Wirtschaft

"Abhängigkeiten sind Waffen" Europa setzt auf Lateinamerika statt China

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Borrell sieht 2023 als Schlüsseljahr für Abkommen insbesondere mit Lateinamerika.

Borrell sieht 2023 als Schlüsseljahr für Abkommen insbesondere mit Lateinamerika.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Schmerzlich spürt die EU ihre Abhängigkeit, als Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs den Gashahn zudreht. China soll eine solche Machtposition gar nicht erst erreichen. Alternative Handelspartner suchen die Europäer in Lateinamerika.

Die Europäische Union möchte eine wirtschaftliche Abhängigkeit von China wie zuvor von Russland vermeiden und den Handel mit Lateinamerika ausbauen. "Wir haben gemerkt, dass Abhängigkeiten, die Bausteine des Friedens waren, auch Waffen sind, die sich gegen uns richten können", sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mit Blick auf die Abhängigkeit Europas von russischem Gas in einer Rede auf dem Iberoamerikanischen Gipfel in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik.

Die Abhängigkeit Europas von Russland war durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine deutlich geworden, als Moskaus Gaslieferungen nach Europa eingeschränkt wurden und der Kontinent nach anderen Energieversorgern suchen musste. Diese Abhängigkeit habe "Putin glauben lassen, er könne ungestraft in die Ukraine einmarschieren", weil Europa "in den zu 40 Prozent aus Russland stammenden Gaslieferungen" gefangen gewesen sei, fügte Borrell hinzu. Eine derartige Abhängigkeit von China müsse vermieden werden, betonte er.

Der EU-Außenbeauftragte bezeichnete 2023 als "Schlüsseljahr" für Abkommen mit anderen Ländern, insbesondere mit Lateinamerika - auch im Hinblick auf das Gipfeltreffen zwischen der EU und der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) Mitte Juli. "Europa und Lateinamerika haben die Gelegenheit zu zeigen, dass ihre Handelsbeziehungen immer eine Quelle des Fortschritts sind", sagte Borrell und betonte, dass die europäischen Investitionen in Lateinamerika höher seien als in Russland, China, Indien und Japan "zusammengenommen".

Laut einem Bericht der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik kamen im Jahr 2021 etwa 36 Prozent der 142 Milliarden US-Dollar - 132 Milliarden Euro - an ausländischen Investitionen in der Region aus Europa.

Quelle: ntv.de, chl/AFP

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