Turbulenzen im Bankensektor Experten: Sparer müssen sich nicht sorgen
20.03.2023, 14:14 Uhr
Fachleute warnen nach der Credit-Suisse-Übernahme vor Panikreaktionen.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Eigentümer von Bankaktien müssen am Morgen nach der Credit-Suisse-Übernahme deutliche Verluste hinnehmen. Sparer haben nach Einschätzung von Experten aber keinen Grund, in Panik zu verfallen. Denn die Regeln wurden seit der Finanzkrise verschärft.
Die Turbulenzen um die schweizerische Großbank Credit Suisse sowie zuvor im US-Bankensektor sorgen auch in Deutschland für Unruhe. Grund zur Besorgnis haben jedoch weniger Sparerinnen und Sparer als vielmehr die Beschäftigten der betroffenen Geldinstitute sowie möglicherweise Anlegerinnen und Anleger. Das deutsche Bankensystem sei "gut aufgestellt", ließ Bundeskanzler Olaf Scholz über einen Sprecher versichern.
Für Einlagen besteht in Deutschland ein gesetzlicher Schutz bis zu einer Summe von 100.000 Euro pro Person und Bank. Die Regeln waren 2015 in der EU verschärft und vereinheitlicht worden. In bestimmten Fällen, etwa wenn es um Einlagen aufgrund sozialrechtlicher Ansprüche oder aus privaten Immobilienverkäufen geht, können sogar bis zu 500.000 Euro als schutzwürdig eingestuft werden.
Hinzu kommen Absicherungen durch freiwillige Einlagensicherungsfonds der Banken selbst, die auch Einlagen oberhalb von 100.000 Euro abdecken. Für Sparerinnen und Sparer greife damit "ein doppeltes Sicherungsnetz aus gesetzlicher und freiwilliger Einlagensicherung", sagt Hilmar Zettler vom Bundesverband deutscher Banken (BdB).
"Es gibt keine faulen Kredite"
Der gesetzliche Schutz betrifft sowohl Privatleute als auch Unternehmen. Etwas komplizierter ist die Lage bei Einlagen außerhalb der EU, einschließlich Einlagen bei der Credit Suisse selbst. Allerdings gibt es auch in der Schweiz ein Sicherungssystem für Einlagen bis zu 100.000 Franken, etwa 100.800 Euro. Zudem soll die Übernahme der Credit Suisse durch die ebenfalls schweizerische UBS deren Geschäfte absichern.
Vor allem weisen aber Expertinnen und Experten darauf hin, dass sich die Krisenfestigkeit der Banken seit der Finanzkrise ab 2007 deutlich verbessert habe. Das deutsche Finanzsystem sei "stabil und robust", betonte die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin. "Die Eigenkapital-Quoten sind besser, es gibt keine faulen Kredite", verweist auch der Ökonom Jens Südekum vom wissenschaftlichen Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums in der "Bild"-Zeitung auf deutliche Unterschiede zur Lage vor 15 Jahren.
EZB würde Liquidität absichern
Auf jeden Fall warnen die Fachleute vor Panikreaktionen. Bei einem "Bank Run", also einem plötzlichen Abzug von Bankeinlagen aus Angst vor einer Krise, könne es auch für deutsche Banken eng werden, mahnt Südekum zur Ruhe. Auch der Zinsanstieg könne für Probleme sorgen, wenn etwa bei Baufinanzierern deswegen in größerem Umfang Kredite platzen sollten. Notfalls stünde aber auch die Europäische Zentralbank (EZB) bereit, um die Liquidität von Banken abzusichern.
Deutliche Verluste mussten hingegen zumindest am Morgen Eigentümerinnen und Eigentümer von Bankaktien hinnehmen. Auch generell zog dies die Börsen in Deutschland sowie international zunächst nach unten. Später entspannte sich die Lage wieder.
Quelle: ntv.de, chl/AFP