Studie zu DAX, MDAX und SDAX Fast die Hälfte der Neubesetzungen in Vorständen sind Frauen
21.06.2023, 07:51 Uhr Artikel anhören
Helen Giza sorgte im vergangenen Dezember zusammen mit ihrer Vorgängerin für ein Novum.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Führungsetagen von börsennotierten Unternehmen werden weiblicher. Eine Studie stellt bei den Neuberufungen in Vorstände eine "ungewöhnlich starke Dynamik" fest, bei der Headhuntern eine besondere Rolle zukommt. Der Anteil von Frauen in Vorständen insgesamt liegt indes noch weit unter 20 Prozent.
Frauen kommen einer Studie zufolge bei der Neubesetzung von Topposten in börsennotierten deutschen Unternehmen zunehmend zum Zug. Nach einer Auswertung der gemeinnützigen Allbright-Stiftung wurden zwischen September 2022 und März 2023 für fast die Hälfte aller neu zu besetzenden Vorstandsjobs in Unternehmen der DAX-Familie Managerinnen ausgewählt. Das sei eine "ungewöhnlich starke Dynamik". Im Schnitt werden demnach in jedem Jahr insgesamt etwa 100 Top-Posten in den 160 Firmen neu besetzt.
Es gab jüngst auch ein Novum: Als Helen Giza im vergangenen Dezember zur Vorstandsvorsitzenden von Fresenius Medical Care ernannt wurde, löste sie Carla Kriwet ab. Laut "Handelsblatt" folgte damit erstmals in der obersten deutschen Börsenliga eine Vorstandsvorsitzende auf eine Vorstandsvorsitzende. Wobei seit März diesen Jahres Fresenius Medial Care nunmehr im MDax gehandelt wird.
Trotz des jüngsten Anstiegs sind die Topetagen der Unternehmen aus den Börsenindizes DAX, MDAX und SDAX weiterhin von Männern dominiert. Zum 1. März des laufenden Jahres lag der Frauenanteil in den 160 Firmen bei 17,1 Prozent, ein Jahr zuvor waren es 14,3 Prozent.
Bei "Eigengewächsen" Männer vorne
Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen müssen bei Neubesetzbesetzungen in dem Gremium inzwischen darauf achten, dass mindestens eine Frau in der Führungsetage sitzt. Dieses Mindestbeteiligungsgebot gilt seit dem 1. August 2022.
Aus Sicht der Stiftung sollten Unternehmen mehr unternehmen, um weibliche Führungskräfte intern zu fördern. Während männliche Vorstände vor allem als "Eigengewächse" an die Spitze befördert würden, schafften es Managerinnen bislang in der eigenen Firma deutlich seltener an die Spitze. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der heutigen weiblichen Vorstandsmitglieder der DAX-Familie haben demnach nicht im eigenen Unternehmen Karriere gemacht, sondern wurden extern für den Vorstand oder die Ebene darunter rekrutiert. Da spielen Headhunter der Allbright-Stiftung zufolge eine immer größere Rolle. Dagegen waren 83 Prozent der in den vergangenen fünf Jahren intern beförderten Vorstandsmitglieder Männer.
"Wenn wir deutlich mehr Frauen in den Vorständen sehen wollen, brauchen wir Parität nicht nur bei den externen Besetzungen, sondern auch bei den internen Beförderungen bis in die Unternehmensführung", mahnten Stiftungsgeschäftsführer Wiebke Ankersen und Christian Berg. "Die Unternehmen müssen selbst systematisch einen viel größeren Pool an weiblichen Führungskräften auf allen Ebenen aufbauen, daran führt kein Weg vorbei."
Die deutsch-schwedische Allbright-Stiftung setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa