Gigabit-Datenraten im Zug Bahnstrecke Berlin - Hamburg soll 5G-Netz bekommen
21.10.2024, 16:59 Uhr Artikel anhören
Aktuell ruht der Verkehr auf der Schnellstrecke zwischen Hamburg und Berlin. Die Züge werden über Stendal und Uelzen umgeleitet.
(Foto: imago images / Manngold)
Wenn alles nach Plan läuft, wird die Bahnstrecke Hamburg-Berlin Mitte Dezember nach Bauarbeiten wieder befahrbar sein. Die nächste lange Sperrung folgt ab August 2025 und soll unter anderem dafür genutzt werden, das dürftige Mobilfunknetz deutlich zu verbessern.
Bahnreisende sollen künftig auf der Strecke zwischen Berlin und Hamburg in bester Qualität telefonieren und das Internet nutzen können. Dazu haben sich die Bundesregierung, die Deutsche Bahn sowie die vier deutschen Mobilfunknetzbetreiber 1&1, Deutsche Telekom, Telefónica/O2 und Vodafone auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung in einer Absichtserklärung verpflichtet. "Die Bahnstrecke Hamburg - Berlin soll Deutschlands Innovationsstrecke für Mobilfunk mit Gigabit-Datenraten im Zug werden", sagte Verkehrs- und Digital-Minister Volker Wissing in Frankfurt am Main.
Die 278 Kilometer lange Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Hamburg ist eine der meistbefahrenen Strecken Deutschlands. Normalerweise sind dort täglich bis zu 230 Züge und bis zu 30.000 Fahrgäste unterwegs. Aktuell sind jedoch große Teile der Strecke wegen Bauarbeiten noch bis Mitte Dezember gesperrt. Eine zweite großangelegte Sperrung wegen Bauarbeiten erfolgt von August 2025 bis April 2026. Diese Zeit soll genutzt werden, um die Verbindung 5G-tauglich zu machen.
Die Bahn verwendet die Sperrpause, um Funkmasten für den künftigen Bahnfunk FRMCS (Future Rail Mobile Communication System) aufzubauen. Die Mobilfunknetzbetreiber werden bei dieser Gelegenheit prüfen, ob und wie sie neue Funkmasten entlang der Gleise nutzen können, um ihren Kunden in den Zügen künftig Gigabit-Bandbreiten für Mobilfunk- und Datenverbindungen anbieten zu können. Dabei geht es nicht nur um die Masten selbst, sondern auch um die Strom- und Datenleitungen, die für den Betrieb einer 5G-Mobilfunkstation notwendig sind.
"Profitieren werden alle Reisenden"
"Aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen bei der Versorgung der Bahnreisenden kann dies nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller Beteiligten gelingen", heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung der Beteiligten.
Aus den Reihen der Mobilfunk-Provider wurde auch in Aussicht gestellt, entlang der Strecke zwischen der Bundeshauptstadt und der Hansestadt Funkanlagen der Wettbewerber mitzunutzen, ähnlich wie bei der 5G-Versorgung der U-Bahn in Berlin. Dort hatte Telefónica als Projektführer das Mobilfunknetz für LTE (4G) und 5G gebaut, das auch von den Kunden der anderen Netze mitgenutzt werden kann.
Wissing sagte, durch den gemeinsamen Bahn- und Mobilfunkausbau realisiere man erhebliche Synergien und Kostenersparnisse. "Profitieren werden alle Reisenden, die sich in Zukunft auf eine hochleistungsfähige und unterbrechungsfreie Mobilfunkversorgung freuen dürfen."
Bislang nur geringe Netzabdeckung
Bislang können sich die Passagiere nicht darauf verlassen, zwischen Hamburg und Berlin durchgehend mit einer akzeptablen Datengeschwindigkeit online zu sein. Schuld an der Misere ist zum einen die geringe Netzabdeckung in den ländlichen Gebieten auf der Strecke, die über Ludwigslust und Wittenberge führt.
Die Qualität der Mobilfunkverbindungen hängt aber auch von der Art der Verglasung der eingesetzten Züge ab. Vor Jahren hatte die Bahn die Scheiben von bestimmten ICE-Zügen beschichten lassen, damit die Wagen sich nicht zu sehr durch die Sonneneinstrahlung aufheizen. Diese Folien schirmen allerdings die Mobilfunksignale ab. Neuere ICE-Züge verfügen bereits über mobilfunkdurchlässige Scheiben. Bei älteren Zügen werden die Scheibenfolien mit einem Laserstrahl angeritzt, um sie für Mobilfunksignale durchlässig zu machen.
Quelle: ntv.de, rog/dpa