Vorsorge für Weihnachtsbraten Briten stürzen sich auf Tiefkühl-Truthahn
06.10.2021, 18:42 Uhr
Es ist nie zu früh, an Weihnachten zu denken: Die Nachfrage nach Truthähnen in Großbritannien zieht an.
(Foto: imago images/Westend61)
In Großbritannien schlagen die Metzger Alarm: Arbeitskräfte fehlen und beim traditionellen Weihnachtsbraten könnte es eng werden. Offenbar gehen die Briten deshalb lieber auf Nummer sicher. Die Verkaufszahlen bei tiefgefrorenen Truthähnen steigen seit der Hiobsbotschaft rasant.
Angesichts der jüngsten Versorgungsprobleme in Großbritannien erwartet die Handelskette Tesco eine stärkere Nachfrage nach tiefgefrorenen Truthähnen, einem beliebten Weihnachtsessen. "Wir sehen derzeit einen Anstieg von zehn Prozent bei Truthahn, und es besteht eine spürbar erhöhte Nachfrage nach gefrorenen Truthähnen", sagte Tesco-Chef Ken Murphy. Zwar seien einige Lieferprobleme nicht auszuschließen, aber Lieferketten und Bevorratung funktionierten derzeit gut. Dazu habe auch beigetragen, dass das Unternehmen bei einigen Produkten wie Pasta die Auswahl etwas verringert habe, um den Druck auf die Lieferketten zu verringern.
Tesco hat nach eigenen Angaben bereits 15.000 zusätzliche Arbeitskräfte fürs Weihnachtsgeschäft eingestellt, beim Konkurrenten Morrisons sind es 3000, Sainsbury's will vorübergehend sogar 22.000 Menschen anwerben. Vor allem ein eklatanter Mangel an Lastwagenfahrern, aber auch an Schlachtern, sorgt in Großbritannien immer wieder für Lücken in den Regalen. Ein Grund ist, dass strenge Einwanderungsregeln seit dem Brexit den Zuzug von Fachkräften hemmen. Mehrere Branchen warnten deshalb zuletzt vor Engpässen zu Weihnachten.
Schlachthäuser melden Personalmangel
Laut einem Bericht der "Times" fehlen derzeit 15.000 Arbeitskräfte für die Fleischindustrie. Und die Sorge wächst, dass es zu Weihnachten zu wenig bratfertige Truthähne und Schinken geben wird. Ein Sprecher des Verbands der fleischverarbeitenden Industrie sagte der Zeitung in der vergangenen Woche, die Branche habe wegen des Arbeitskräftemangels nur "Basisprodukte" an die Supermärkte liefern können. "Wir hätten wirklich schon im Juni oder Juli mit den Vorbereitungen für die Weihnachtsproduktion beginnen müssen. Aber das ist bis jetzt nicht der Fall." Der Sprecher warnte vor Engpässen etwa bei Schinken und Würstchen zum Fest.
Die Liefersorgen schlugen im ersten Halbjahr 2021 allerdings noch nicht auf die Tesco-Zahlen durch - im Gegenteil. Der Marktführer betonte bei der Vorlage vorläufiger Ergebnisse, er habe seine Wettbewerber weit übertroffen. Allerdings räumte Tesco ein, dass der Umsatz, der in den ersten sechs Monaten deutlich gestiegen war, wieder zurückgehen könnte. Die Erlöse legten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,9 Prozent auf 30,4 Milliarden Pfund (35,8 Mrd Euro) zu. Der operative Gewinn (Ebit) sprang sogar um 29,5 Prozent auf 1,3 Milliarden Pfund.
Quelle: ntv.de, mau/dpa