Wirtschaft

Beschwerden häufen sich Enpal hat Wachstumsschmerzen

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Enpal zählt zu den am schnellsten wachsenden Start-ups des Landes.

Enpal zählt zu den am schnellsten wachsenden Start-ups des Landes.

(Foto: IMAGO/ingimage)

Enpal gilt als Vorzeige-Startup der Energiewende. Interne Dokumente und Gespräche mit Kunden und Brancheninsidern erwecken jedoch den Eindruck eines aggressiv wachsenden Unternehmens, das in erster Linie auf seine Expansion fixiert zu sein scheint. 

Beim Solaranlagen-Anbieter Enpal häufen sich Beschwerden von Kunden und Stadtwerken und ehemaligen Mitarbeitern über raue Methoden im Zuge des aggressiven Wachstumskurses des Unternehmens. Das zeigen umfangreiche Recherchen des Wirtschaftsmagazins "Capital".

Demnach beschweren sich Kunden des rasant wachsenden Start-ups über unzuverlässige Monteure, Pfusch am Bau oder wochenlange Funkstille im Kundenservice, wie Dokumente belegen. Nach Informationen von "Capital" gehen die Problemfälle inzwischen in die Hunderte.

Dazu kommen Probleme mit den Netzbetreibern. "Capital" konnte Schreiben von knapp 20 Energieunternehmen aus allen Teilen der Republik einsehen, an deren Netzen Enpal-Kunden hängen - darunter viele Stadtwerke. Darin klagen die Netzbetreiber, dass Enpal ihnen nicht die korrekten Zählerstände bei den Kunden übermittele - und so belastbare Angaben zur Kalkulation der Stromrechnung fehlen würden. Damit verstoße das Start-up gegen seine gesetzliche Pflicht als sogenannter Messstellenbetreiber.

Oft fassen die Stadtwerke über Wochen nach - ohne Reaktion, sodass der Ton mitunter auch scharf wird. "Seit Monaten bekommen wir keine Rückmeldung von Ihnen", heißt es in einer E-Mail. Ein anderer verweist auf mehrere gescheiterte "Clearingversuche". Es gibt Abmahnungen, "letzte" Aufforderungen, Drohungen mit Vertragskündigung.

Aggressives Wachstum

Mehrere Netzbetreiber informierten auch die zuständige Bundesnetzagentur über die Probleme mit Enpal. Auf Anfrage wollte sich die Aufsichtsbehörde nicht zu einzelnen Unternehmen äußern, versicherte aber, man gehe grundsätzlich allen Beschwerden nach.

Enpal zählt zu den am schnellsten wachsenden Start-ups des Landes. Die Berliner Firma hat sich für 2023 ambitionierte Ziele gesetzt: Laut dem jüngsten Geschäftsbericht, der "Capital" vorliegt, will das Unternehmen bis Jahresende mehr als 34.000 neue Fotovoltaik-Anlagen montieren. Der Umsatz soll sich demnach fast verdreifachen, von rund 415 Millionen auf bis zu 1,2 Milliarden Euro. Doch der Druck scheint größer zu werden: Denn die Marketingkosten pro Kunde steigen, wie vertrauliche Dokumente zeigen.

Zu Geschäftszahlen wollte sich Enpal auf Anfrage nicht äußern. Auch konkrete Fragen zu den Beschwerden der Netzbetreiber blieben unbeantwortet. Zu den Problemen bei Kunden teilte das Start-up in allgemeiner Form mit: "Als Greentech-Pionier fühlt sich Enpal höchsten Qualitätsstandards verpflichtet, die regelmäßig durch externe Experten zertifiziert und bestätigt werden." Das Start-up bestreitet in seiner Stellungnahme nicht, dass es bei Kunden in einigen Fällen zu Problemen kam - führt dies aber auf die Komplexität bei der Installation von PV-Anlagen auf zig unterschiedlichen Dächern zurück. Man investiere kontinuierlich in Qualitätsmanagement und die Verbesserung der Kunden- und Montageservices. Die Zufriedenheit der Kunden sei im vergangenen Jahr nach eigenen Erhebungen sogar gestiegen.

Dieser Text erschien zuerst bei capital.de

Quelle: ntv.de

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