Wirtschaft

Klimawandel trifft Bauern Ernten werden "immer stärker zu einem Lottospiel"

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38 Millionen Tonnen Getreide haben die Landwirte hierzulande voraussichtlich eingefahren.

38 Millionen Tonnen Getreide haben die Landwirte hierzulande voraussichtlich eingefahren.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die diesjährige Getreideernte liegt unter dem langjährigen Schnitt. Doch angesichts der Wetterkapriolen könne man zufrieden sein, sagte Minister Özdemir. Von der Preisfront hat der Ressortleiter allerdings keine guten Nachrichten für die Verbraucher.

Die deutschen Landwirte sind nach Ansicht von Agrarminister Cem Özdemir immer stärker den Folgen von Klimakrisen ausgesetzt. Zwar sei Landwirtschaft schon immer Draußenwirtschaft gewesen und die Betriebe könnten mit Wetterschwankungen umgehen. "Das neue Normal sieht aber anders aus: Extremwetter als Folgen der Klimakrise machen unsere Ernten immer stärker zu einem Lotteriespiel", sagte der Grünen-Politiker bei der Vorlage erster Ernte-Daten.

Mit dem Ertrag in Scheunen und Silos könne die Branche alles in allem aber zufrieden sein, sagte der Ressortleiter weiter. Ersten Daten zufolge dürften 38 Millionen Tonnen Getreide (ohne Körnermais) hereinkommen - 4,1 Prozent weniger als im Vorjahr und 2,1 Prozent weniger als im mehrjährigen Mittel. Nur in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sei der mehrjährige Vergleich übertroffen worden. Den stärksten Rückgang verbuchten das Saarland, Brandenburg und Hessen.

"Landwirte haben Großes geleistet"

Die Landwirte hätten in den vergangenen Wochen Großes geleistet und dafür gesorgt, dass die Speicher in Deutschland gut gefüllt seien - obwohl die Betriebe je nach Region und Anbaukultur mit teils enormen Wetterherausforderungen zu kämpfen gehabt hätten, sagte Özdemir. Der Bauernverband hatte die Ernte 2023 jüngst als "echte Zitterpartie" bezeichnet und in einer vorläufigen Bilanz ebenfalls von einem Rückgang der Getreidemenge berichtet.

Auf ein nasses Frühjahr folgte lange Trockenheit im Mai und Juni, die Ernte war dann häufig von Regen unterbrochen. Angesichts der deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels gelte es alles zu tun, um Erträge und die Ernährung sichern zu können, betonte der Verband. Dazu gehörten widerstandsfähigere Pflanzen, eine breite Palette an Pflanzenschutz-Wirkstoffen und eine wassersparende Bodenbearbeitung. Özdemir sagte, es gelte, die Landwirtschaft klimafest zu machen. Wer glaube, man könnte später mit Klimaschutz und Klimafolgenanpassung anfangen, vertrete nicht die Interessen der Branche.

Lebensmittel sind Preistreiber

Der Naturschutzbunds (NABU) erklärte, der diesjährige Regensommer zeige das andere Gesicht der Klimakrise, die die Lebensmittelproduktion vor Herausforderungen stelle. Umso wichtiger sei es, die Agrarflächen naturverträglich zu nutzen und so widerstandsfähiger gegen Dürren und Starkregen zu machen, etwa mit humusreichen Böden und Blühstreifen.

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Mit Blick auf die Kosten für Verbraucher sagte Özdemir, dass die Lebensmittelpreise ein Inflationstreiber blieben. Dem Ministerium zufolge haben sich die Preise für Agrarprodukte zwar wieder normalisiert. Allerdings blieben die Kosten für Betriebsmittel wie Diesel, Dünger und Pflanzenschutzmittel über dem Vorkriegsniveau. Die höheren Kosten entlang der Wertschöpfungskette wiederum verteuerten Lebensmittel für die Verbraucher.

Die Branche werde deshalb darin unterstützt, sich unabhängiger von synthetischem Dünger oder Pflanzenschutzmitteln zu machen, sagte der Minister weiter. "In eine klimafeste Landwirtschaft zu investieren, macht uns unabhängiger von volatilen Weltmärkten und ist sinnvoller und günstiger, als Schäden auszugleichen."

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts/AFP

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