Wirtschaft

Kräftige Gewinnrückgänge Banken leiden weiter unter Niedrigzinsen

"Die durch niedrige Zinsen verursachte Durststrecke ist längst noch nicht überstanden."

"Die durch niedrige Zinsen verursachte Durststrecke ist längst noch nicht überstanden."

(Foto: picture alliance / Frank Rumpenh)

Die ultraniedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank machen es besonders kleinen Banken schwer, Gewinne zu erwirtschaften. Mit höheren Gebühren versuchen Geldhäuser gegenzusteuern. Aufseher prüfen, welche Folgen neue Schocks für die Branche hätten.

Das Zinstief belastet die kleinen und mittelgroßen Banken in Deutschland weiterhin erheblich. "Die durch niedrige Zinsen verursachte Durststrecke ist längst noch nicht überstanden", sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. Viele Banken und Sparkassen steuerten angesichts sinkender Gewinne bereits gegen - etwa über höhere Gebühren.

Nach Einschätzung von Bundesbank und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) verfügen die weitaus meisten der Institute trotz der Belastungen über ausreichend dicke Kapitalpuffer, um mögliche weitere Schocks abzufedern. "Auch nach Stress sind die Institute überwiegend stark kapitalisiert und können die aufsichtlichen Kapitalanforderungen weit übererfüllen", erklärte der oberste Bankenaufseher der Bafin, Raimund Röseler.

Bundesbank und Bafin befragten von April bis Juni rund 1500 Kreditinstitute in Deutschland zu Ertragskraft und Widerstandsfähigkeit im Niedrigzinsumfeld. In der Umfrage gaben die befragten Geldhäuser an, dass ihr Jahresüberschuss vor Steuern im Jahr 2021 insgesamt um 9 Prozent unter dem Wert von 2016 liegen dürfte. Da die Institute gleichzeitig mit einer steigenden Bilanzsumme rechnen, dürfte die Gesamtkapitalrentabilität um 16 Prozent - von 0,51 auf 0,43 Prozent - sinken. Bei der Umfrage im Jahr 2015 hatten Banken und Sparkassen noch einen Rückgang um 25 Prozent prognostiziert.

Hoher Wettbewerbsdruck durch Fintechs

Die an der Umfrage teilnehmenden Banken stehen für etwa 41 Prozent des heimischen Bankenmarktes. Gemessen an der Bilanzsumme geben sie ein solides Bild ab. "Im Ergebnis verfügen kleine und mittelgroße Institute in Deutschland größtenteils über eine gute Widerstandsfähigkeit", fassen die Aufseher die Ergebnisse ihrer Untersuchung zusammen. Etwa 4,5 Prozent der teilnehmenden Institute könnten allerdings im Stressfall trotz Berücksichtigung stiller Reserven ihre Kapitalanforderungen nicht erfüllen.

Im Rahmen der Umfrage wurden die Institute auch nach der Wettbewerbssituation auf dem deutschen Bankenmarkt gefragt. Sie rechnen weiterhin mit starker Konkurrenz durch andere Banken in ihrer Region und durch Fintechs, also neuen digitalen Angeboten im klassischen Bankgeschäft.

"Mehr als 70 Prozent der befragten Institute sehen sich aktuell einem höheren Wettbewerbsdruck ausgesetzt als noch vor zehn Jahren", sagte Bundesbank-Vorstand Dombret. Vor diesem Hintergrund gab etwa jedes zehnte Institut an, sich schon in einem Fusionsprozess zu befinden oder eine Fusion konkret zu beabsichtigen.

Nullzinsen in der Eurozone

Die Bankenbranche klagt seit Jahren über die Niedrigzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB), die es den Häusern immer schwerer machen, Gewinn zu erwirtschaften. Schon die beiden vorherigen Bank-Umfragen der Aufseher hatten das unter Beweis gestellt.

Der Leitzins der EZB liegt aktuell bei null Prozent. Zudem verlangt die Euro-Notenbank von den Banken Strafzinsen, wenn diese über Nacht bei ihr Geld parken. Dieser Einlagensatz beträgt minus 0,4 Prozent. Die Währungshüter der EZB kommen nächste Woche zur nächsten regulären Zinssitzung zusammen. Beobachter erwarten, dass die eine weitere Verringerung der Anleihekäufe beschließen werden. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat kürzlich gefordert, das Programm möglichst rasch zu beenden. Die EZB-Leitzinsen dürften bis auf weiteres unverändert bleiben.

Quelle: ntv.de, jki/dpa/DJ/rts

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