630.000 offene Stellen Fachkräftemangel klettert 2022 auf Rekordniveau
16.04.2023, 08:15 Uhr
In der Baubranche sind Fachkräfte händeringend gesucht.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Fachkräftemangel in Deutschland ist so hoch wie nie. Einer Studie zufolge waren 2022 mehrere Hunderttausend Stellen unbesetzt. In einigen Branchen konnten 90 Prozent der offenen Stellen nicht besetzt werden.
Der Fachkräftemangel in Deutschland hat laut einer Studie 2022 trotz der Belastungen der Wirtschaft durch den Ukraine-Krieg und die hohe Inflation ein neues Rekordniveau erreicht. Rechnerisch hätten im vergangenen Jahr mehr als 630.000 offene Stellen für Fachkräfte nicht besetzt werden können, weil bundesweit keine entsprechend qualifizierten Arbeitslosen zur Verfügung standen, berichtete das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft.
Dies sei die größte Fachkräftelücke seit Beginn des Beobachtungszeitraums im Jahr 2010. Besonders ausgeprägt waren die Engpässe der Untersuchung zufolge im Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung, sowie im Bereich Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik, wo rechnerisch sechs von zehn offenen Stellen nicht besetzt werden konnten. Überdurchschnittlich hoch war der Fachkräftemangel aber auch in den Sparten Naturwissenschaft, Geografie und Informatik.
Fast verdreifacht hat sich im vergangenen Jahr der Untersuchung zufolge der Fachkräfteengpass im Berufsbereich Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus. Hier konnten im Jahr 2022 rechnerisch gut drei von zehn offenen Stellen nicht besetzt werden. Der starke Anstieg in diesem Bereich sei allerdings auch durch einen Aufholeffekt nach dem starken Einbruch im Zuge der Corona-Pandemie zu erklären.
Grundsätzlich gilt der Untersuchung zufolge auf dem Arbeitsmarkt derzeit die Regel: Je höher die geforderte Qualifikation, desto schwieriger wird die Besetzung offener Stellen. Besonders gesucht waren Expertinnen und Experten mit Hochschulabschluss in den Bereichen Informatik, Elektrotechnik, Bauplanung und -überwachung. Hier fehlten der Studie rechnerisch für neun von zehn offenen Stellen entsprechend qualifizierte Arbeitslose.
Mitte März hatte Ifo-Präsident Clemens Fuest in einem Aufsatz geschrieben, Unternehmen könnten dem Problem mit höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen entgegenwirken. Höhere Löhne führten dazu, dass Arbeitskräfte vermehrt dort eingesetzt werden, wo sie produktiver sind, erklärte der Wirtschaftsforscher. Löhne und Arbeitsbedingungen verbesserten sich insbesondere dort, wo sie aus marktwirtschaftlicher Sicht zu niedrig waren. Sofern Beschäftigte mit niedrigen Einkommen überproportional profitieren, sinke zusätzlich die Ungleichheit.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa