Ford-Manager folgt Wissmann Autobranche gibt sich neuen Cheflobbyisten
30.01.2018, 17:38 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit gut zehn Jahren war der frühere Verkehrsminister Wissmann Sprachrohr der deutschen Autohersteller. Doch in der Abgas-Betrugsaffäre machte er Insidern zufolge nach Ansicht der Hersteller nicht die beste Figur. Nun gibt es einen Nachfolger.
Der langjährige Ford-Deutschlandchef Bernhard Mattes wird ab Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Das habe der Vorstand in Berlin einstimmig beschlossen, teilte der Verband mit. Der 61-Jährige löst damit Matthias Wissmann ab, der seit 2007 oberster Interessenvertreter der deutschen Autobranche ist. Der 68-Jährige verlasse den VDA zum Ende seines Vertrages im Frühjahr, sagte ein Sprecher.
Mattes hatte über 14 Jahre bis 2006 die Ford-Werke in Köln geleitet. Er übernimmt den Verband in einer Zeit, da die Autohersteller wegen umstrittener Abgastests an Affen und Menschen in der Kritik stehen. Der Skandal droht das ohnehin wegen Dieselschummeleien und Kartellvorwürfen ramponierte Image der Industrie weiter zu beschädigen.
Der Druck dürfte noch zunehmen, wenn das Bundesverwaltungsgericht Ende Februar ein Urteil über Fahrverbote spricht. Diese drohen in mehreren Großstädten, in denen die Stickoxid-Grenzwerte oft überschritten werden. Die EU hat deswegen ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet.
Zudem sieht Matthes die in einem historischem Umbruch. Dazu verwies er auf Elektroautos, Digitalisierung, autonomes Fahren und alternative Mobilitätskonzepte sowie die Herausforderung, Verbrauch und Schadstoffausstoß von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor weiter zu senken. "Es geht darum, die internationale Wettbewerbsfähigkeit dieser Schlüsselbranche, die von zentraler Bedeutung für den Industriestandort Deutschland ist, zu sichern und auszubauen."
Im vergangenen Sommer hatte es das Gerücht gegeben, Wissmann solle vorzeitig abgelöst werden. Daimler, BMW und Volkswagen widersprachen dem aber. Insidern zufolge soll es zuletzt mehrfach zu Unstimmigkeiten zwischen den Autobauern und dem Branchenverband gekommen sein. So hatte der VDA beim ersten Dieselgipfel im vergangenen Jahr noch während der laufenden Verhandlungen zum Unmut einiger Unternehmen eine Pressemitteilung veröffentlicht. Wissmann wurde zudem ein ungeschicktes Agieren nach den Kartellvorwürfen gegen die deutschen Autobauer angelastet.
Daimler-Chef Dieter Zetsche dankte dem früheren Bundesverkehrsminister nun und hob hervor, Wissmann habe die Interessen der Industrie glaubwürdig vertreten und ihr eine starke Stimme verliehen. Der frühere CDU-Verkehrsminister stand mehr als zehn Jahre an der Spitze des Verbandes. Sein Vertrag war erst im November 2016 um zwei Jahre verlängert worden.
Quelle: ntv.de