So geht es der Rente wirklichEine Schock-Nachricht für Renten-Paniker!

Die gesetzliche Rentenversicherung steht in der Zukunft vor Herausforderungen. Jede notwendige Reformdebatte sollte aber mit einer nüchternen Analyse des Ist-Zustandes beginnen. Die öffentliche Diskussion vermittelt einen völlig falschen Eindruck von der aktuellen Lage.
Ob man mit Kollegen, Freunden, älteren oder jüngeren Verwandten spricht - die meisten sind geschockt, wenn sie die Wahrheit über die Rente erfahren: Der Rente geht es gut! Die gesetzliche Rente in Deutschland steht, anders als viele felsenfest überzeugt sind, keineswegs kurz vor dem Zusammenbruch. Vor allem ist die in jüngsten Debatten immer wieder als untragbar beklagte Belastung für Beitrags- und Steuerzahler in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Sie lesen richtig: gesunken.
Wenn man die alarmistischen Berichte und Debattenbeiträge der vergangenen Tage und Wochen, nicht nur von konservativen Jungpolitikern, sondern auch von manchen Wirtschaftsweisen hört, scheint das unglaublich. Daher hier die Fakten: Aktuell beläuft sich der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung auf 18,6 Prozent des Bruttogehalts, deutlich niedriger als vor 15 Jahren, als er bei 19,9 Prozent lag, oder Ende der 1990er Jahre, als der Beitragssatz kurzfristig auf über 20 Prozent gestiegen war.
Gleichzeitig ist auch die Belastung des Bundeshalts durch die Rente gesunken: Die Eurosummen erscheinen erschreckend groß: Rund 117 Milliarden Euro überwies der Bund 2024 an die Rentenversicherung. Aber nur in absoluten Zahlen ist das ein Rekord. Während diese Zahlungen 2024 25 Prozent des Bundeshaushalts ausmachten, waren es 2005 rund 30 Prozent gewesen. Gemessen an der Wirtschaftsleistung – der aussagekräftigste Indikator, wenn es um die finanzielle Belastung der Gesellschaft geht – wurden 2004 3,35 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für steuerfinanzierte Zuschüsse zur Rentenversicherung aufgewendet, 2024 sanken diese Zahlungen auf 2,7 Prozent.
Gleichzeitig ist die Kaufkraft der Renten in dieser Zeit gestiegen. Das statistische Rentenniveau wurde in den vergangenen Jahrzehnten zwar abgesenkt. Für viele Rentner wurden allerdings immer wieder spezielle Zusatzleistungen eingeführt – etwa Rentenzuschläge für langjährige Versicherte und die abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren. Trotz dieser teilweisen Ausweitung der Leistungen und der sinkenden Belastung für Beitrags- und Steuerzahler steht die Rentenversicherung derzeit finanziell überraschend solide da: 2024 wies sie einen minimalen Fehlbetrag zwischen Einnahmen und Ausgaben von weniger als 0,2 Prozent aus. Im kommenden Jahr könnte dieses Minus auf knapp unter ein Prozent steigen. Eine dramatische Kostenexplosion ist auch das nicht.
Unbestritten ist, dass das Rentensystem in Zukunft vor einer großen Herausforderung steht. Der demografische Wandel in Gestalt der Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge beginnt gerade erst und wird das Umlagesystem zusätzlich belasten. Grundlage aller notwendigen Reformdebatten sollte aber eine realistische Bestandsaufnahme des Ist-Zustands sein, nicht undifferenzierte Panik. Aus einer solchen Analyse ergibt sich unter anderem, dass ein Teil der zu erwartenden Ausgabensteigerungen durch den Bundeshaushalt getragen werden könnte. Zudem ließe sich eine von manchen befürchtete Kostenexplosion bei der Rente schon dann deutlich abfedern, wenn der Rentenversicherung nicht immer neue Zusatzleistungen wie die derzeit geplante Ausweitung der Mütterrente aufgebürdet würden.