Wirtschaft

Reserven viel größer als bekanntChina kauft heimlich Tausende Tonnen Gold

14.11.2025, 18:06 Uhr
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Ein Experte schätzt, dass Chinas Goldreserven mehr als doppelt so groß sein könnten, wie bisher angenommen. (Foto: REUTERS)

Ein wesentlicher Treiber der historischen Goldpreisrally sind Zentralbanken, die ihre Reserven umschichten. Insbesondere China hat offenbar in den vergangenen Jahren viel mehr Gold gekauft als bislang bekannt.

Chinas Zentralbank kauft offenbar in viel größerem Stil Gold, als sie in öffentlichen Berichten angibt. Das berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf Studien und Goldhändler. Einer Schätzung von Analysten der französischen Großbank Société Générale zufolge dürften die tatsächlichen Goldkäufe die offiziellen Zahlen um das Zehnfache übersteigen. Auch andere Zentralbanken kaufen demnach wahrscheinlich mehr Gold, als sie öffentlich machen.

Das bedeutet, dass auch die Rolle der Zentralbanken und besonders der Chinesischen Volksbank (People’s Bank of China, PCB) als Treiber bei der extremen Goldpreisrally erheblich größer ist als bislang angenommen. Der Preis für eine Feinunze Gold war im Oktober auf den historischen Höchststand von 4.381 Dollar gestiegen. Aktuell liegt er bei 4150 Dollar. Allein im Laufe dieses Jahres ist der Goldpreis um rund 60 Prozent gestiegen. In den vergangenen drei Jahren hat er sich fast verzweieinhalbfacht.

Das liegt unter anderem daran, dass viele Notenbanken einen Teil ihrer Währungsreserven in Gold umschichten. Jahrzehntelang hatten die Währungshüter weltweit ihre Devisenreserven vor allem in Dollar gehalten. Gold spielte kaum eine Rolle. Großbritannien etwa hatte sogar um die Jahrtausendwende etwa die Hälfte seiner Goldreserve verkauft. Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den folgenden westlichen Sanktionen, die die russische Zentralbank weitgehend vom Dollar-System von einem Großteil ihrer Devisenreserven abschnitt, begannen viele Notenbanken ihre Reserven zu diversifizieren.

Der Branchenorganisation World Gold Council zufolge verfügt die PCB derzeit über 2300 Tonnen Goldreserven, 600 Tonnen mehr als zehn Jahre zuvor. In den ersten neun Monaten dieses Jahres kaufte die Zentralbank demnach bisher 24 Tonnen Gold. Das World Gold Council beruft sich auf Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF), dem die Zentralbanken der Mitgliedsländer Veränderungen in ihren Devisen- und Goldbeständen melden. Allerdings nur auf freiwilliger Basis, ohne Kontrollmöglichkeiten. Auch das World Gold Council geht davon aus, dass in den letzten Jahren immer mehr Zentralbanken ihre Goldkäufe nicht mehr vollständig beim IWF melden.

Zudem kauft China der "FT" zufolge Gold nicht nur über die offizielle staatliche Devisenverwaltung, sondern unter anderem auch über den chinesischen Staatsfonds und das Militär, die dazu keine aktuellen Zahlen veröffentlichen.

Um Chinas Goldkäufe abzuschätzen, analysierten die Experten der Société Générale unter anderem die Goldexporte aus Großbritannien nach China, denn London ist der weltweit wichtigste Handelsplatz für große Goldbarren, die Zentralbanken bevorzugt verwenden. Dieser Analyse zufolge dürfte allein Chinas Staatliche Devisenverwaltung 250 Tonnen Gold einführen, das zehnfache der Menge, die die PBC bisher offiziell angegeben hat.

Chinesische Finanzanalysten verglichen Daten aus den vergangenen Jahren zur chinesischen Goldproduktion, Im- und Export sowie institutionellen und privaten Goldkäufen, unter anderem für Schmuck. Dabei tat sich für die Jahre 2022 und 2023 eine Lücke von jeweils mehr als 1300 Tonnen auf, ein Vielfaches der offiziellen Goldkäufe in diesen Jahren. Die "FT" zitiert einen japanischen Goldexperten, demzufolge die gesamten chinesischen Goldreserven inzwischen bei fast 5000 Tonnen liegen dürften.

Für die Geheimhaltung könnte es mehrere Gründe geben. Zum einen könnte der Goldpreis noch stärker steigen, wenn bekannt wäre, welche großen Mengen China tatsächlich anschafft. Wenn die PCB weitere Goldkäufe plant, wäre das nicht in ihrem Interesse. Zudem sieht es die Regierung von US-Präsident Donald Trump nicht gern, wenn andere Länder ihre Reserven in großen Stil von amerikanischen Dollar in Gold umschichten. Um die Beziehungen ihrer eigenen Regierungen zu Washington nicht zu belasten, könnten manche Zentralbanken daher den Umfang ihrer Goldkaufprogramme verschweigen.

Quelle: ntv.de, mbo

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