100 Hektar Wald müssten weichen Bürger stimmen gegen Tesla-Erweiterung
20.02.2024, 21:50 Uhr Artikel anhören
Tesla will sein Werksgelände in Grünheide vergrößern. Geplant sind ein Güterbahnhof, zusätzliche Lagerhallen und ein Betriebskindergarten. 100 Hektar Wald müssten für das Vorhaben weichen. Die Einwohner stimmen in einem Votum dagegen. Bindend ist das nicht, aber dennoch wichtig.
Der US-Elektroautobauer Tesla ist mit seinen Plänen zur Erweiterung des Werksgeländes auf die Ablehnung der Bürger von Grünheide bei Berlin gestoßen. Mit Nein stimmten bei einer Befragung 3499 Einwohner, mit Ja 1882, wie die Gemeinde in Brandenburg mitteilte.
Die Gemeindevertreter von Grünheide müssen noch über den Bebauungsplan entscheiden. Das Votum der Bürgerbefragung ist nicht bindend - es gilt aber als wichtiger Fingerzeig. Tesla will neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände auf zusätzlichen rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Wald gerodet werden. Naturschützer und Bürgerinitiativen sind gegen die Erweiterung. Sie verweisen neben dem zu rodenden Wald darauf, dass ein Teil des Geländes im Wasserschutzgebiet liegt. Kritiker, aber auch Befürworter machten ihre Ansichten während der Zeit der Befragung über Flyer und Plakate deutlich.
Brandenburgs Wirtschaftsminister spricht von einer Chance
Tesla sieht Vorteile für die Region, wenn der Bebauungsplan durchkommen würde. Der Güterverkehr könnte nach Ansicht des Autobauers mit dem Werksbahnhof entlastet werden. Es geht auch um mehr Liefersicherheit mit Lagerflächen. Erst kürzlich musste Tesla die Autofertigung rund zwei Wochen aussetzen, weil Teile wegen der unsicheren Lage im Roten Meer fehlten. Bei der Befragung stimmten rund 5400 Bürgerinnen und Bürger ab. Die Beteiligung lag nach Angaben der Gemeinde damit bei über 70 Prozent. Abstimmen durften alle Einwohnerinnen und Einwohner von Grünheide über 16 Jahren, die seit mindestens drei Monaten ihren Wohnsitz in der Gemeinde haben.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach sieht das Nein zur geplanten Erweiterung derweil auch als Chance. "Es zeigt, dass die Bedenken und Befürchtungen der Menschen deutlich überwiegen", sagte er. "Nun ist es wichtig, Antworten für offene Fragen zu finden. Ich sehe das Abstimmungsergebnis auch als eine Motivation für die Gemeinde und Tesla, die noch nicht beseitigten Bedenken in den nächsten Wochen und Monaten konzeptionell zu beantworten." Mit ihrer großen Beteiligung und dem Votum hätten die Bürgerinnen und Bürger ein wichtiges Zeichen gesetzt und von ihren demokratischen Handlungsmöglichkeiten engagiert Gebrauch gemacht.
Tesla will in Grünheide künftig mehr Autos bauen und dafür das Werk auf dem bestehenden Gelände vergrößern. Das Unternehmen will die Produktionskapazität vom aktuellen Etappenziel von 500.000 Autos im Jahr auf eine Million verdoppeln. Derzeit arbeiten dort rund 12.500 Beschäftigte, die zuletzt 6000 Autos in der Woche fertigten - das sind umgerechnet 300.000 Fahrzeuge im Jahr.
Quelle: ntv.de, tkr/dpa