Wirtschaft

"Eher schwunglose Industrie" Bundesbank sorgt sich um das Wachstum

Kräftige Lohnzuwächse treiben den Konsum: Von Frankfurt am Main aus hält die Bundesbank die Zustände im Inneren von Europas größter Volkswirtschaft im Blick.

Kräftige Lohnzuwächse treiben den Konsum: Von Frankfurt am Main aus hält die Bundesbank die Zustände im Inneren von Europas größter Volkswirtschaft im Blick.

(Foto: picture alliance / Arne Dedert/d)

Wie geht es weiter mit der deutschen Wirtschaft? Im aktuellen Monatsbericht Juni skizzieren Ökonomen der Bundesbank, welche Faktoren die konjunkturellen Perspektiven überschatten. Insgesamt sehen die Experten ein ganzes Bündel "wichtiger Wachstumsstützen".

Die deutsche Wirtschaft hat nach Einschätzung der Bundesbank im zweiten Quartal wieder etwas Fahrt aufgenommen. "Nach dem verhaltenen Wachstum zu Jahresbeginn 2018 dürfte die deutsche Wirtschaft im Frühjahr wohl wieder kräftiger expandieren", schreiben die Konjunkturexperten der Bundesbank im aktuellen Monatsbericht Juni.

"Ausschlaggebend dafür ist, dass die Sondereinflüsse, die die gesamtwirtschaftliche Aktivität im Winterquartal dämpften, auslaufen." Zu den dämpfenden Faktoren zählen die Bundesbanker unter anderem die in diesem Jahr ungewöhnlich starke Grippewelle im Winterquartal.

Sorgen bereitet den Ökonomen derzeit vor allem die "eher schwunglose Entwicklung in der Industrie" und der sich abzeichnende Fachkräftemangel, der mehr und mehr Unternehmen zu schaffen macht. Der private Konsum, die glänzende Lage am Arbeitsmarkt und die kräftigen Lohnzuwächse der jüngsten Tarifabschlüsse dürften sich hingegen als "wichtige Wachstumsstützen" erweisen - ebenso wie der boomende Bausektor.

Insgesamt werde jedoch "das gesamtwirtschaftliche Expansionstempo (...) voraussichtlich weiter nicht an die hohen Steigerungsraten des vergangenen Jahres heranreichen", heißt es warnend im Monatsbericht der Bundesbank. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der jüngsten Konjunkturprognose der Bundesbank wider, die bereits am vergangenen Freitag vorgelegt worden war.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland dürfte demnach 2018 bereinigt um den Effekt von Kalendertagen nur noch um 2,0 Prozent steigen. Bei ihrer vorherigen Prognose im Dezember hatten die Volkswirte der Bundesbank noch 2,5 Prozent Plus erwartet. Die derzeit noch gültige Zielmarke der Bundesregierung liegt für 2018 noch bei 2,3 Prozent Wachstum.

Aufschwung verliert an Kraft

Die Vorhersagen für 2019 und 2020 hob die Bundesbank zuletzt leicht an. Für nächstes Jahr erwartet sie nun ein Wachstum von 1,9 (bisher: 1,7) Prozent und für 2020 von 1,6 (1,5) Prozent.

Insgesamt ist die Lage weiterhin ungewöhnlich gut: Die Hochkonjunktur setze sich fort, verliere aber an Tempo, fasst die Bundesbank die Situation zusammen. Selbst im Fall leicht steigender Zinsen böten sich der Gesamtwirtschaft "anhaltend günstige Finanzierungsbedingungen".

Allerdings zeichnen sich am Horizont längst erhebliche Risiken für die Weltwirtschaft ab: Für konjunkturellen Gegenwind etwa sorgt derzeit vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union. Auch die politische Lage in Italien bereitet konjunktursensiblen Beobachter ernste Sorgen: Der ZEW-Index, der die Konjunkturerwartungen der Finanzmarktprofis widerspiegelt, sank vergangene Woche auf den tiefsten Stand seit Jahren.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen