1,5 Billionen Dollar für Banken Fed flutet die Märkte mit Cash
13.03.2020, 10:01 Uhr
Kann Fed-Chef Jerome Powell die Panik stoppen?
(Foto: REUTERS)
Angesichts der Börsenturbulenzen drückt Fed-Chef Powell den Panikknopf. US-Banken erhalten eine gewaltige Finanzspritze. Es ist die dritte Intervention der amerikanischen Notenbank binnen einer Woche. Weitere Maßnahmen werden erwartet. Der radikale Schritt zeigt - zumindest kurzfristig - Wirkung.
Die US-Notenbank (Fed) stemmt sich mit gewaltigen Finanzspritzen gegen einen Zusammenbruch der Märkte infolge der Coronavirus-Krise. Die New Yorker Fed-Filiale, die als operativer Arm des amerikanischen Federal-Reserve-Systems (Fed) agiert, kündigte an, diese Woche insgesamt 1,5 Billionen Dollar an Liquidität für Banken zur Verfügung zu stellen. Außerdem werde sie im Rahmen ihrer monatlichen Wertpapierkäufe eine breite Palette von Staatstiteln erwerben.
Zugleich würden Papiere mit anderen Laufzeiten gekauft. Es ist die dritte Intervention innerhalb von vier Tagen. Erinnerungen an die Finanzkrise 2008 werden wach. Der Schritt signalisiert, dass die Fed auch früher als bislang geplant auf in Krisenzeiten eingesetzte Instrumente zurückgreifen könnte.
Weitere Zinssenkung erwartet
Manche Analysten erwarten demnächst aggressive Maßnahmen der Dollar-Wächter zur Stimulierung der Wirtschaft und zur Stabilisierung des Finanzsystems. "Die Fed dürfte bald mehr tun, einschließlich einer Zinssenkung auf wahrscheinlich null", prognostiziert Citi-Währungsstratege Ebrahim Rahbari. Die Notenbank hatte den Leitzins am 3. März überraschend um einen halben Punkt gesenkt - auf die neue Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent. An den Märkten wird zudem mit einer kräftigen Senkung beim regulären Zinsentscheid am 18. März gerechnet.
Konkret kündigte die New Yorker Fed am Donnerstag drei neue Wertpapierpensionsgeschäfte für diese Woche an. Im Rahmen eines sogenannten dreimonatigen Repo-Geschäfts werden Banken Kredite über 500 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt. Zwei weitere Geschäfte im jeweils selben Volumen sollen am Freitag folgen, ein einmonatiges und ein dreimonatiges. Bei den sogenannten Repo-Operationen werden den Finanzinstituten gegen Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere für Perioden von bis zu drei Monaten Bargeld geliehen. Die bisherigen Kaufprogramme bleiben den Angaben zufolge weiter bestehen.
Der Umfang des Kaufprogramms ist ein Paukenschlag: Er war nicht mit den anderen Notenbanken abgesprochen und übertrifft alles, was bisher an Maßnahmen gegen die Krise eingeleitet wurde. Die Fed fährt mit den Anleihekäufen, die sich nicht mehr auf Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten beschränken, ihr Anleiheportfolio von aktuell 4,2 Billionen Dollar um ein Drittel nach oben.
"Höchst ungewöhnliche Erschütterungen"
Nach Angaben der Fed wurden die zusätzlichen Liquiditätshilfen beschlossen, um auf die "höchst ungewöhnlichen Erschütterungen" an den Staatsanleihemärkten zu reagieren, die die Zentralbanker auf die Pandemie zurückführen. Fed-Chef Jerome Powell hätte die Sicherung der Finanzmärkte in Absprache mit dem geldpolitischen Ausschuss der Notenbank angeordnet.
Das Rettungspaket der Europäischen Zentralbank war am Vortag deutlich kleiner ausgefallen. Die Strategen vom Vermögensverwalter DWS sprachen von einem "Rettungspäckchen". Selten seien die Erwartungen an die EZB höher gewesen, obwohl oder eben gerade weil es so offensichtlich sei, dass die EZB nur einen kleinen Teil zur Lösung der Coronakrise beitragen könne. "Vielleicht hat sie deswegen erst gar nicht versucht, die Markterwartung zu erfüllen, da der Markt ohnehin erst bei einer Übererfüllung zufrieden gewesen wäre", unterstreicht Ulrike Kastens, DWS-Volkswirtin für Europa.
Nach der rasanten Talfahrt vom Donnerstag machen Europas Börsen am Freitagvormittag zumindest einen kleinen Teil ihrer Verluste wett. Beobachter warnen vor zu großem Optimismus. "Die Frage ist nur, wie lange die Ruhe anhält", sagte Christian Henke, Marktexperte beim Brokerhaus IG Markets.
Quelle: ntv.de, ddi/rts