Hoffnung auf Konjunkturbelebung Deutsche Chefetagen sind zuversichtlicher als gedacht
27.10.2025, 11:29 Uhr Artikel anhören
Die deutschen Autobauer stecken in einer Krise. Geht es nächstes Jahr aufwärts?
(Foto: picture alliance/dpa)
Die deutsche Wirtschaft wächst einer Schätzung zufolge im Oktober so stark wie seit knapp zweieinhalb Jahren nicht mehr. Gewinnt deshalb die Zuversicht in hiesigen Chefetagen zu? Im neuen Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt sich: Die Stimmung ist besser als erwartet.
Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen hat sich im Oktober kräftiger als erwartet aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 88,4 Zähler, nach 87,7 Punkten im September, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten für Oktober lediglich mit einem Anstieg auf 88,0 Zähler gerechnet.
Grund für die Aufhellung der Stimmung im Oktober waren laut Ifo die besseren Erwartungen für die kommenden Monate. Die aktuelle Geschäftslage wird hingegen etwas schlechter beurteilt: "Die deutsche Wirtschaft hofft weiter auf eine Belebung der Konjunktur im kommenden Jahr", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Einer Unternehmensumfrage zufolge ist die hiesige Wirtschaft im Oktober so stark gewachsen wie seit knapp zweieinhalb Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex des Finanzdienstleisters S&P Global für die Privatwirtschaft stieg um 1,8 auf 53,8 Punkte und hielt sich damit den fünften Monat in Folge über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.
"Geschäftsklima hängt weiter durch."
Laut Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe sind die Erwartungen im Oktober in allen großen Sektoren gestiegen, also sowohl in der Industrie als auch in der Baubranche und bei den Dienstleistern: "Wir sehen einen leichten Hoffnungsschimmer bei den Industrieaufträgen", sagt er. Dort scheine der Rückgang der Nachfrage gestoppt. In wichtigen Branchen wie dem Auto- und Maschinenbau sowie in der Elektrotechnik gehe es nach oben, nur in der Chemieindustrie nicht. "Der Auftragsmangel bleibt aber ein klares Problem, es ist noch nicht gelöst."
Der Anstieg des Ifo-Barometers sei natürlich erfreulich, kommentiert LBBW-Experte Jens-Oliver Niklasch das Ergebnis. Allerdings falle es nicht ganz leicht, die Zuversicht auf eine Wende zum Besseren zu teilen, denn die jüngsten Zahlen aus der Wirtschaft seien überwiegend unerfreulich: "Zu den bereits bekannten Belastungsfaktoren ist in diesem Monat zudem das Problem der Verfügbarkeit von Mikrochips getreten."
Der Anstieg des Barometers sei kein Zeichen für Verbesserung, sagt der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Das Geschäftsklima hängt weiter durch." Die Stimmungsverluste aus dem Vormonat seien jedenfalls nicht aufgeholt. In dieser Verfassung signalisiere das Geschäftsklima weiter anhaltende Stagnationstendenzen.
Bundesbank sieht Stagnation
Die Bundesbank geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im Sommer noch nicht vom Fleck gekommen ist. Dies sehen auch die von Reuters befragten Experten ähnlich, die für die am Donnerstag anstehenden Daten für das Bruttoinlandsprodukt in den Monaten Juli bis September eine Stagnation erwarten. Die Wirtschaftsleistung war im zweiten Quartal um 0,3 Prozent geschrumpft.
Ifo-Präsident Fuest warnte jüngst in einem Zeitungsinterview eindringlich vor einem Abstieg der hiesigen Wirtschaft und nannte die Lage dramatisch. Der Ökonom forderte die Bundesregierung auf, bis zum Frühjahr 2026 ein "umfassendes Reform-Gesamtkonzept" vorzulegen, das weit über den Koalitionsvertrag hinausgehe.
Quelle: ntv.de, chr/rts