Wirtschaft

Tarifverhandlungen gescheitert Auf dem Bau wird gestreikt

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
930.000 Beschäftigte arbeiten im Bauhauptgewerbe.

930.000 Beschäftigte arbeiten im Bauhauptgewerbe.

(Foto: imago images/Eckhard Stengel)

Das Bauhauptgewerbe ist einer der größten Arbeitgeber in Deutschland, die IG BAU kämpft für eine bessere Bezahlung. Einen Schlichterspruch wertet die Gewerkschaft als Erfolg, die Arbeitgeber blockieren jedoch.

Die Gewerkschaft IG BAU hat für Montag zunächst an mehreren, bislang nicht genannten Standorten in Niedersachsen zu Streiks im Bauhauptgewerbe aufgerufen. Am Dienstag sollen bundesweit "punktuell" weitere Streikaktionen folgen, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Die Tarifverhandlungen waren durch die Ablehnung eines Schlichterspruchs durch die beiden verhandelnden Arbeitgeberverbände, der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), gescheitert.

Niedersachsen habe man ausgewählt, weil die dortigen Arbeitgeber zusammen mit einigen anderen Regionen verhindert hätten, dass der Schlichterspruch umgesetzt werden könne, so die Gewerkschaft. Eine zentrale Kundgebung werde am Montag in Osnabrück stattfinden.

IG BAU hatte Schlichterspruch angenommen

Die Arbeitgeber hatten den Schlichterspruch abgelehnt. Die Empfehlung enthalte formale Fehler und berücksichtige die schwierige konjunkturelle Lage der Branche nicht, lautete die Kritik. Die IG BAU hatte hingegen den Schlichterspruch des früheren Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, angenommen. Danach sollten die Einkommen zum Mai pauschal um 250 Euro steigen und elf Monate später noch einmal 4,15 Prozent im Westen beziehungsweise 4,95 Prozent im Osten.

Zwischenzeitlich wollen die Arbeitgeber die Löhne der Beschäftigten freiwillig anheben. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) sowie der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) haben den Unternehmen vorgeschlagen, im Westen 5 Prozent und im Osten 6 Prozent draufzulegen. Die unterste Lohngruppe 1 solle ebenfalls zum 1. Mai bundeseinheitlich auf 14 Euro Stundenlohn steigen. Der Vorschlag liegt über dem Angebot der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen, die der Schlichtung vorangegangen waren.

Der HDB kritisierte die angekündigten Streiks. "Für unsere Unternehmen bedeutet jeder Tag, an dem nicht gebaut wird, einen wirtschaftlichen Schaden in ohnehin unsicherer Lage, vor allem im Wohnungsbau", teilte Verbands-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller auf Anfrage mit. "Ein Schaden, der auch zulasten unserer Beschäftigten, die für uns unverzichtbar sind, geht." Es sei nun wichtig, schnell wieder in Gespräche mit der IG BAU einzutreten. "Bis dahin sollte auf weitere Scharfmacherei verzichtet werden, denn diese hilft den Beschäftigten nicht weiter."

"Arbeitgeber haben ihre Chance nicht genutzt"

Mehr zum Thema

"Die Arbeitgeber haben ihre Chance nicht genutzt und sind ihrer Verantwortung nicht nachgekommen", erklärte hingegen der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, Robert Feiger, in Frankfurt. Nun werde es für die Unternehmen automatisch teurer: "Wir streiken nun wieder für unsere ursprüngliche Forderung nach 500 Euro mehr im Monat für sämtliche Beschäftigten."

Das Bauhauptgewerbe ist mit 930.000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in Deutschland und mit einem Umsatz von rund 162 Milliarden Euro 2023 laut Baugewerbeverband ZDB eine wichtige Säule für die deutsche Wirtschaft. Im Immobilienboom hatte die Branche jahrelang die Konjunktur gestützt, nun ist sie wegen der Krise im Wohnungsbau zum Sorgenkind geworden.

Quelle: ntv.de, mba/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen