Maue Eurozonen-Wirtschaft Draghi erwägt weitere Zinssenkungen
18.06.2019, 11:53 Uhr
Laut EZB-Präsident Draghi gibt es Hinweise auf eine anhaltende Konjunkturschwäche.
(Foto: imago/Hannelore Förster)
Zwar sind die Zinsen in der Eurozone seit Jahren ultraniedrig - dennoch bringt EZB-Chef Draghi weitere Senkungen ins Spiel. Auch Anleihenkäufe seien aufgrund einer unsicheren Wirtschaftslage denkbar, so der Zentralbanker.
Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert auf eine noch lockerere Geldpolitik zu. Sollte sich der Wirtschaftsausblick nicht bessern, sei eine zusätzliche Lockerung notwendig, sagte EZB-Präsident Mario Draghi auf der EZB-Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra. Zusätzliche Zinssenkungen und weitere Anleihekäufe seien denkbar, sie gehörten zum Instrumentenkasten der EZB.
Der Euro gab nach den Aussagen Draghis um einen halben Cent nach. An den europäischen Kapitalmärkten sanken die Renditen deutlich. In Deutschland fiel die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf ein neues Rekordtief. Die Aktienmärkte reagierten positiv. Der Dax erholte sich um rund 160 Punkte von seinem Tagestief und stieg um 0,5 Prozent ins Plus auf 12.147 Punkte.
Laut dem EZB-Präsidenten deuten Indikatoren für die nächsten Quartale auf eine anhaltende Schwäche hin. Risiken wie geopolitische Faktoren, der zunehmende Protektionismus und anfällige Schwellenländer seien nicht geschwunden und hätten die Exporte und den verarbeitenden Sektor belastet. "Sollte es zu keiner Besserung kommen, sodass ein nachhaltiger Inflationsanstieg in Richtung unseres Zielbereichs gefährdet wäre, wäre ein zusätzlicher Stimulus notwendig", sagte Draghi.
Inflation weiter unter EZB-Ziel
Die EZB peilt bei der Inflation mittelfristig einen Wert von knapp zwei Prozent an, verfehlt dieses Ziel aber seit Langem. Zuletzt bewegte sich die Inflation in der Eurozone wieder deutlich weg von der Zielmarke: Im Mai legte sie lediglich um 1,2 Prozent zu nach 1,7 Prozent im April, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat bekannt gab.
Draghi fordert aber auch die Regierungen der Euro-Staaten auf, mehr für die Belebung des Wachstums zu tun. "In den vergangenen zehn Jahren hat die Bürde der makroökonomischen Anpassung überproportional auf den Schultern der Geldpolitik geruht", sagte Draghi. Geldpolitik könne ihr Ziel zwar auch immer alleine erreichen, aber gerade in Europa mit seinem großen öffentlichen Sektor sei es schneller und mit weniger Nebenwirkungen zu erreichen, wenn die Finanzpolitik in die gleiche Richtung wirke.
Quelle: ntv.de, kst/dpa/rts/DJ