Warnung vor Trump-Effekt Banken sollen sich auf "sehr negative Szenarien vorbereiten"
21.11.2024, 13:20 Uhr Artikel anhören
Bildkombination: Der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump und das Frankfurter Bankenviertel.
(Foto: dpa/Reuters/ntv.de)
Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe gut da - so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist alles andere als ungetrübt. Vor allem die möglichen Folgen von Trumps Wirtschaftspolitik machen den Bankexperten Sorgen.
Geopolitische Spannungen, eine stotternde Konjunktur und die Unsicherheit hinsichtlich der künftigen US-Wirtschaftspolitik lasten aus Sicht der Bundesbank auf dem deutschen Finanzsystem. "Das Finanzsystem steht vor akuten Herausforderungen aufgrund geopolitischer Spannungen und einer schwachen Wirtschaft", sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Michael Theurer bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts 2024 der Notenbank in Frankfurt. "Unsere oberste Priorität muss ein widerstandsfähiges Finanzsystem sein."
Insgesamt habe die Finanzwirtschaft die vergangene Hochzinsphase gut verkraftet. In den vergangenen zwölf Monaten sei das Finanzsystem stabil geblieben. Die Ertragslage der Banken entwickle sich weiter positiv. Denn die Institute profitierten von den niedrigen Zinsen im Einlagegeschäft.
Theurer mahnt jedoch: "Auch wenn die hohen Kapitalquoten auf eine gute Resilienz des Bankensektors hinweisen, müssen Banken wachsam bleiben." Die Bundesbank wies in ihrem Bericht unter anderem darauf hin, dass nun verstärkt Kreditrisiken ein Thema seien.
Vor allem der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA sorge für zusätzliche Unsicherheit in der ohnehin schwächelnden deutschen Wirtschaft. Wahlsieger Donald Trump hat neue Zölle von 10 bis 20 Prozent auf Einfuhren aus Europa angekündigt. Das könnte insbesondere die Exportnation Deutschland hart treffen. "Risiken aus geopolitischen Spannungen bleiben hoch und können die Stabilität des Finanzsystems gefährden", warnt Theurer. "Banken sollten geopolitische Risiken in ihre Szenarien aufnehmen und sich auch auf sehr negative Szenarien vorbereiten."
Preisverfall bei Gewerbeimmobilien
Auch die Krise bei Gewerbeimmobilien ist noch nicht vorbei. "Erhöhte Risiken gehen weiterhin vom Gewerbeimmobilienmarkt aus. Nach unserer Einschätzung ist die Wahrscheinlichkeit weiter sinkender Preise sehr hoch", sagte Theurer. Die Verluste betreffen aber nur wenige Banken und Versicherer, so die Finanzexperten.
Weil wegen des Homeoffice-Trends weniger Büroflächen gebraucht werden, steht der Markt für diese Immobilien in vielen Ländern seit Längerem unter Druck. Auch etliche Geschäfte stehen leer, weil Konsumenten reichlich im Internet einkaufen. Auf dem Markt für Wohnimmobilien zeichnet sich laut Bundesbank dagegen langsam eine Entspannung ab.
Gut verkraftet hat das Finanzsystem nach Einschätzung der Bundesbank den stärksten Zinsanstieg der vergangenen 25 Jahre: Im Juli 2022 hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre jahrelange Politik der Null- und Negativzinsen beendet, um die Teuerungswelle zu brechen. Zehnmal in Folge schraubte die Notenbank in der Folge die Zinsen nach oben. Inzwischen hat die EZB die Leitzinsen im Euroraum wieder gesenkt.
Quelle: ntv.de, lst/Reuters/dpa