Neue Regeln für Anleihekäufe? EZB will weiter shoppen gehen
06.10.2016, 16:04 Uhr
Bis kommenden März will die EZB Staats- und andere Schulden für insgesamt 1700 Milliarden Euro kaufen. Aber geeignete Papiere werden knapp.
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Dass die EZB bald Schluss mit ihrer Billiggeldflut machen könnte, macht Börsianern Angst. Der Anleihemarkt ist bereits ziemlich leergekauft. Das räumt auch die EZB ein. Doch sie weiß, wie sie das ändern kann.
Die gute Nachricht für Börsianer lautet: Die geldpolitische Wende wird so schnell nicht kommen. Zumindest gibt es dafür noch keine Pläne. Die Europäische Zentralbank will vielmehr an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten, um Konjunktur und Preisentwicklung weiter ausreichend Impulse zu geben, wie aus dem veröffentlicheten Protokoll der EZB-Sitzung vom September hervorgeht.
Der EZB-Rat ist demnach entschlossen, die Geldpolitik falls erforderlich auch noch weiter zu lockern. Wie aus dem Dokument vom 8. September hervorgeht, ist der Rat mit der Inflationsentwicklung längst nicht zufrieden. Er beauftragte Expertengruppen deshalb, Änderungsvorschläge für die Parameter des Anleihekaufprogramms zu machen, und sich dabei auf deren geldpolitische Wirksamkeit zu konzentrieren.
Die Finanzierungsbedingungen müssten so gestaltet bleiben, dass sie zu einer Erholung der Konjunktur und der Inflationsentwicklung beitragen, ist weiter protokolliert. "Es ist daher von entscheidender Wichtigkeit, das sehr erhebliche Ausmaß geldpolitischer Unterstützung aufrecht zu erhalten." Der EZB-Rat solle sich dabei aber nicht über Gebühr von Markterwartungen beeinflussen lassen.
Wie knapp sind Anleihen?
Auf ihrer Zinssitzung räumten die Währungshüter allerdings auch zunehmende Knappheitsprobleme bei einigen Anleihen in ihrem billionenschweren Wertpapier-Kaufprogramm ein. Die Euro-Wächter betonten dabei allerdings, dass die Notenbank jederzeit die Stellschrauben ihres Programms ändern könne, um ihre Ziele zu erfüllen. Genauere Aussagen zu möglichen Änderungen am Ankaufprogramm enthält das Sitzungsprotokoll nicht.
Beobachter gehen davon aus, dass den Zentralbanken des Eurosystems bei den aktuellen Parametern gegen Jahresende die ankaufbaren Papiere ausgehen werden. Die Zentralbanken des Eurosystems kaufen derzeit monatlich Anleihen für 80 Milliarden Euro. Der größte Teil davon sind Staatsanleihen.
Die Zentralbanken kaufen nicht x-beliebig Anleihen auf. Sie folgen selbstauferlegten Beschränkungen, die den Pool der für Ankäufe verfügbaren Papiere allerdings auch begrenzen. So dürfen keine Anleihen erworben werden, deren Rendite niedriger als der Einlagensatz (derzeit minus 0,40 Prozent) ist. Außerdem kaufen die Zentralbanken Staatsanleihen nur gemäß ihrem Anteil am EZB-Kapital. Zudem kaufen die Zentralbanken Anleihen nur so lange, bis sie maximal ein Drittel einer einzelnen Emission besitzen, oder ein Drittel aller Anleihen eines Emittenten.
Ankaufregeln modifizieren
Das lettische EZB-Ratsmitglied Ilmars Rimsevics sagte am Tag nach der Ratssitzung, dass mindestens drei Elemente des Programms geprüft würden: Der Kapitalschlüssel, das Ankaufvolumen und die Renditeuntergrenze. Möglich sei aber auch, dass noch über andere Punkte geredet werde.
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann machte klar, welche Anpassungen am laufenden Ankaufprogramm er auf keinen Fall sehen möchte: Eine Aufgabe des Kapitalschlüssels bei den Ankäufen zugunsten anderer Bemessungsgrößen, zum Beispiel des Volumens ausstehender Staatsanleihen. Auch an dem Prinzip, dass die Zentralbanken des Euroraums nur Papiere ihres eigenen Staats kaufen, will Weidmann festhalten.
Spekulationen über eine abebbende Billiggeldflut der EZB hatte die Aktienmärkte diese Woche belastet. Anleger nahmen aus Sorge vor der geldpolitischen Wende ihre Gewinne mit.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ