"Weiterhin keine klare Sicht" BASF bekräftigt Ziele - Dividende im Fokus
28.10.2020, 13:46 Uhr
BASF registriert zögerliche Kundenbestellungen.
(Foto: Sebastian Kahnert/dpa/Archivbild)
Auf die neuen Corona-Beschränkungen blickt der Chemiekonzern BASF vergleichsweise entspannt. Sie beträfen vor allem den Freizeitbereich, heißt es. Dennoch sei weiter kein längerer Ausblick möglich. Die Kunden seien zögerlich. Aktionäre bereitet das Unternehmen auf eine mögliche Dividendenkürzung vor.
BASF hält an seinen Jahreszielen fest - trotz steigender Infektionszahlen und der Angst vor einem erneuten harten Lockdown. Konzernchef Martin Brudermüller warnte allerdings davor, dass die weitere wirtschaftliche Entwicklung nur sehr kurzfristig abschätzbar bleibe. Die Kunden bestellten sehr vorsichtig. "Über die nächsten zwei Monate hinaus haben wir weiterhin keine klare Sicht."
Allerdings sagte Brudermüller, dass die erwarteten neuen Einschränkungen vor allem Freizeitaktivitäten beträfen. "Das beeinträchtigt weniger die industrielle Seite". Deswegen gehe BASF "davon aus, dass es an vielen Stellen der Welt so sein wird, dass man natürlich aus der ersten Welle gelernt hat. Wenn das so ist, dann sind wir auch voll in dem Ausblick".
Für das Gesamtjahr peilt der Chemiekonzern ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) zwischen 3,0 Milliarden und 3,3 Milliarden Euro an, nach gut 4,6 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Der Umsatz werde auf 57 Milliarden bis 58 Milliarden Euro zurückgehen. Voraussetzung sei aber, dass es nicht zu erneuten starken Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität komme.
Dividende wohl auf dem Prüfstand
BASF hatte sich erst zu Monatsbeginn zu einer erneuten Schätzung für das Gesamtjahr durchgerungen, nachdem er seinen ursprünglichen Ausblick nach dem ersten Lockdown im April zurückgezogen hatte. Brudermüller gab sich zuversichtlich, dass es nicht erneut dazu kommen wird. Nicht ausschließen wollte der Manager aber eine Kürzung der Dividende - sollte das künftige gesamtwirtschaftliche Umfeld die Wachstumschancen verringern und die Profitabilität erheblich beeinträchtigen. Entschieden werde dies aber erst im Februar.
Schon jetzt hat BASF allerdings sein Anlagevermögen dem absehbar deutlich schwächeren makroökonomischen Umfeld und der damit auch geringeren Nachfrage in bestimmten Branchensegmenten angepasst und Wertminderungen von 2,8 Milliarden Euro vorgenommen. Besonders betroffen von der Nachfrageschwäche in der Automobil- und Luftfahrtindustrie sieht BASF sein Geschäftsfeld Surface Technologies, wo allein eine Milliarde Euro der Wertberichtigungen anfielen. Um weitere 1,3 Milliarden wurde der Wertansatz in den Geschäftsfeldern Chemicals und Materials nach unten korrigiert - wegen des Überangebotes an Basischemikalien.
BASF hat auf die Corona-Krise bereits mit einem neuen Sparprogramm reagiert. Bis zu 2000 Stellen weltweit sollen in zwei Jahren wegfallen, um dann jährliche Einsparungen von über 200 Millionen Euro zu bringen, hatte es Ende September geheißen. Überdies läuft seit Anfang 2019 ein Programm, mit dessen Hilfe das operative Ergebnis ab dem nächsten Jahr um zwei Milliarden Euro steigen soll. 1,4 Milliarden davon werden in diesem Jahr realisiert.
Oktober läuft wie erwartet
Die geplante Trennung vom Pigment-Geschäft verzögert sich ebenso ins nächste Jahr wie der Börsengang des Öl- und Gasförderers Wintershall Dea. Angesichts der gesunkenen Energiepreise musste BASF auf Wintershall Dea schon im Sommer eine hohe Wertminderung vornehmen. Unter dem Strich wird es dem Konzern deshalb 2020 nicht gelingen, rote Zahlen zu vermeiden. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital wird sogar nur zwischen 0 und 1 Prozent erwartet.
Vorläufige Zahlen für das abgelaufene Quartal hatte BASF schon Anfang Oktober veröffentlicht. Danach sorgten Wertberichtigungen, Restrukturierungskosten und Rückstellungen von insgesamt 3,2 Milliarden Euro für einen Nettoverlust von 2,1 Milliarden Euro - nach 911 Millionen Euro Gewinn vor Jahresfrist. Das Ebit vor Sondereinflüssen fiel mit 581 Millionen Euro zwar besser aus als von Analysten erwartet, blieb aber um knapp 45 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück. Im vierten Quartal soll das bereinigte Ebit erneut steigen: "Der Oktober läuft so, wie wir das erwartet hatten", sagte Brudermüller.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts