Höhere Steuern und Umlagen Eon-Chef erwartet langfristig steigende Energiepreise
11.10.2024, 08:02 Uhr Artikel anhören
Die Preise für Strom und Gas sind von ihren Höchstständen nach Russlands Angriff auf die Ukraine wieder weit entfernt - aber dennoch hoch.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wegen der neuen Kostenverteilung des Stromnetz-Ausbaus können viele Kunden 2025 günstigere Energiepreise erwarten. Der Energieversorger Eon glaubt aber, dass staatliche Steuern und Umlagen langfristig weiter ansteigen werden. Als Grund werden Investitionen genannt.
Filip Thon, Chef von Eon Energie Deutschland, erwartet steigende Energiepreise für die Verbraucher. "Der Anteil der Netzgebühren am Strompreis nähert sich der 30-Prozent-Marke", sagte Thon dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Insgesamt machten diese und weitere staatlich festgelegte Steuern und Umlagen mittlerweile rund 56 Prozent des Strompreises aus. Auf die Frage, ob dieser Anteil steigen werde, antwortete der Manager: "Ja, davon gehe ich perspektivisch aus." Zur Begründung betonte er: "Wir brauchen steigende Investitionen in die Netzinfrastruktur, um die Erneuerbaren weiter in den Strommarkt zu integrieren."
Beim Erdgas erwartet Thon ebenfalls steigende Tarife: "Die Betreiber jüngerer Gasnetze könnten diese Netze zum Beispiel nun schneller abschreiben, weil Deutschland bis zum Jahr 2045 aus dem Erdgas aussteigen will. Das bringt für die Endkunden voraussichtlich steigende Preise für Erdgas." Aufschläge drohten zudem wegen der Witterung: "Wenn wir einen kühleren Winter bekommen, dann können sich die Preise ganz schnell verdoppeln."
Hoffnungen können sich Verbraucher in vielen Regionen Deutschlands zunächst jedoch wegen der neuen Kostenverteilung des Stromnetzausbaus machen. 2025 könnten schätzungsweise zehn Millionen Haushalte in vielen ländlichen Regionen Deutschlands mit niedrigeren Energiepreisen rechnen, während es anderswo etwas teurer wird. Bei der Reduzierung der Netzentgelte, die circa ein Viertel des Strompreises ausmachen, geht es um den Norden und Osten Deutschlands sowie um Bayern, und zwar um das Land und eher nicht um die dortigen Großstädte.
Eon teilte mit, dass seine Verteilnetz-Töchter die Netzentgelte teilweise deutlich absenken. Diese Firmen decken etwa 700.000 Kilometer Stromleitungen ab und damit circa ein Drittel des gesamten deutschen Verteilnetzes. Netzentgelte werden von Gas- und Stromlieferanten als eine Art Gebühr an die Netzbetreiber gezahlt und an die Verbraucher weitergeleitet. Auch die Kosten für den Stromnetzausbau werden auf die Netzentgelte umgelegt.
Sinkende Preise hoch im Norden
Bei Schleswig-Holstein Netz sinken die Netzentgelte im kommenden Jahr um 27 Prozent - sie ist für große Teile des nördlichsten deutschen Bundeslandes zuständig, allerdings nicht für die Großstädte Kiel und Lübeck. Die in Brandenburg tätige E.DIS Netz GmbH reduziert die Entgelte um 20 Prozent. Bei der ebenfalls in Ostdeutschland aktiven Mitnetz mbH aus Cottbus wird es 10 Prozent günstiger.
In Bayern geht es beim Bayernwerk Netz GmbH um 11 Prozent runter und bei den Lechwerken um 27 Prozent. Bei anderen Firmen sinken die Entgelte ebenfalls zweistellig, etwa beim kommunalen Netzbetreiber Wemag aus Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt rund 800 Stromnetzbetreiber in Deutschland.
Das hessische Unternehmen Syna hebt die Entgelte hingegen um fünf Prozent an und Westnetz aus NRW um ein Prozent, beide Firmen gehören zu Eon: Energiekunden, die in deren Netzgebieten wohnen, müssen sich also auf eine leichte Preiserhöhung einstellen.
Hintergrund der geänderten Entgelte ist eine Vorschrift der Bundesnetzagentur, die die finanziellen Lasten des milliardenschweren Umbaus der Energienetze auf andere Art verteilt als zuvor: Die Netze müssen vor allem dort stark ausgebaut werden, wo viel Ökostrom-Erzeugung entsteht - etwa Windräder im Norden. Allerdings wird nur ein Teil des Stroms vor Ort gebraucht, der andere Teil fließt gen Süden, um Großstädte oder Industriezentren zu versorgen.
Quelle: ntv.de, rog/dpa