswegen Milliarden zahlen müssen. In Europa und Deutschland ist VW aber der Auffassung, dass Abschalteinrichtungen in seinen Dieselmotoren gar nicht illegal gewesen sind.
Audi-Chef Rupert Stadler sagte bei der Jahrespressekonferenz im März diesen Jahres: "Als Konsequenz aus der Diesel-Affäre stellen wir bei Audi alles auf den Prüfstand." Die Aufarbeitung sei "noch lange nicht abgeschlossen". Aber sein Unternehmen tue alles, "dass so etwas wie die Diesel-Affäre bei uns nie wieder passiert". Während der Jahrespressekonferenz von Audi hatten mehr als 100 Polizisten und Staatsanwälte die Zentrale des Autobauers, weitere Standorte und Wohnungen von Mitarbeitern durchsucht.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Staatsanwaltschaft hatte "ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung" eingeleitet. Mit den Aktionen soll geklärt werden, wer an der Verwendung der manipulierten Abgas-Software und an Falschangaben beteiligt gewesen sei.
Dobrindt hatte kurz nach Beginn des VW-Abgasskandals im September 2015 die "Untersuchungskommission Volkswagen" eingesetzt. Bestehend aus Fachleuten des Bundesverkehrsministeriums, des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) sowie wissenschaftlicher Begleitung durch den Münchner Professor Georg Wachtmeister bewertete sie zum einen die Auswirkungen des VW-Abgasskandals. Zum anderen sollte sie prüfen, ob auch für Diesel-Fahrzeuge anderer Hersteller unzulässige sogenannte Abgas-Abschalteinrichtungen verwendet wurden.
Quelle: ntv.de, kst/dpa