Wirtschaft

Wer folgt auf Lagarde?Deutschland greift nach dem EZB-Thron

11.12.2025, 12:07 Uhr
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Die Amtszeit an der EZB-Spitze ist auf acht Jahre begrenzt. (Foto: picture alliance/dpa)

Trotz ungünstiger Ausgangslage hofft Berlin auf eine historische Chance: Die Bundesregierung bereitet sich auf einen Machtkampf um den Chefposten der Europäischen Zentralbank vor.

Die Bundesregierung will trotz schwieriger Ausgangslage Ansprüche auf den Chefposten der Europäischen Zentralbank (EZB) anmelden. Das erfuhr das "Handelsblatt" aus Regierungs- und Notenbankkreisen. Die Amtszeit von EZB-Präsidentin Christine Lagarde geht regulär noch bis Ende Oktober 2027. Über die Nachfolge wird bereits jetzt diskutiert.

EZB-Direktorin Isabel Schnabel und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel haben Interesse signalisiert. Weitere aussichtsreiche Kandidaten für den EZB-Chefposten sind die ehemaligen Zentralbankgouverneure Klaas Knot aus den Niederlanden und Pablo Hernandez de Cos aus Spanien.

Deutschland als größte Volkswirtschaft des Euroraums hat den Posten noch nie besetzt. Aktuell ist dabei allerdings eine Hürde, dass mit Ursula von der Leyen bereits eine Deutsche an der Spitze der EU-Kommission steht. Ihre Amtszeit geht noch bis 2029. Dass Deutschland zwei solch mächtige Ämter gleichzeitig besetzt, ist unwahrscheinlich. Ein Mitglied der Bundesregierung konstatiert im Gespräch mit der Zeitung: "Natürlich haben wir schlechte Karten." Aber es könne immer wieder eine Situation eintreten, in der doch etwas gehe. "Darauf müssen wir vorbereitet sein".

Dem Bericht zufolge ist es zum Beispiel nicht ausgemacht, dass von der Leyen bis 2029 Kommissionspräsidentin bleibt. Schließlich werde sie auch als Nachfolgerin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gehandelt. Dessen Amt endet im März 2027. Das könnte die Chance Deutschlands auf den EZB-Chefposten erhöhen. Sollte Lagarde allerdings schon im nächsten Jahr von ihrem Amt zurücktreten, würde das die deutsche Position schwächen.

Im Sommer hatten Gerüchte die Runde gemacht, Lagarde könnte womöglich ihre Amtszeit früher beenden, um nach Davos zum Weltwirtschaftsforum zu wechseln. Lagarde wurde im Jahr 2019 ernannt. Die Amtszeit an der EZB-Spitze ist auf acht Jahre begrenzt.

Sollte Deutschland bei der Lagarde-Nachfolge leer ausgehen, setze Berlin auf den Posten des EZB-Chefvolkswirts, heißt es im "Handelsblatt". Ein Name, der dabei immer wieder falle: der frühere Wirtschaftsweise Volker Wieland. Der konservative Ökonom stoße allerdings bei der SPD noch auf Vorbehalte.

Quelle: ntv.de, jki

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