Wirtschaft

Lagarde verteidigt Zinswende EZB schockt Anleger mit Inflationsprognose

Der nächste Zinsschritt im September könnte größer ausfallen: EZB-Präsidentin Lagarde hat mit Rekordinflation zu kämpfen.

Der nächste Zinsschritt im September könnte größer ausfallen: EZB-Präsidentin Lagarde hat mit Rekordinflation zu kämpfen.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Nach elf Jahren Niedrigzinsphase leitet die EZB die Wende ein und beginnt im Juli mit einer moderaten Zinsanhebung. Präsidentin Lagarde verspricht dennoch keinen schnellen Dämpfer für die Rekordinflation. Ganz im Gegenteil: Die Prognosen sind düster und verderben den Anlegern die Laune.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angesichts steigender Energiepreise ihre Inflationsprognosen für die Euro-Zone kräftig angehoben. Ihre Volkswirte erwarten für das laufende Jahr jetzt eine durchschnittliche Teuerungsrate in der Währungsunion von 6,8 Prozent, wie die EZB am Nachmittag mitteilte. Noch im März hatten sie 5,1 Prozent veranschlagt. 2023 soll die Teuerungsrate bei 3,5 (bisher 2,1) Prozent liegen und 2024 dann auf 2,1 (bisher: 1,9) Prozent nachgeben.

In einer ersten Reaktion warfen Anleger Aktien und Anleihen aus den Depots. Der Euro ging auf Berg- und Talfahrt. "Die Anpassung der Inflationserwartung hat die Börsen auf dem falschen Fuß erwischt", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die EZB-Volkswirte erwarten für das laufende Jahr jetzt eine durchschnittliche Teuerungsrate in der Währungsunion von 6,8 Prozent statt wie zuvor 5,1 Prozent. 2023 soll die Teuerungsrate bei 3,5 (bisher 2,1) Prozent liegen. "Mit einer so deutlichen Anpassung nach oben haben die wenigsten gerechnet", sagte Altmann. Sie mache sowohl größere Zinsschritte als auch einen länger andauernden Erhöhungszyklus deutlich wahrscheinlicher.

"Kein Schritt. Eine Reise"

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EZB-Präsidentin Christine Lagarde kündigte zuvor eine Zinserhöhung für Juli an und einen weiteren - womöglich größeren - Schritt im September. Die EZB strebt mittelfristig zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an. Dieses Niveau birgt aus ihrer Sicht für den Euro-Raum die meisten Vorteile. Zuletzt war die Teuerungsrate wegen rasant steigender Energiepreise allerdings immer weiter über die Zielmarke hinausgeschossen. Im Mai markierte sie mit 8,1 Prozent ein Rekordhoch.

Hoffnungen auf einen schnellen Rückgang der Inflation im Euro-Raum durch die für Juli angekündigte Zinswende dämpfte die EZB-Präsidentin. "Erwarten wir, dass die Zinserhöhung im Juli unmittelbare Auswirkungen auf die Inflation haben wird? Die Antwort lautet: Nein", sagte Lagarde in Amsterdam. "Es ist kein Schritt, es ist eine Reise", fügte sie hinzu.

Auch Wirtschaftswachstum geringer

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Die Zinswende ist ihren Angaben nach von der EZB-Führung mit großer Einigkeit getroffen worden. "Die Entscheidung wurde einstimmig gutgeheißen", sagte Lagarde. "Wir hatten eine sehr produktive Diskussion." Sie signalisierte zugleich, dass der nächste Zinsschritt im September größer ausfallen könnte als die für Juli anvisierte Anhebung von 0,25 Prozentpunkten. Voraussetzung dafür sei, dass die hauseigenen Prognosen die Inflationsrate im Jahr 2024 bei 2,1 Prozent oder höher sehen. Die EZB strebt eine Inflationsrate von mittelfristig zwei Prozent an, was sie 2024 das vierte Jahr in Folge verfehlen könnte. Aktuell liegt die Teuerungsrate auf dem Rekordniveau von 8,1 Prozent.

Die EZB-Volkswirte sagen für das laufende Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent für die Währungsunion voraus. Noch im März hatten sie ein Plus von 3,7 Prozent prognostiziert. Für 2023 rechnen sie nun mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,1 (bisher: 2,8) Prozent. Für 2024 werden ebenfalls 2,1 (bisher: 1,6) Prozent erwartet.

Quelle: ntv.de, mau/rts

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