Viele Nachbarstaaten zahlen mehr Deutscher Mindestlohn ist nur Mittelfeld
28.02.2017, 12:04 Uhr
In Deutschland gilt seit 2015 ein allgemeiner Mindestlohn, 2017 wurde dieser erstmals angehoben.
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8,84 Euro pro Stunde beträgt der Mindestlohn in Deutschland. Eine Studie zeigt nun, dass das im westeuropäischen Vergleich sehr niedrig ist. Insgesamt ist die Lohnuntergrenze zuletzt europaweit deutlich gestiegen.
Der deutsche Mindestlohn bleibt einer Studie zufolge verglichen mit anderen westeuropäischen Ländern eher niedrig. Zwar wurde er zu Jahresbeginn von 8,50 auf 8,84 Euro je Stunde angehoben. In den westeuropäischen Euro-Staaten liegt die Lohnuntergrenze aber bei mindestens 9,25 Euro, wie aus einem Bericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht.
In Luxemburg etwa sind es 11,27 Euro, in Frankreich 9,76 Euro. In den Niederlanden werden mindestens 9,52 Euro gezahlt. In Belgien beträgt der Mindestlohn 9,28 Euro und in Irland 9,25 Euro.
In Großbritannien muss umgerechnet mit 8,79 Euro etwas weniger als in Deutschland gezahlt werden - allerdings nur wegen der kräftigen Pfund-Abwertung nach dem Brexit-Votum. Bei stabilem Umrechnungskurs betrüge der Mindestlohn 9,92 Euro "und würde damit einen europäischen Spitzenwert einnehmen", erklärte WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten.
Die südeuropäischen EU-Staaten haben Lohnuntergrenzen zwischen 3,35 Euro in Griechenland und 4,29 Euro in Spanien. In den meisten mittel- und osteuropäischen Ländern seien die Mindestlöhne noch deutlich niedriger, auch wenn sie aufholten. In Polen müssten jetzt mindestens 2,65 Euro pro Stunde bezahlt werden.
Reale Steigerung dank Mini-Inflation
22 der 28 EU-Staaten verfügen über eine entsprechende gesetzliche Regelung. Alle haben ihre Lohnuntergrenze zum 1. Januar oder bereits im Laufe des vergangenen Jahres angehoben. Lediglich in Griechenland gab es wegen der Vorgaben der internationalen Geldgeber kein Plus. Die nominalen Erhöhungen waren die stärksten seit 2007. Nominal legten die Mindestlöhne im Mittel aller 22 Länder um fünf Prozent zu. Da gleichzeitig die Inflation sehr niedrig war, legten die Mindestlöhne in den meisten EU-Ländern auch real deutlich zu.
Nachdem die Sparpolitik in vielen EU-Staaten Anhebungen über längere Zeit verhindert habe, habe sich der "seit einigen Jahren andauernde Trend hin zu einer dynamischeren Mindestlohnentwicklung noch einmal beschleunigt", erklärte Tarifexperte Schulten. Gemessen am mittleren Lohnniveau sei der Mindestlohn in vielen Ländern aber weiterhin niedrig. Deutschland rangiere "im internationalen Mittelfeld", hieß es.
Quelle: ntv.de, mli/rts/AFP