Anschlag auf Werk in Grünheide Experte: Tesla gibt Schadenshöhe zu hoch an
07.03.2024, 10:16 Uhr Artikel anhören
Die Tesla-Fabrik in Grünheide steht nach einem Brand eines Strommasts still.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung des Tesla-Werks in Grünheide beziffert der Fabrikleiter den Schaden mit fast einer Milliarde Euro. Branchen-Kenner Dudenhöffer hält das für übertrieben.
Der Branchen-Experte Ferdinand Dudenhöffer schätzt den bisher erwarteten Schaden des Produktionsstopps von Tesla in Grünheide nach dem Anschlag auf die Stromzufuhr des US- Elektroautobauers geringer ein als das Unternehmen. "Der reine Produktionsausfall für eine Woche ist nach meiner Einschätzung nach der derzeitigen Marktlage eher mit Schäden von vielleicht 100 Millionen Euro vergleichbar", sagte der Direktor des Center for Automotive Research. "Eine neunstellige Summe ist schon eine hohe Nummer, die nur nachvollziehbar ist, wenn sehr hohe Schäden an Maschinen durch den Brand bei Tesla entstanden sind."
Tesla-Werksleiter André Thierig hatte den wirtschaftlichen Schaden mit einem hohen neunstelligen Bereich angegeben, also Hunderte Millionen Euro. Er bezog darin den Umsatzverlust der Fahrzeuge ein, die nicht verkauft werden können und ging zunächst von einem Ausfall in dieser Woche aus. Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung bleibt die Produktion bei Tesla aber bis voraussichtlich Ende nächster Woche unterbrochen. Das teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit.
"Nachfrage nach E-Autos ist schlecht"
Unbekannte Täter hatten am Dienstag auf einem Feld Feuer an einem Strommast gelegt, der auch für die Versorgung der Tesla-Fabrik zuständig ist. Die Produktion in Grünheide wurde vorerst gestoppt. Der US-Elektroautobauer rechnet noch mit einem tagelangen Ausfall. Eine linksextreme Gruppe hatte erklärt, sie sei für den Anschlag verantwortlich.
Dudenhöffer sieht bei dem Autobauer Möglichkeiten zum Auffangen des Ausfalls. "Derzeit können sie keine Autos bauen. Die Nachfrage für Elektrofahrzeuge ist im Moment aber auch schlecht", sagte Dudenhöffer. "Im Februar hat Tesla in Deutschland mit rund 6000 Neuzulassungen 22 Prozent weniger Fahrzeuge in den Markt gebracht als im Vorjahresmonat." Die Tesla-Nachfrage leide auch in Märkten wie China. "Daher sind die Tesla-Werke in Schanghai und USA nach meiner Einschätzung aktuell nicht ausgelastet und können die Grünheide Ausfälle 'auffangen'."
Eine Installation etwa von Notstromaggregaten sieht Dudenhöffer kritisch, da sie Kosten verursachten und gewartet werden müssten. Tesla bezieht öffentlichen Strom, während etwa Volkswagen den Strom für sein Stammwerk in Wolfsburg selbst produziert.
Zehntausende Anwohner waren von dem Stromausfall in Grünheide ebenfalls betroffen. Zu der Tat hat sich die sogenannte Vulkangruppe bekannt. Die linksextreme Gruppe wirft Tesla "extreme Ausbeutungsbedingungen" vor.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa