Zehn Milliarden Euro Staatshilfe Bund stockt Intel-Subventionen massiv auf
19.06.2023, 13:54 Uhr Artikel anhören
30 Milliarden Euro will Intel bei Magdeburg verbauen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Chiphersteller Intel investiert einen mittleren zweistelligen Milliarden-Betrag in den Bau neuer Werke außerhalb der USA. Knapp die Hälfte der Summe soll in eine Fabrik in Deutschland fließen. Die Bundesregierung weitet dafür ihre Hilfszusagen deutlich aus.
Die Bundesregierung will Medienberichten zufolge die Ansiedlung des US-Chipherstellers Intel in Sachsen-Anhalt mit 9,9 Milliarden Euro unterstützen. Demnach investiert Intel einschließlich staatlicher Hilfen damit mehr als 30 Milliarden Euro. Die Aufstockung der staatlichen Hilfen muss von der EU-Kommission allerdings noch genehmigt werden. Der Halbleiterbereich ist eine Zukunftsbranche, weil Chips in immer mehr Lebensbereichen gebraucht werden.
Im März 2022 hatte Intel bekannt gegeben, dass in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg ab 2027 Chips produziert werden sollen. In einer ersten Ausbaustufe sollen zwei Halbleiterwerke gebaut werden, mehrere Tausend Arbeitsplätze könnten entstehen. Außerdem ist ein Hightech-Park für die Ansiedlung von Zulieferern geplant.
IFO-Präsident Clemens Fuest hält die milliardenschweren Subventionen für "fragwürdig". Lieferrisiken gebe es bei vielen Produkten, "das gehört zum normalen Geschäftsleben", sagte der Chef des Münchner Instituts. Die Fördersumme von bis zu zehn Milliarden Euro sei eine sehr hohe Versicherungsprämie. Zudem gebe es Alternativen zu heimischer Produktion wie etwa Diversifizierung der Lieferanten, Lagerhaltung und Recycling.
"Darüber hinaus ist nicht klar, was eigentlich genau in Magdeburg produziert wird, ob es die Chips sind, die Deutschland oder Europa brauchen, und an wen diese Chips im Krisenfall geliefert werden", kritisierte Fuest. Die Neuansiedlung derartig energieintensiver Firmen passe nicht zu anderen Maßnahmen, wie etwa der Deckelung des Energieverbrauchs durch das Energieeffizienzgesetz. "Zumindest sollte man darauf bestehen, dass in erheblichem Umfang Forschung und Entwicklung in Magdeburg angesiedelt werden." So ließen sich Subventionen eher rechtfertigen.
Intel investiert 25 Milliarden in Israel
Ursprünglich hatte Intel seine Investitionssumme für Magdeburg mit mindestens 17 Milliarden Euro angegeben. Wegen steigender Bau- und Energiekosten wird es jedoch teurer. Zudem will das Unternehmen auf noch modernere Technologien bei der Chipproduktion setzen. Insgesamt verdoppele Intel seine Investitionen nahezu, hieß es aus Regierungskreisen. Finanzminister Christian Lindner hatte sich lange gegen höhere Subventionen gesperrt und auf leeren Kassen verwiesen. Das zusätzliche Geld soll früheren Berichten zufolge aus einem Fonds des Wirtschaftsministeriums kommen.
Die Förderung des Bundes steige von zunächst geplanten 6,8 Milliarden auf 9,9 Milliarden Euro. Vertreter der Bundesregierung und des Unternehmens wollen in Kürze in Berlin eine Vereinbarung unterzeichnen. Zuvor will sich Bundeskanzler Olaf Scholz mit Intel-Chef Pat Gelsinger treffen. Der Bund und der Chiphersteller hatten bis zuletzt intensiv über die Höhe der staatlichen Unterstützung verhandelt. Auf dem Gelände in Magdeburg laufen derweil bereits archäologische Untersuchungen und Vorarbeiten für den Bau.
Der US-Chipkonzern ist weltweit auf Expansionskurs: In den vergangenen Tagen hatte Intel den Bau eines 25 Milliarden Dollar schweren Werks in Israel angekündigt. "Das ist die größte Investition, die jemals ein internationales Unternehmen in Israel getätigt hat", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Rund 4,6 Milliarden Dollar will Intel außerdem in Polen investieren: In Breslau soll ein Werk zum Test und zur Montage von Prozessoren entstehen.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts