"Die Angst ist groß" DIHK: Vielen Betrieben droht ab Januar Energie-Stopp
08.09.2022, 12:52 Uhr
Fordert von der Politik weitsichtiges Handeln: DIHK-Hauptgeschäftsführer Wansleben.
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Die Energiekrise setzt vielen Unternehmen enorm zu. Laut Deutschem Industrie- und Handelskammertag stehen viele Firmen vor dem Energie-Aus, weil sie keine Versorgungsverträge mehr erhalten. Vor diesem Hintergrund wachse die Akzeptanz von Atomenergie.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat die Politik aufgefordert, angesichts der Notlage vieler Unternehmen für ausreichend Energie zu sorgen. "Bei uns laufen die Telefone heiß von Betrieben, die gar keine Versorgungsverträge mehr kriegen, also die keine Energie mehr bekommen ab Januar", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben im Deutschlandfunk. Es sei wichtig, nicht nur Unternehmen zu helfen, die in Not gerieten - sondern schon im Voraus dafür zu sorgen, dass genug Energie da sei. "Die Angst ist groß."
Angesichts der aktuellen Lage sollte aus Sicht von Wansleben vorerst nicht auf Atomenergie verzichtet werden. "Jetzt müssen wir auf Nummer sicher gehen", sagte er. Es gebe streitige Diskussionen zu dem Thema in den eigenen Reihen. Es gebe natürlich viele, die nichts mit Atomkraft anfangen könnten. "Aber die Waage hat sich jetzt ganz klar gedreht." Die Regierung müsse darauf achten, "jetzt wirklich wieder Sicherheit reinzukriegen".
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke noch bis Mitte April als Notfallreserve einsatzbereit halten. Im Zuge des Atomausstiegs hätten zum Ende dieses Jahres eigentlich alle deutschen Atomkraftwerke endgültig abgeschaltet werden sollen. FDP und Union dringen auf einen Weiterbetrieb aller drei Kraftwerke.
Im Bundestag kündigte Habeck umfassende Hilfen für betroffene Firmen an. "Wir werden die deutschen Unternehmen und den deutschen Mittelstand schützen", sagte er in der Haushaltsdebatte. Dies solle für eine begrenzte Zeit erfolgen, bis Anstrengungen auf nationaler und europäischer Ebene zur Dämpfung der hohen Strom- und Gaspreise wirken würden. Habeck verwies auf das bereits existierende Energiekostendämpfungsprogramm für die Industrie. Dieses solle nun auch für kleinere und mittlere Unternehmen geöffnet werden.
Allerdings werde es nicht auf die Dauer möglich sein, "gegen die hohen Preise anzusubventionieren", räumte der Minister ein. Daher werde die Regierung "das Strommarktdesign so verändern, dass günstige Kosten an die Verbraucher weitergegeben werden". Am Gasmarkt sei dies komplizierter, aber auch dort solle es entsprechende Anstrengungen zur Senkung der Preise geben.
Quelle: ntv.de, chf/dpa/AFP