Riesenschaden für Autobauer Tesla-Produktion in Grünheide ruht bis Ende nächster Woche
06.03.2024, 20:16 Uhr
In Grünheide muss Tesla die Produktion unterbrechen.
(Foto: dpa)
Der Anschlag auf einen Strommast hat massive Auswirkungen auf das Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin. Bis voraussichtlich Ende nächster Woche ist die Produktion dort unterbrochen, wie das Unternehmen mitteilt. Der wirtschaftliche Schaden ist immens.
Nach dem Anschlag auf einen Strommast bleibt die Produktion beim US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide bis voraussichtlich Ende nächster Woche unterbrochen. Das teilte das Unternehmen mit.
Mit dem erzwungenen längeren Produktionsstopp dürften auch die Kosten für Tesla steigen. Zuletzt nannte das Unternehmen als Schaden mehrere hundert Millionen Euro. Aber da war noch mit einem Wiederanlauf der Fertigung am nächsten Montag gerechnet worden. Nun käme eine weitere Woche Stillstand dazu. Pro Tag kann das Unternehmen nun mehr als 1000 Fahrzeuge nicht produzieren. In Grünheide wird Teslas Model Y hergestellt. Der Verkaufspreis dafür liegt etwa zwischen rund 45.000 Euro und knapp 60.000 Euro.
Bislang unbekannte Täter hatten am Dienstag auf einem Feld Feuer an einem Strommast gelegt, der auch für die Versorgung der Tesla-Fabrik zuständig ist. Die Produktion in Grünheide wurde daraufhin gestoppt. Zehntausende Bewohner in der Region waren ebenfalls von dem Stromausfall betroffen.
In einem Bekennerschreiben hatte die linksextreme "Vulkangruppe" den Anschlag für sich reklamiert. Die Polizei bezeichnete das Schreiben als authentisch. Die Gruppierung wirft Tesla "extreme Ausbeutungsbedingungen" vor und schrieb von Sabotage gegen Tesla.
Wirtschaft fordert besseren Schutz
Der Energienetzbetreiber Edis will den Stromausfall bei Tesla möglichst bald beenden. Die Einsatzkräfte arbeiteten mit höchster Priorität an einer vorläufigen technischen Lösung zur möglichst zügigen Wiederversorgung der bisher unversorgten Industrieansiedlung und -produktion sowie des Logistikzentrums, teilte das Unternehmen mit.
Die deutsche Industrie forderte einen besseren Schutz der Infrastruktur. "Infrastrukturen sind die Lebensadern der deutschen Wirtschaft", sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). "Den Schutz dieser Infrastrukturen gilt es nun leider dringend an die veränderte Sicherheitslage anzupassen. Es ist essenziell, dass Investoren Deutschland auch weiterhin als sicheres Land einschätzen können." Der Wettbewerb um Investitionen hänge entscheidend an der Qualität guter Standortfaktoren. Die Sicherheit vor kriminell oder terroristisch motivierten Anschlägen auf die Infrastruktur gehöre bisher dazu.
Bundesregierung verurteilt Anschläge
Die Bundesregierung will mit einem Gesetz den Schutz wichtiger Netze und Anlagen verstärken und die Sicherheitsbemühungen der Betreiber unterstützen. Die Regierung verschleppe aber die Verabschiedung des zugehörigen Gesetzes seit Monaten, kritisierte Wansleben.
Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte, die Bundesregierung verurteile solche Anschläge auf das Schärfste. Das Bundesinnenministerium plant, dass sich das Kabinett zeitnah in der ersten Jahreshälfte mit dem sogenannten Kritis-Dachgesetz befasst. Damit soll die kritische Infrastruktur besser gegen Gefahren geschützt werden. Darüber hinaus sei es erst einmal die Pflicht der Netzbetreiber, ihre Infrastruktur zu schützen, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Maximilian Kall. Dies sei natürlich bei einem Umspannwerk leichter als bei einem Strommast, der auf einem Feld steht.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft schlug vor, Bund und Länder bei der Gefahrenabwehr stärker in die Pflicht zu nehmen. Der öffentliche Zugang zu Daten kritischer Infrastruktur müsse beschränkt werden.
Brandanschlag schon 2021
Auch wenn die Folgen diesmal deutlich gravierender sind, folgt der Anschlag dem gleichen Muster wie der Brandanschlag vom Mai 2021, bei dem ein Stromkabel beschädigt wurde, das unter anderem die Tesla-Baustelle versorgte. Auch damals tauchte ein von den Sicherheitsbehörden als authentisch eingestuftes Schreiben der Selbstbezichtigung im Namen der "Vulkangruppe" auf. Die Täter konnten damals nicht ermittelt werden. Deshalb behelfen sich die Sicherheitsbehörden mit der Arbeitshypothese, dass es sich hier um eher lose vernetzte linksextremistische Kleingruppen mit Schwerpunkt in Berlin und Brandenburg handelt.
Fest steht, dass in den vergangenen Jahren vor allem US-Unternehmen, die sich in der Region Berlin-Brandenburg ansiedeln wollten, nicht immer willkommen waren - auch jenseits von Anschlägen und Sabotage. In Brandenburg mobilisierten unter anderem Umweltschützer sowie Anwohner, die sich gestört fühlten und die AfD gegen die Fabrik von Tesla.
Der US-Internetkonzern Google hatte ein ehemaliges Umspannwerk im Berliner Stadtteil Kreuzberg erworben und Ende 2016 angekündigt, dort einen Campus für junge Firmen und andere Organisationen zu etablieren. Kritiker protestierten dagegen, weil der Campus nach ihrer Ansicht die Gegend stark verändert und teurer gemacht hätte. Schließlich verzichtete Google auf den Start-up-Campus. Auf die Frage eines Journalisten, ob die Bundesregierung negative Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Deutschland fürchte, antwortete der Regierungssprecher: "Ich würde da jetzt vor Alarmismus warnen."
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP/rts